Menschen, die Ausserordentliches leisten, im Beruf Einmaliges erlebt haben oder vor grossen Herausforderungen stehen: fünf Geschichten aus dem Leben, erschienen auf unseren Regionalportalen.
«Der Mensch ist grundsätzlich gut», dieser Überzeugung ist Vreni Müller auch nach den 35 Jahren, die sie als Sozialarbeiterin in Gerlafingen, Kanton Solothurn, tätig war.
Nun geht sie in Pension und blickt zurück auf ihre Arbeit, die sich in dieser Zeit stark verändert hat. Im Vergleich zu früher sei ihre Tätigkeit professioneller, komplexer und aufwendiger geworden, dies bedingt auch durch den gesellschaftlichen Wandel. Die Familienstrukturen haben sich geändert und vor allem:
«Probleme, die früher tabu waren, werden aufgebrochen.»
So gehörten früher zum Beispiel Gewalt und Missbrauch in der Familie zu den Tabuthemen. «Heute ist der Zugang zum Sozialamt niederschwelliger, und die Menschen sind aufgeklärter und getrauen sich, nach Hilfe zu fragen», sagt sie. Die Schulen und auch die Kinder würden sich heute früher bei ihnen melden. «Und das ist positiv», hält Vreni Müller fest. Allerdings sei die Erwartungshaltung der Klienten gestiegen.
Vreni Müller blickt auf ihre Zeit als Familienfürsorgerin zurück:
Für einen Text mit 670 Wörtern benötigt eine durchschnittliche Leserin oder ein durchschnittlicher Leser dreieinhalb Minuten. Madlaina Hartmann schafft ihn in 25 Sekunden. Die Würenloserin ist eine Meisterin im Schnelllesen. Sie sagt:
«Wer Wort für Wort liest, schafft etwa 190 Wörter pro Minute. Dabei könnte das menschliche Gehirn in dieser Zeit problemlos 1000 Wörter verarbeiten.»
Liest man Wort für Wort, wird die eigene Kapazität nicht ausgeschöpft. Das Gehirn ist unterfordert, man schweift gedanklich ab. Die Folgen: Man liest langsamer und kann sich den Text schlechter merken.
Madlaina Hartmann gibt Kurse im Speed Reading. Dabei gehe es nicht darum, einfach die Geschwindigkeit zu erhöhen, sondern darum, das Auge zu trainieren. Sie versuche in ihren Kursen, das Gehirn umzupolen und das visuelle Verständnis neu zu konzipieren.
Im Arbeitsalltag gehen täglich 4,14 Stunden für das Lesen von E-Mails oder Aufgaben verloren, das hat Hartmann in ihrer Masterarbeit zum Thema herausgefunden. Können Informationen schneller gelesen und gleichzeitig auch noch besser verstanden werden, hat man mehr Zeit, die effizienter genutzt werden kann, sagt sie.
Diese Frau kann zehnmal schneller lesen als die meisten:
Auch mit 84 Jahren denkt Rolf Stephani aus Baden nicht daran, Justitia den Rücken zu kehren. Geboren in Buchs (Kanton Aargau), führte ihn sein Beruf bis nach New York. Sein Fundus an Anekdoten ist riesig.
Er erzählt: «1992 habe ich die Interessen der Familie Riner aus Wettingen in New York vor dem Geschworenengericht an der Verhandlung gegen ihre Tochter Olivia vertreten. Sie war angeklagt, als Au-pair im Haus ihrer Gastfamilie ein Feuer gelegt zu haben, bei dem ein drei Monate altes Baby zu Tode kam. Olivia wurde freigesprochen.»
Neben seinem Einsatz in New York behandelte der Anwalt zahlreiche Scheidungen, aber auch Einbrüche, und wurde von der Migros als Anwalt engagiert. 1992 liess er sich mit seiner Kanzlei im Attikageschoss vom Täfernhof in Dättwil (Aargau) nieder. Heute arbeiten dort sieben Anwälten sowie je ein Notar und Steuerberater.
Rolf Stephanis Anekdoten aus seiner 55-jährigen Anwaltskarriere:
Eine grosse Kiste mit Dokumenten erbte die gebürtige Urnerin Eva-Maria Müller von ihrer Mutter – sie handeln von verschiedenen Vorfahren. So beginnt die Autorin, über ihre Urgrossmutter «Josi» zu recherchieren.
Das ist schwierig: Frauen sind viel weniger dokumentiert als Männer. «Richtig erschüttert war ich, als ich im Staatsarchiv auf einen Stammbaum meiner Vorfahren stiess», berichtet Müller. Sie sagt:
«Er reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Ich suchte meine Urgrossmutter. Da bemerkte ich, dass auf dem Stammbaum gar keine Frauen vermerkt waren.»
So entschied sie sich, die Geschichte ihrer Urgrossmutter zu einem Roman zu verarbeiten: «Stellvertretend für zahllose Frauen jener Zeit. Sie leisteten Unglaubliches, ohne dass dies je gewürdigt wurde.»
Der Roman «Die Urgrossmutter» beginnt in Flüelen und mit einer Tragödie: Im Juni 1858 ist Josi fünfjährig, als sie miterlebt, wie ihre Mutter das jüngste Kind der Familie tot im Bettchen findet. Von plötzlichem Kindstod weiss man nichts, es ist das Schicksal, das zuschlägt. Und wieder einmal unsagbaren Schmerz verursacht. 16 Kinder wird die Mutter im jährlichen Rhythmus gebären, immer mehr bis an die Grenze ihrer Kraft. Und fünf von ihnen wird sie verlieren.
Wie ihre Urner Urgrossmutter lebte, erzählt Eva-Maria Müller in einem packenden Buch:
Sepp Egger blickt mit Sorge auf seine Felder. Der 56-jährige Unternehmer ist einer der grössten Gemüseproduzenten im Thurgau. Er sagt:
«Dass wir bewässern müssen, ist schon fast normal.»
Weil der Frühling trockener war als üblich, sei dieses Jahr mehr Wasser nötig als sonst. Für ihn und seine Mitarbeitenden bedeutet das: «Wenn es regnet, haben wir Pause, wenn nicht, keine Pause.»
Man habe versucht, Lehren aus der Trockenheit von 2018 zu ziehen, und in Bewässerungstechnik investiert, etwa mit der Anschaffung von mobilen Bewässerungsmaschinen. Auch hat er die Gemeindebehörde sensibilisiert und zusammen mit anderen Landwirten eine Interessengemeinschaft gegründet.
Denn die Situation ist alarmierend: «Wenn es so weitergeht, werden wir bei Trockenheit an einen Punkt gelangen, an dem gewisse Kulturen verschwinden werden, weil es nicht mehr geht oder sich nicht mehr lohnt.» Auch das Absinken des Grundwasserspiegels könne drohen.
«Die Erträge werden in Zukunft zurückgehen. Wir müssen deshalb offen sein für neue Wirkstoffe und Methoden, bei denen die Umweltverträglichkeit gewährleistet ist. Denn die Welt bekommt noch mehr Hunger.»
Trockenheit: Thurgauer Gemüsebauer sucht nach langfristigen Lösungen