Die einen lieben sie pur, die anderen gesüsst und mit viel Schlagrahm. Die Erdbeere macht auch in einem Salat oder als Begleiterin von Fleisch eine gute Figur und paart sich gern mit Chili und Knoblauch.
Ein Samstag war’s, in den 1980er-Jahren. Die Familie wollte am nächsten Tag in die Ferien fahren. Die Eltern waren tagsüber nicht da, und beim Weggehen sagte die Mama: «Erntet bitte die Erdbeeren, ihr könnt sie essen.» Gesagt, getan: Mehrere Kilo wanderten von den Sträuchern im Garten direkt in unsere Mägen.
Diese Erinnerung poppt jedes Jahr auf, wenn ich die ersten Erdbeeren aus der Region entdecke. Auch jetzt, als Erwachsene, kann ich den süssen roten Beeren mit den gelben Samenpünktchen – die biologisch gesehen gar keine Beeren, sondern Sammelnussfrüchte sind – nicht widerstehen.
Mehr als ein roter Punkt in der Salatschüssel
Ohne Zweifel, die Beeren schmecken pur und frisch vom Strauch schon sehr gut. Aber sie können auch anders, pikanter. Gekonnt ergänzt mit Gewürzen und Kräutern, entfalten sie ein überraschendes Potenzial. Mit der Kombination aus Süsse und erfrischender Säure hat die Erdbeere einen Platz in jeder sommerlichen Salatküche verdient.
Frische Beeren, klein geschnitten oder in feinen Scheiben, verleihen einem grünen Blattsalat nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich Glanzpunkte. Wer die Beere stärker einsetzen möchte, kann den Salat mit einem Dressing aus pürierten Erdbeeren, Olivenöl, wenig Knoblauch, wenig Essig oder Zitronensaft sowie Wasser, gewürzt mit Salz, Pfeffer und frischen Kräutern mischen.
Ich mag den Geschmack von heimischen Erdbeeren auch als Bouquet, vereinigt mit anderen Aromen, wie in einem Couscous-Salat (Rezept unten). Die angenehm frische Säure wird durch den Kontrast von süssen Datteln unterstützt. Dazu etwas Schärfe. Selbstverständlich dürfen auch hier frische Kräuter nicht fehlen. Kreuzküm- mel, Pistazien und einige Tropfen Sesamöl bringen einen Hauch Exotik ins Gericht.
Erdbeercoulis sorgt für die extrafruchtige Note
Der Salat allein reicht schon als sommerliche Mahlzeit, er passt aber auch als Beilage zu einem Stück gebratenem Fleisch. Das garniere ich mit Kräuterbutter. Eine extrafruchtige Note bekommt das Gericht durch ein Erdbeercoulis. Dafür püriert man Erdbeeren, wenig Knoblauch, einige Körner Szechuan-Pfeffer und Olivenöl. Das Ganze mit Salz und, je nach Süsse der Erdbeeren, ein bisschen Honig abschmecken. Ich nehme dafür Abbamele – eine bittersüsse Honigessenz mit Orangen aus Sardinien.
Erdbeeren haben viele Vorzüge. Dass sie derzeit aus der Region erhältlich sind, trägt viel zum Geschmack bei. Die Transportwege sind so kurz, dass die Früchte bereits wenige Stunden nach der Ernte im Verkauf sind. Oder man holt sie sich beim Produzenten in der Nachbarschaft. Die Beeren sind reich an Vitamin C und Kalium und haben nur wenig Kalorien. Ausserdem braucht es wenig Zeit, um die Beeren auf den Tisch zu bringen.
Warum nicht mal Erdbeer-Bruschetta zum Apéro reichen? Gäste lassen sich auch mit einer einfachen und trotzdem raffinierten Vorspeise verwöhnen. Für einmal werden die Erdbeeren nicht mit Zucker und Zitronensaft mariniert, sondern mit Salz, Chili, Zitronenzeste und Balsamico-Essig. Dieser würzige Fruchtsalat wird mit einer Burrata ergänzt, mit fein geschnittenen Kräutern bestreut und mit einigen Spritzern Olivenöl beträufelt.
Die Erdbeere mag es pfeffrig
Vielleicht macht es gerade die Vielseitigkeit aus, dass die Erdbeere auf der Beliebtheitsskala von Herrn und Frau Schweizer den dritten Platz belegt. Die Süsse kann durch einen Hauch Chili oder Pfeffer betont werden. Gerade bei letzterem lohnt es sich, mit den unterschiedlichen Sorten zu spielen. Der zitronig-scharfe Szechuan-Pfeffer sorgt für ein anderes Geschmackserlebnis als etwa der süssliche Chiloè-Pfeffer. Zu empfehlen ist ebenfalls die Kombination mit einem Rauchpfeffer.
Im Kräutergarten wird schnell fündig, wer eine ideale Ergänzung für die Erdbeeren sucht. Pfefferminz oder Melisse sind eher klassisch, Lavendel oder Rosmarin sorgen hingegen für eine Überraschung. Elegante Begleiter sind auch Orangen oder Schokolade.
Puristen mögen dem entgegenhalten, dass die Erdbeeren am besten schmecken, wenn sie direkt vom Strauch in den Mund geschoben werden. Oder gezuckert, mit Vanilleglace und Schlagrahm. Durchaus, dem kann auch ich viel abgewinnen. Darum geniesse ich auch erdbeerige Dessertkreationen. Für mich gilt nicht entweder süss oder pikant, sondern ein Sowohl-als-auch. Zum Glück dauert die Saison der einheimischen Erdbeeren noch ein paar Wochen.
Inhaltsverzeichnis
Zutaten für vier Personen
200 g Couscous
320 ml kochendes Wasser
1–2 Frühlingszwiebeln, mit dem Grün
½ Salatgurke
1 gelbe Peperoni
einige Radieschen
250 g Erdbeeren
10 getrocknete Datteln
40 g Pistazien, geröstet, ungesalzen
1 Bund Minze oder gemischte Kräuter (zum Beispiel Minze, Zitronenmelisse, Basilikum, Oregano)
Knoblauch
Kreuzkümmel
Zitronenmelissensirup o. ä.
Balsamico-Essig
Olivenöl
Sesamöl
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Das Couscous mit kochendem Wasser übergiessen, quellen lassen. In der Zwischenzeit die Frühlingszwiebel, die Gurke, die Radieschen, die Peperoni, die Erdbeeren, die Datteln in kleine Stücke schneiden, die Kräuter fein hacken.
Das Gemüse, die Datteln, die Pistazien und die Kräuter mit dem Couscous mischen. Die Erdbeeren sorgfältig ebenfalls darunter mischen. Mit Kreuzkümmel, Pfeffer und reichlich Salz würzen. Wenig Sirup, Balsamico-Essig, Oliven- und Sesamöl hinzufügen und mischen. Der Salat sollte nicht zu trocken sein, aber auch nicht im Dressing schwimmen.
Alternative: Statt des kochenden Wassers kann man selbst gemachte Gemüsebouillon nutzen.
Zutaten für eine Portion für vier Personen
250 g Erdbeeren
1–2 Knoblauchzehen, je nach Grösse
einige Pfefferkörner (zum Beispiel Szechuan-Pfeffer)
ca. 50 ml Olivenöl
Salz, Pfeffer
Honig oder Abbamele
Zubereitung:
Alle Zutaten bis und mit Olivenöl pürieren, mit Salz, Pfeffer und Honig abschmecken.
Tipp: Mit der Zugabe von ein bisschen Wasser wird die Sauce flüssiger. So eignet sie sich als Dressing für grünen Blattsalat. Minze bringt Frische hinein.
Zutaten für vier Personen
8 Scheiben Baguette
1 Knoblauchzehe
125 g Ricotta oder Frischkäse
16 Erdbeeren
Kräuter (zum Beispiel Minze, Zitronen-melisse, Rosmarin, Thymian, Basilikum)
Salz, Pfeffer,
Olivenöl
Zubereitung:
Das Brot rösten und auskühlen lassen. Mit der Knoblauchzehe über die Oberfläche reiben. Ricotta oder Frischkäse mit Salz und Pfeffer würzen, auf den Brotscheiben verteilen. Die Erdbeeren waschen, in feine Scheiben schneiden, auf die Brotscheiben legen. Die Kräuter fein hacken und darüber streuen. Mit Olivenöl beträufeln.