Das Bach Ensemble Luzern jauchzte und jubilierte im KKL mit der Sopranistin Maria C. Schmid und der Trompete von Immanuel Richter. Dass trotzdem nur 800 den Weg ins KKL fanden, hat verschiedene Gründe.
Das Weihnachtskonzert des Bach Ensembles Luzern gehört an den Schluss der Adventskonzerte im KKL wie das Amen in der Kirche. Es führte diese Tradition – nach nur einem Pandemie-Unterbruch 2020 – gestern fort. Und doch war einiges anders als in den Vorjahren.
Statt der über 1300 Besucher vor Corona kamen gestern nur gut 800 in den Konzertsaal. «Diese Zahl ist zwar ernüchternd», sagt Werner Grossniklaus vom Vorstand, «aber sie liegt 20 Prozent über jener vom letzten Weihnachtskonzert und ermöglicht wohl eine schwarze Null.» Familiär war auch das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern zum Schluss. «Für viele unserer Besucher beginnt mit diesem Konzert Weihnachten», weiss Grossniklaus. «Dem wollten wir Rechnung tragen.»
Davor zogen Chor und Orchester unter der Leitung von Franz Schaffner alle Register festlicher Barockmusik. Dass nicht das Weihnachtsoratorium als Zugpferd geboten wurde, mochte zwar den Kartenverkauf weiter gehemmt haben. Aber der Verzicht ermöglichte eine nicht mindere Programmvielfalt, die die Stärken der Ensembles von unterschiedlichen Seiten zeigten.
So waren eine Kantate und Messe von Bach sowie dessen Motette «Lobet den Herrn, alle Heiden» ideal auf die Möglichkeiten des Chors zugeschnitten, der in der Besetzung (rund 50 Sängerinnen und Sänger) einen Mittelweg geht zwischen Kammer- und Grosschor. In fugierten Passagen trug der bewegliche, klar artikulierte Chorklang ebenso wie er sich zu kompakter Klangfülle steigerte, wobei das bis zu Hörnern und Trompeten prächtig und weihnachtsgemäss besetzte Orchester für eine überschäumende Krone sorgte.
Das Orchester spielte eine Schlüsselrolle auch in den solistischen Höhepunkten des Programms. So musste man innerlich mitjubeln, wenn die Sopranistin Maria C. Schmid und die Trompete von Immanuel Richter um die Wette jauchzten und jubilierten. Und in Concerti von Bach (erstes «Brandburgisches») und Corelli («per Natale») zeigten beschwingt und intensiv, wie sehr sich das Orchester inzwischen an der historischen Aufführungspraxis orientiert.
So blieb es erstaunlich, dass mit alledem nicht ein grösseres Publikum angesprochen werden konnte. Liegt es daran, dass klassische Weihnachtskonzerte auch im KKL immer mehr durch stilistisch breit gefächertes «Christmas»-Entertainment konkurrenziert werden? Werner Grossniklaus stellt diese Konkurrenz in einen grösseren Kontext: «Auch in digitalen Medien wie Netflix oder Sky gibt es viele weihnächtliche Angebote, die man zu Hause konsumieren kann. Und das ist etwas, woran sich viele während Corona wohl gewöhnt haben.»
Was man zu Hause definitiv nicht haben kann, ist das Singen mit 800 Menschen in einem Saal. Bedauerlich deshalb, dass wegen der Länge des Programms Franz Schaffner am Schluss die Weihnachtslieder Schlag auf Schlag durchdirigierte. Aber sie waren so gewählt, dass man auch ohne Textblatt mitsingen konnte. Da gingen mit den Mündern die Herzen auf und Weihnachten hatte definitiv begonnen.