Zürich
Schauen, fragen, ausprobieren: So verlief die Eröffnung der Berufsmesse 2021

Nach der pandemiebedingten Absage im Vorjahr verzeichnete die 16. Ausgabe der Berufsmesse «rekordverdächtig» viele Anmeldungen. Vom 23. bis 27. November können Jugendliche in der Messe Zürich verschiedene Berufe kennenlernen.

Sven Hoti
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Vom 23. bis am 27. November erhalten Jugendliche im Messezentrum Oerlikon die Gelegenheit, in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern.
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So kann man sich etwa im Haarefrisieren üben...
...oder als Pflegerin beziehungsweise Pfleger.
Auch handwerkliche Berufe stehen hoch im Kurs: Bei den Gebäudetechnikern versuchte sich auch der 15-jährige Nico aus Uster (rechts).

Vom 23. bis am 27. November erhalten Jugendliche im Messezentrum Oerlikon die Gelegenheit, in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern.

Valentin Hehli

Nachdem die Zürcher Berufsmesse im letzten Jahr nur drei Wochen vor dem Start pandemiebedingt abgesagt werden musste, zog die diesjährige, 16. Ausgabe, umso mehr Jugendliche an. Organisiert wurde sie vom KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich (KGV) und MCH Messe Zürich. Wie gross das Bedürfnis für die Informations- und Austauschplattform tatsächlich gewesen ist, hätten die Anmeldungen gezeigt, sagte Encarnación Maria Dellai, Leiterin der Berufsmesse, am Dienstag bei ihrer Eröffnungsrede. Von «rekordverdächtigen Anmeldezahlen» war in der Medienmitteilung die Rede.

Rund 90 Ausstellerinnen und Aussteller präsentierten an diversen Ständen in den zwei Hallen des Messezentrums in Zürich Oerlikon rund 500 Lehrberufe sowie Grund- und Weiterbildungen. So war etwa die Zürcher Kantonalbank als Anbieterin von Lehrstellen im Kaufmännischen Bereich vertreten, Coop mit Ausbildungen im Detailhandel und Roche und Novartis mit solchen im Chemie- oder Technologiebereich. Auch die ETH, die Stadt Zürich oder die Schweizer Armee betrieben Stände.

Hunderte Jugendliche schlenderten an diesem Dienstagmorgen durch die Gänge des Messezentrums, als sei Ausverkauf. Zahlreiche Mädchen versuchten sich in handwerklichen Berufsgattungen, die eher als stereotypisch männlich gelten. An den meisten Ständen konnte man die jeweiligen Berufe in kleinen Workshops näher kennen lernen. Überall standen Auskunftspersonen des jeweiligen Unternehmens Red und Antwort. Einige Stände lockten mit Virtual Reality, Videospielen und weiteren Aktivitäten. Man fragte sich, ob die Jungen hier wirklich Interesse am Beruf hatten oder hauptsächlich wegen der unterhaltsamen Spiele da waren.

Jugendliche kamen gut vorbereitet

Wie eine kleine Befragung ergab, ging es zumindest einem Teil der Jugendlichen hier aber um mehr als nur um Unterhaltung oder Freude über ausgefallene Schullektionen. Viele hatten sich im Voraus Gedanken gemacht, welchen Stand sie besuchen wollen. So etwa die 14-jährige Zoe aus Zürich, die sich für die Ausbildung als Fachfrau Gesundheit interessierte, aber auch für eine Berufsmatura. Sie habe sich schlaumachen wollen, welcher Weg nun der passendere für sie sei. Die Beratung sei zwar gut gewesen, sie wisse aber immer noch nicht ganz genau, was sie machen wolle, sagte sie.

«Bildung endet nicht mit der Schule oder der Lehre. Es ist ein lebenslanges Lernen», sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte).

«Bildung endet nicht mit der Schule oder der Lehre. Es ist ein lebenslanges Lernen», sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte).

Valentin Hehli

Da war aber auch der 15-jährige Nico aus Uster, der bereits an einer Lehre als Zimmermann dran ist, nun aber auch Gefallen am Stand der Gebäudetechniker gefunden hatte. Der Stand habe interessant ausgesehen und coole Sachen gehabt, meinte er. Er könne sich gut vorstellen, Gebäudetechniker als Zweitausbildung zu machen.

Damit würde Nico umsetzen, was Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) bei ihrer Eröffnungsrede sagte: «Bildung endet nicht mit der Schule oder der Lehre. Es ist ein lebenslanges Lernen.» Der Weg sei das Ziel, die Bildung ebne diesen Weg. Sie betonte: «Querfeldein ist das neue Geradeaus.»

«In ein paar Jahren sind die Jugendlichen die Säulen unserer Gesellschaft», sagte Thomas Hess, Geschäftsleiter des KMU- und Gewerbeverbandes Kanton Zürich.

«In ein paar Jahren sind die Jugendlichen die Säulen unserer Gesellschaft», sagte Thomas Hess, Geschäftsleiter des KMU- und Gewerbeverbandes Kanton Zürich.

Valentin Hehli

Auch KGV-Präsident Thomas Hess und der Publizist, Philosoph und Physiker Ludwig Hasler brachen eine Lanze für die Berufslehre. «Wir müssen auch in Pandemiezeiten der Berufsjugend Sorge tragen», sagte Hess. «In ein paar Jahren sind sie die Säulen unserer Gesellschaft.»

Hasler, zwar ein Akademiker, aber ursprünglich gelernter Heizungsmonteur, hob die Vorteile einer Berufslehre im Vergleich mit einer Ausbildung am Gymnasium hervor. So sei die Berufslehre «Bildung mit Hand, Fuss und Herz». Hasler meinte: «Wer mit Hand, Fuss und Herz arbeitet, wird nie überflüssig.»

«Hindernisse überwinden, sie listig umspielen – das ist wahre Bildung», sagte Publizist, Philosoph und Physiker Ludwig Hasler.

«Hindernisse überwinden, sie listig umspielen – das ist wahre Bildung», sagte Publizist, Philosoph und Physiker Ludwig Hasler.

Valentin Hehli

Lernende müssten bereits früh lernen, mit anderen auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten und Steine aus dem Weg zu räumen. «Hindernisse überwinden, sie listig umspielen – das ist wahre Bildung.»