Bildbände
Ihre Fotos vermitteln uns total unterschiedliche Sichten und Geschichten

Drei neue Bände der Zentralschweizer Fotografen Andreas Busslinger, Oliver Gutfleisch und Thomas Biasotto zeigen Bilder, die alle mit ganz speziellen Absichten gemacht worden sind.

Arno Renggli
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Faszinierend seltsam: Das Schloss Mauensee aus exakt senkrechter Sicht.

Faszinierend seltsam: Das Schloss Mauensee aus exakt senkrechter Sicht.

Foto: Andreas Busslinger

Genau senkrecht fotografiert: Was daran besonders ist, merkt man erst beim Betrachten der Bilder des Baarer Fotografen Andreas Busslinger. Denn selbst von oben sehen wir Landschaften oder Gebäude immer in einem gewissen Winkel. Exakt senkrecht aber wirken sie fremd, wie rätselhafte Kunstwerke, wie von einem anderen Planeten.

Das Quartier Suurstoffin Rotkreuz exakt von oben.

Das Quartier Suurstoffin Rotkreuz exakt von oben.

Foto: Andreas Busslinger

Mit Gleitschirm, Drohne oder anderen Fluggeräten hat Busslinger die Schweiz überflogen und exakt im rechten Winkel fotografiert. Unter den fast 180 Fotos sind viele auch aus der Zentralschweiz, etwa das Opus Areal Zug, eine Schneeschmelze auf Melchsee-Frutt, das Wauwilermoos, die Autobahnverzweigung Rütihof und vieles mehr. Im Anhang werden alle Bilder noch mit den Sujets in gewohnter Perspektive vergleichen. Und da sieht man gleich nochmals, wie mysteriös und faszinierend die senkrechte Sicht sein kann. Mit untenstehendem QR-Code oder diesem Link kommen Sie zu einem 8-minütigen Dokfilm, der von Filmemacher Clemens Steiger zum gleichen Thema gemacht worden ist.

Geheime Orte und der Alpstein herb markant

Einen ganz anderen fotografischen Weg beschreitet Oliver Gutfleisch aus Malters. Zum zweiten Mal publiziert er einen Band mit sogenannten «Lost Places». Es sind Bauten in der Schweiz, die irgendwann verlassen worden sind. Gutfleisch hat sie von innen und aussen fotografiert. Die Bilder suggerieren Geschichten, die für jeden Betrachter anders sind. Die «wahre» Geschichte bleibt meist verborgen: Das Konzept «Lost Places» sieht vor, dass die Standorte geheim bleiben. Vor allem zu ihren Schutz. So erfahren wir auch beim Beispielbild unten nur, dass das Haus irgendwo in Luzern steht und bis vor ein paar Jahren von vier Brüdern bis ins hohe Alter bewohnt wurde. Bereits mit seinem ersten «Lost Places»-Band erhielt Oliver Gutfleisch grosse Beachtung, was sich etwa in einem mehrseitigen Beitrag im Magazin «GEO» zeigte.

Einer der «Lost Places»: Das «Haus der vier Brüder» steht irgendwo im Kanton Luzern.

Einer der «Lost Places»: Das «Haus der vier Brüder» steht irgendwo im Kanton Luzern.

Foto: Oliver Gutfleisch

Fotograf und Alpinist Thomas Biasotto schliesslich, der in Weggis lebt, widmet seinen neuen Bildband dem Alpstein in den Appenzeller Alpen. Die Fotos sind alle schwarz-weiss, was nur vordergründig eine Reduktion ist. Denn ohne Buntes erhält das Gebirge erst seine schroffe Markanz, im Zusammenspiel von Licht und Schatten sowie mit allen Grauabstufungen zwischen Schwarz und Weiss seine Mystik. So konzentriert er unseren Blick auf das Wesentliche und vielleicht sogar auf unsere persönliche Beziehung zur Natur.

Eine schwarz-weisse Sicht auf den Alpstein zwischen Schroffheit und Mystik.

Eine schwarz-weisse Sicht auf den Alpstein zwischen Schroffheit und Mystik.

Foto: Thomas Biasotto

Andreas Busslinger: Vertikale Sicht. andreasbusslinger.ch; 256 S., Fr. 100.–.

Oliver Gutfleisch: Lost Places Schweiz, Band II. Brunner Verlag; 316 S., Fr. 49.--.

Thomas Biasotto: Der Alpstein. tb-photo.ch/der-alpstein; 256 S., Fr. 95.–.