In seiner aktuellen Kolumne erklärt unser Mundartexperte Niklaus Bigler, wieso man in der Schweiz bei «Plätzchen» nicht an Süssigkeiten denkt.
In den letzten Wochen sind wieder viele Plätzchen vernascht worden. Ich meine nicht Blätzli aus der Bratpfanne, sondern die Backwaren, die im nördlichen Deutschland eben Plätzchen oder Kekse genannt werden.
Beim Migros gibt es jetzt auch «Mandelplätzli» zu kaufen, und im Internet findet man «leckere Schweizer Plätzchenrezepte»; unsere Spitzbuben werden da als «Marmeladenplätzchen» tituliert.
Der Keks geht natürlich unmittelbar auf die englische Pluralform cakes (Kuchen) zurück, und Plätzchen ist eigentlich die Verkleinerungsform von Platz (freier Raum). Schon im Spätmittelalter bezeichnete das Wort gebietsweise auch einen Fladen, daher sind mit den Plätzchen hauptsächlich flache, aus Teig ausgestochene Stücke gemeint.
Im Schweizerdeutschen heissen diese Süssigkeiten Gueteli, Guetsli, Güetsi (von guet) oder Chröömli. Ein Chroom ist eigentlich ein Mitbringsel, also etwas, das man jemandem chraamet, chroomet, als Geschenk mitbringt.
Das Blätzli hat sich in die Dörfer zurückgezogen; in den Angeboten der Grossverteiler heisst es Plätzli, und auf Speisekarten kommt es nur noch als Schnitzel daher. Althochdeutsch blez bezeichnete einen Ausschnitt aus einer grösseren Fläche, vor allem ein Stück Stoff oder Kulturland.
Zum Waschen des Gesichtes brauchte man den Wäschblätz und für die Pfanne den Chupferblätz. Weiter kennt man den Blätz als abgeschürfte Haut: Iez han i mer wider e Blätz abgmacht bim Holze.
Mit einem Blätz flickte man zerrissene Hosen, indem man ein Stoffstück an der schadhaften Stelle einsetzte. Auch das Vernähen eines Risses hiess blätze, ja sogar die Reparatur einer Uhr.
Niklaus Bigler war Redaktor beim Schweizerdeutschen Wörterbuch (idiotikon.ch).