Ein Versuch der Universität Basel hält fest, dass Placebos selbst dann wirken, wenn die Scheinmedikation offen verabreicht wurde.
«Ach hätte ich doch bloss nicht…» Schuldgefühle können sehr belastend sein. Doch laut einer Schweizer Studie lassen sie sich mit einem Placebo lindern. Selbst dann, wenn der Einnehmende um die Täuschung weiss.
Ein Forscherteam um Dilan Sezer von der Universität Basel bat 112 Probanden im Alter von 18 bis 40 Jahren darum, ein Erlebnis aufzuschreiben, bei dem sie sich falsch verhalten haben und das sie immer noch belastet. Ausserdem sollten sie angeben, wie schuldig sie sich gerade fühlen.
Danach bekam ein Drittel von ihnen ein Placebo, mit dem Versprechen, dass dieses Mittel binnen 3 bis 5 Minuten die Schuldgefühle lindern würde. Die Mitglieder der zweiten Gruppe wurden ebenfalls nur zum Schein medikamentiert, aber das sagte man ihnen auch. Die dritte Gruppe blieb unbehandelt. Am Ende wurden alle Probanden noch einmal zu ihren Schuldgefühlen befragt.
Das Ergebnis: In beiden Placebogruppen verringerten sich die Schuldgefühle gegenüber der unbehandelten Gruppe. «Unsere Studie stützt die faszinierende Erkenntnis, dass Placebos selbst dann wirken, wenn man sie offen verabreicht», resümiert Sezer. Und sie zeige, dass sich nagende Schuldgefühle mit einer Scheinmedikation dämpfen lassen.
Diesen Effekt könnte man, so der klinische Psychologe, für die Behandlung von Depressionen nutzen, die bekanntermassen oft mit irrationalen Schuldgefühlen einhergehen. Und weil er offenbar selbst dann eintritt, wenn man über das Placebo aufklärt, bliebe auch «die Autonomie der Patientinnen und Patienten gewahrt».
Die Schweizer Studie wurde allerdings nur an psychisch gesunden Menschen durchgeführt. Ob also Placebos auch tatsächlich die Schuldgefühle von Depressiven lindern können, müsste sich in einer weiteren Untersuchung beweisen.