«Jung & Alt»-Kolumne
Bitte nicht ausschaffen!

In der «Jung & Alt»-Kolumne schreibt unser Autor Ludwig Hasler, 77, alternierend mit Samantha Zaugg, Journalistin, 27. Diese Woche fürchtet Zaugg sich vor der Ausschaffung nach Liechtenstein.

Samantha Zaugg
Samantha Zaugg
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Er wird sicher nicht nach Liechtenstein ausgeschafft. Höchstens die Autorin, falls diese Kolumne zu frech war.

Er wird sicher nicht nach Liechtenstein ausgeschafft. Höchstens die Autorin, falls diese Kolumne zu frech war.

Bild: Keystone

Lieber Ludwig

Jetzt muss ich tatsächlich über Roger Federer schreiben. Macht mich ganz nervös. Das ist nämlich ein ganz heikles Thema. Wenn man als Schweizerin was Fieses über Federer sagt, wird einem postwendend die Staatsbürgerschaft entzogen und man wird ausgeschafft nach Liechtenstein. Das möchte ich lieber vermeiden. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, du hast ja damit angefangen.

Für dich ist Roger Federer ein Beispiel für jemanden, der seine Arbeit liebt. Der sie mit Ausdauer und Leidenschaft verfolgt und darum so gut ist. Aber das stimmt halt nicht ganz. Das mit dem Tennis ist nur seine halbe Arbeit. Der ist nicht Multimillionär, weil er eine gelbe Filzkugel über den Platz jagt. Oh nein. Sein Geld verdient er mit Turnschuhen, Kaffeemaschinen, Rasierschaum, Freizeitkleidern, Schokolade, Uhren, Pasta, Handyabos und, und, und. Also mit Werbung. Da muss mir niemand kommen und sagen, das macht er aus einer intrin­sischen Motivation.

Ich wär total gern das Gesicht von einem Mobilfunkanbieter mit mittelmässigem Kundensupport. Das ist ein Satz, den nie jemand gesagt hat. Auch nicht Roger Federer. Und das ist auch nicht schlimm. Denn Arbeit muss nicht sinnstiftend sein. Sie kann. Aber eigentlich soll Arbeit Sicherheit geben, auch finanzielle, und zwar langfristig. Alles andere, das Sinnstiften, ist nett obendrauf.

Die Mischung muss einfach stimmen. Die Liebe zur Arbeit und das, was sie abwirft. Das ist ja auch bei Roger Federer so. Dass er etwas hat, was er liebt, und etwas, das zahlt. Obwohl das Tennis, das er liebt, zahlt ja auch. Und überhaupt ist sehr viel mehr Geld involviert als bei normalen Menschen.

Vielleicht muss ich es so sagen: Es ist mit der Arbeit wie mit Roger Federer – einfach anders. Obwohl, was weiss ich schon. Ich bin ja nicht Roger Federer. Zum Glück! Erstens hab ich ein furchtbar schlechtes Ballgefühl und zweitens weiss ich beim Tennis nicht mal, wie gezählt wird. Ich kann also abschliessend sagen, es ist für alle Beteiligten besser, dass ich nicht Roger Federer bin. Besonders für ihn selbst.

Vielleicht hab ich mich grad ein wenig verstiegen. Du musst entschuldigen. Das ist, weil ich so aufgeregt bin. Über Roger Federer schreiben ist echt ein grosser Druck. Zum Glück ist das hier keine Roger-Federer-Kolumne, sondern eine Generationenkolumne.

Also lass mal besser wieder über Generationenthemen schreiben. Zum Beispiel übers Wohnen. Das beschäftigt mich grad sehr. Vielleicht war das doch zu wild mit dem Roger Federer. Und ich sollte mich besser schon mal nach einer Wohnung in Vaduz umsehen. Du weisst schon, die Ausschaffung. Item. Erzähl mal, wie wohnt man so als alter Mensch? Was ist einem da wichtig?

Samantha

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