Ich sehe sie jeden Tag. Sie stehen da. Dächlikappe auf dem Kopf. Die Arme auf das Geländer der Hilfsbrücke gestützt. Den fachmännischen Blick auf die Bauarbeiten im Fluss gerichtet. Dort, wo der neue Aareübergang entsteht. Nichts bringt sie aus der Ruhe. Nicht einmal das Donnern der Maschinen, wenn ein Fundament in den Flussgrund gerammt wird.
Manchmal weiss ich nicht, welches Schauspiel das grössere ist. Jenes, das die Bauarbeiter in ungewohntem Umfeld aufführen – oder jenes der Rentner-Statisten, die jede Kranbewegung registrieren.
Die Baustelle wird noch bis weit ins nächste Jahr reichen. Die Verkehrsteilnehmer ersehnen den Zeitpunkt, da sich der «Pont neuf» über den Fluss spannt. Doch was ist dann mit den «Bridge-Spottern»? Wie bringen sie ihre Tage zu? Verlagern sie die Theke an der Brücke mit jener in der Beiz? Oder suchen sie sich eine neue Baustelle?
Schon jetzt weiss ich: Jedes Mal, wenn ich über die neue Brücke gehen werde, werden meine Gedanken zu den stillen Beobachtern der Baustelle wandern. Ich finde, sie haben bei der Einweihung neben den Bauarbeitern einen Ehrenplatz verdient. Ob sie etwa gar das Band gemeinsam durchschneiden dürfen?
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