Schlieren
Grüne stellen sich gegen den Import von Biogas aus Island und Norwegen

Mit der Beteiligung an einem Biogas-Importeur will der Schlieremer Stadtrat sicherstellen, dass künftig keine Engpässe entstehen. Das Parlament stützt diese Strategie. Die Grünen weisen aber auf einen Makel in den stadträtlichen Plänen hin.

Alex Rudolf
Drucken
Schlieren soll stärker auf Solarenergie setzen. Dies verlangt die GLP-Gemeinderätin Songül Viridén.

Schlieren soll stärker auf Solarenergie setzen. Dies verlangt die GLP-Gemeinderätin Songül Viridén.

Symbolbild: Tobias Hänni

Gleich zwei Geschäfte zum Thema nachhaltige Energie besprach das Schlieremer Gemeindeparlament am vergangenen Montagabend. Neben der Beteiligung an der Swiss Green Gas International, die dereinst synthetisches Gas aus Island und Norwegen importieren soll, stand auch das Postulat von GLP-Gemeinderätin Songül Viridén auf der Traktandenliste. Demnach sollte die Stadt unter anderem prüfen, wie die Dächer der städtischen Liegenschaften besser als Photovoltaik-Standorte genutzt werden können. Beide Geschäfte wurden deutlich angenommen beziehungsweise an den Stadtrat überwiesen. Dennoch wurde diskutiert.

Die Beteiligung an der im vergangenen Jahr gegründeten Swiss Green Gas International in der Höhe von einer Million Franken sei eigentlich ein «No Brainer», sagte Daniel Frey, Präsident der Geschäftsprüfungskommission. Also ein Geschäft, bei dem man nicht nachdenken muss, um die richtige Entscheidung zu treffen. Konkret geht es darum, einen bereits abgeschlossenen Rahmenvertrag, der den Bezug von synthetischem Gas aus diesen Ländern ermöglicht, in eine Beteiligung umzuwandeln. Auf diese Weise, so der Stadtrat, habe man Mitspracherecht und profitiere von zukünftigen Dividenden. Mit dieser Massnahme will die Stadt sicherstellen, dass die vorhandene Gasinfrastruktur weiterhin genutzt werden kann, wenn fossiles Gas seine Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst hat.

Auch das synthetische Gas ist nicht CO2-neutral

Kritik an diesem Vorgehen – es ist ein Geschäft des GLP-Werkvorstandes Andreas Kriesi – kam von den Grünen. Deren Gemeinderat Dominik Ritzmann monierte, dass gerade synthetisches Gas aus Island nicht CO2-neutral sei, da es per Schiff ans Festland transportiert werden müsse. «Ebenfalls gegen ein Gasnetz im grünen Mäntelchen spricht die Abhängigkeit vom Ausland», so Ritzmann. Weiter werde der etwas grünere Gasmix dazu führen, dass Schlieren dereinst weniger Ambitionen habe, in erneuerbare Energien zu investieren. Für Ritzmann steht fest: «So lange das Energiepotenzial in unserer Erde und auf unseren Dächern nicht ausgenutzt wird, sind wir Grünen gegen den Import von synthetischem Gas.» Gehör fand sein Appell im Rat wenig. Mit 23 zu 5 Stimmen wurde die Beteiligung angenommen. Seiner Forderung nach mehr Sonnenenergie wurde aber mittels eines anderen Geschäfts entsprochen.

Viridén fordert von der Stadt, in Sachen Sonnenenergie vorwärtszumachen: «Bis 2030 sollen bei unserem Nachbarn Zürich rund 10 Prozent des Stromverbrauchs durch Solarenergie gedeckt werden», so Viridén. Der Schlieremer Stadtrat soll prüfen, auf welchen städtischen Dachflächen die Installation einer Photovoltaik-Anlage möglich wäre. Weiter will sie, dass die Stadt abklärt, ob allenfalls Dachflächen durch Contracting-Verträge an Private oder Bürgerinitiativen vermietet werden können, sodass diese Photovoltaik-Anlagen installieren und nutzen können. Ohne Ablehnungsantrag nahm der Stadtrat das Postulat entgegen, weshalb das Parlament nicht zur Vorlage befragt wurde.

Ratstelegramm: Keine Lunchcheks für das städtische Personal und neues Schulreglement

- Die 30 anwesenden Gemeinderätinnen und Gemeinderäte behandelten an ihrer Sitzung von Montag weitere Geschäfte. Die Teilrevision der Entschädigungsverordnung der Schulpflege wurde mit 29 Ja-Stimmen angenommen.

- Das Postulat von Walter Jucker (SP), der die Prüfung einer Einführung von Lunchchecks für das städtische Personal forderte, wurde vom Stadtrat abgelehnt. Mit 9 zu 20 Stimmen versenkte das Parlament schliesslich den Vorstoss. In seiner Stellungnahme sagte Stadtpräsident Markus Bärtschiger (SP), dass man mit anderen Massnahmen wie etwa 20 Tage Vaterschaftsurlaub ein attraktiver Arbeitgeber sein wolle.

- Das Postulat von Leila Drobi, wonach die Schaffung einer unabhängigen Kontrollstelle für Funkanlagen geprüft werden sollte, wurde vom Stadtrat entgegengenommen. Der Vorstoss beruht auf der Einzelinitiative des Schlieremers Beat Steiger mit selbem Inhalt, die im März vom Stadtrat für ungültig erklärt wurde. (aru)