Andreas Toggweiler über die Entwicklung mechanischer Uhren und deren Stellenwert in der Gesellschaft.
Smartwatch von Apple hin, Handy-Boom her, wer in den letzten Tagen die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld besuchte, hat vom scheinbar allgegenwärtigen Hype um die Computer am Handgelenk nicht viel mitbekommen. Nach wie vor dominieren dort Preziosen in allen Varianten und Preiskategorien, welche die Zeit mechanisch messen. Und dies dank der Handwerkskunst im Jurabogen auch genau und in schicker Verpackung. Die Nachfrage nach mechanischen Uhren ist ungebrochen. Firmen, die hochwertige Uhrwerke technisch zuverlässig und in genügender Stückzahl herstellen können, sind aber nach wie vor rar. Auf diesen Umstand hat die Swatch Group vor Jahren selber hingewiesen und die Konkurrenz implizit aufgefordert, aktiver und damit vom Grenchner Lieferant ETA unabhängiger zu werden.
Allzu viel ist nicht passiert. Denn die grundlegende Entwicklung einer neuen mechanischen Uhrenlinie verschlingt Millionen, nicht zu reden von der Serienfertigung. Bezeichnend deshalb, dass auch hier ein chinesischer Investor mit dem Grenchner Hersteller Eterna diesen Schritt wagt. Dass ausgerechnet die Firma, aus der die heutige Marktleaderin hervorging, es nochmals wissen will, mag Zufall sein, wenn auch ein stimmiger. Die Kompetenz, ein solches Vorhaben anzupacken, ist am Jurasüdfuss zweifellos vorhanden, auch wenn das Kapital nun halt aus Fernost kommt.
Illusionen wären allerdings verfehlt. Allein, um in die Dimension der (immer noch vergleichsweise kleinen) Neuenburger ETA-Konkurrentin Sellita vorzustossen, sind noch immense Anstrengungen nötig. Doch ein Schritt ist getan und dass er in der Region stattfindet, ist erfreulich.