Ältere Männer mit jungen Frauen ziehen viele Vorurteile auf sich. Studien haben aber festgestellt, dass solche Ehen länger halten als gewöhnliche. Vorausgesetzt, die Harmonie stimmt - aber das sollte sie ja sowieso.
Es hat ganze 25 Jahre und über ein Dutzend Kurzbeziehungen gedauert, bis Schauspieler George Clooney nach seiner ersten Ehe bereit war, sein Junggesellenleben aufzugeben.
Dass der 53-jährige Schauspieler mit der entzückenden Amal Alamuddin eine 17 Jahre jüngere Frau geheiratet hat, verwundert niemanden. Denn die Beziehung mit einer jüngeren Frau ist längst kein Einzelfall: Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones haben 25 Jahre Unterschied, Bruce Willis und Emma Heming 23, Woody Allen und Soon-Yi 35 und Al Pacino und Lucia Sola gar 40 Jahre.
Auch ausserhalb von Hollywood ist das Altersgefälle anzutreffen: Prinz Albert und Charlène sind 20 Jahre auseinander, Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen 30 Jahre und bei Alexander Pereira und Daniela Weisser 39 Jahre.
Das Phänomen ist so alt wie die Liebe selbst: Reifer, erfolgreicher Mann heiratet junge, schöne Frau. Vom Verzauberungsfaktor spricht Psychologin und Buchautorin Julia Onken. «Eine junge Frau ist etwas Schönes – Punkt.»
Das Thema beschäftigte schon den griechischen Komödiendichter Aristophanes im 5. Jahrhundert vor Christus: «Alte Männer sind hässlich, schrumpelig und zahnlos. Einige haben jedoch so viel Freude am Leben, dass sie ihre grauen Haare färben und mitgiftlosen Frauen Heiratsanträge machen.»
Schluss mit dem Klischee
Nun, der sanft ergraute Schauspieler ist zwar noch ziemlich ansehnlich und seine Angetraute wohl nicht ganz mittellos in die Ehe gegangen. Dennoch würden Sozialwissenschafter auch hier von «Beauty Status Exchange» sprechen, dem strategischen Handel von jung gegen reich. Als typische «Trophy Wife» geht Amal Alamuddin dennoch nicht durch. Denn schliesslich ist die gebürtige Libanesin nicht nur jung und schön. Sie hat auch etwas im Kopf. Die Juristin studierte in Oxford und an der New York School of Law, vertrat die ukrainische Politikerin Julija Timoschenko ebenso wie Wikileaks-Gründer Julian Assange.
Mit dem Klischee «er reich und reif, sie schön und jung» räumt nun die amerikanische Soziologin Elizabeth Aura McClintock auf. In ihrer Betrachtung «Beauty und Status: The Illusion of Exchange in Partner Selection?» schreibt sie zwar, dass es diese schlicht gestrickten Kosten-Nutzen-Beziehungen auch gebe, nur seien diese viel seltener, als wir annehmen.
«Wir denken immer noch in Stereotypen, dass Männer nur erfolgreich sein müssen und dass bei Frauen nur die Schönheit zählt», lässt sich die Soziologin der University of Notre Dame zitieren. Was dabei oft übersehen werde, sei die Tatsache, dass auch die erfolgreichen Männer gut aussehen und dass viele der gut aussehenden Frauen ebenfalls erfolgreich sind.
Für ihre Studie hat McClintock Langzeitinterviews von 3000 Studenten seit 1994 in Bezug auf ihre Paarbeziehungen untersucht. Dabei hat sie festgestellt, dass die meisten Paare sich verblüffend ähnlich sind, sogar was Äusserlichkeiten wie Körpergewicht, Grösse und Körperform angeht. Aber auch politische und religiöse Einstellungen deckten sich in der Regel. «Daraus ergeben sich auch ähnliche Jobs und, zumindest in dem Moment, als sich die beiden kennen lernen, ähnliche Einkommen», fand sie heraus.
Partnerin auf Augenhöhe
Auch Julia Onken hat eine Erklärung dafür, weshalb das Klischee längst überholt ist: «Die Männer haben die Nase voll, sich bei den jüngeren Frauen nur auf äussere Attribute zu konzentrieren. Sie wollen auch zu Hause jemanden auf Augenhöhe an der Seite haben.»
Bereits definierte das britische Magazin «Tatler» den Begriff «Trophy Wifes» neu: Sie seien die neuen Überfliegerinnen, hätten eine herausragende Persönlichkeit, die beste Ausbildung genossen, angesehene Berufe, einen glamourösen Freundeskreis und dazu nicht selten auch noch mehr Kinder, als in einen Mittelklassewagen passen.
Einst verschrien und oft belächelt scheint die Konstellation «alt – jung» inzwischen auch hierzulande gar nicht mehr so selten zu sein. Das belegt die Statistik des Bundesamtes (BfS). Im Durchschnitt liegt das Alter der Männer in Schweizer Ehen drei Jahre über dem der Frauen. Im vergangenen Jahr heirateten indes 20,6 Prozent der Männer eine Frau, die bis neun Jahre jünger ist. 12,6 Prozent führten eine über zehn Jahre und 2,2 Prozent eine über zwanzig Jahre später geborene Frau vor den Altar. Auch die umgekehrte Version tritt immer häufiger auf: 21 Prozent, also jede fünfte Frau, hat sich 2013 in der Schweiz mit einem jüngeren Mann vermählt.
Die Statistik liefert gleich noch eine weitere interessante Erklärung: Ehen, in denen die Partner einen bedeutenden Altersunterschied haben, halten länger als Ehen gleichaltriger Partner. In einer Untersuchung der Purdue University Indiana stellte man zudem fest, dass Paare mit grossem Altersunterschied glücklicher sind als andere. Solche «Age Gap»-Paare würden weniger unter Selbstsucht leiden, vielmehr schweisse sie der gemeinsame Kampf gegen Vorurteile zusammen.
Beide profitieren
«Der jüngere Partner profitiert von der Lebenserfahrung des älteren und der ältere von der Verjüngung – egal, ob nun die Frau oder der Mann älter ist», betont Julia Onken, die in Romanshorn, das Frauenseminar Bodensee leitet und seit kurzem das Magazin «Generation Superior» herausgibt. «Die ältere Person weiss, dass Gespräche das Schmiermittel in einer Beziehung sind, sie gehen deshalb auch nicht mehr so blauäugig in eine neue Partnerschaft», sagt die Psychologin, die selbst seit 30 Jahren glücklich mit einem 11 Jahre jüngeren Mann zusammenlebt.
Als wären diese positiven Erkenntnisse nicht schon genug, stellte nun kürzlich das Fachmagazin «American Sociological Review» eine Studie vor, die den Zusammenhang von Scheidungshäufigkeit und Bildungsniveau bei heterosexuellen Ehepaaren untersuchte. Sie kommt zum Schluss: Ehen, in denen die Frauen gleich gut oder besser ausgebildet sind als ihre Männer, sind beständiger als jene, in denen der Mann besser ausgebildet ist.
Je egalitärer also eine Partnerschaft, desto stabiler ist sie, erst recht wenn der Altersunterschied ein paar Jährchen mehr ist. Somit dürften die Chancen für eine harmonische Ehe nicht nur für George Clooney und Amal Alamuddin gut stehen, sondern auch für so manche Schweizer Ehe.