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Kultur
Gaston Häni ist einer der bekanntesten Clowns der Schweiz und seit 2015 im Teilruhestand. Vom 10. bis 14.April tritt der Arboner als Gast in der internationalen Produktion «Clowns – Kunst des Lachens» in der Maag-Halle in Zürich auf.
Wir sind in Arbon im Haus Ihrer Lebenspartnerin. Haben Sie sich mittlerweile mit der Treppe in den oberen Stock angefreundet?
Gaston Häni: Ja, inzwischen schon. (lacht herzhaft) Nachdem ich mich vor vier Jahren in die Teil-Pension verabschiedete und nach so vielen Jahren, in denen ich vor allem im Zirkuswagen lebte, musste ich mich tatsächlich erst daran gewöhnen, dass es überhaupt einen oberen Stock gibt. Anfangs war ich fast irritiert, mittlerweile war ich oben aber auch sogar schon staubsaugen... (schmunzelt verschmitzt)
Sie sind der Experte: Was macht einen guten Clown beziehungsweise einen guten Komiker aus?
Es braucht Talent, Humor, aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit in der Herangehensweise. Und man muss alles überspielen können, selbst wenn man gerade nicht den besten Tag hat. Was sicherlich hilft – wie in so vielen Lebenssituationen – ist Erfahrung.
Über wen oder was müssen Sie lachen? Wen bewundern Sie?
Loriot war ein grosser Künstler, kaum einer hatte ein solches Gespür für Alltagskomik und -Tragik. Aber auch Laurel und Hardy, Charlie Chaplin oder Buster Keaton waren grossartige Komiker. Und ich mag Monty Python und den britischen Humor. Mein grösstes Vorbild aber ist mein Grossonkel Jakob «Jean» Andreff. Ein grosser Zirkusclown, von dem ich mein ganzes Auftreten in der Manege habe.
Sie werden am 7.April 68 Jahre alt und blicken auf mittlerweile 51 Jahre im Showbusiness zurück. Wie lange werden Sie noch auftreten?
Also, Grenzen habe ich mir keine gesetzt. Ich fühle mich noch fit, mache jeden Tag ein paar Liegestütze und laufe im Freien. Spazieren, nicht joggen! Letzteres soll ja ungesund sein, zumindest fürs Knie. (lacht schelmisch)
Also keine Altersbeschwerden oder sonstige Blessuren?
Hach, natürlich zwickt es ab und zu im Rücken, sonst geht es aber recht gut. Und alles, was im Laufe meiner Karriere bei mir kaputt gegangen ist, ist geflickt worden. Früher hatten wir oft Kaskaden im Programm – Sie können sich vorstellen, dass das viele Umfallen und vor allem die Stürze nicht ganz schmerzfrei abliefen. Ob Sehnenrisse, Muskelfaserrisse oder Verstauchungen – da war alles dabei.
Apropos Schmerzen: Beim Circus Knie schlugen Sie einmal «aus Versehen» Ihren damaligen Manegenpartner Rolf Knie k.o. – hat er Ihnen verziehen?
Ja, das hat er. Und er wusste ja, was auf ihn zukommt! Wir hatten damals oft Nummern, bei denen es «zur Sache ging» – wir konnten und wollten die Schläge nicht einfach nur andeuten, das gehört nun mal auch zu dieser Art Slapstick. Und einmal hatte ich halt etwas viel Kraft in meinen Schlag gelegt. Allerdings ist mit Rolf fast immer etwas passiert bei Generalproben und Premieren. Rolf und der Verbandskasten waren beinahe wie Freunde.
Rolf Knie malt bekanntlich. Sie malen ebenfalls Bilder mit Motiven aus der Zirkus- und Tierwelt. Möchten Sie Ihre Bilder nicht einmal ausstellen?
Nein, wenn ich Zeit und Lust habe, male ich für mich. Es gab zwar die eine oder andere Anfrage für eine Ausstellung meiner Bilder – allerdings wäre das Malen dann ein Muss für mich.
Die Zusammenarbeit mit Ihrem derzeitigen Manegenpartner Roli Noirjean dauert nun bereits 20 Jahre, beim Weihnachtszirkus Conelli haben Sie einen Vertrag auf Lebzeiten. Das tönt ja fast wie verheiratet sein...
Ja, das bringt das Zirkusleben nun mal mit sich, wenn man jeweils nur im Winter zu Hause ist. Als wir bis vor vier Jahren auch zusammen mit dem Zirkus Nock auf Tournee waren, mussten wir uns eingestehen und feststellen, dass wir uns tatsächlich häufiger sehen als unsere Partnerinnen.
Sie werden heute noch oft auf einen Satz reduziert: «Mir isch gliich» ist so etwas wie Ihr Markenzeichen. Stört Sie das?
Der Satz stammt noch aus meinen frühen Knie-Zeiten. In der Folge brachte ich ihn eigentlich nur noch, wenn es im Dialog auch wirklich passte und überhaupt Sinn ergab. Aber natürlich merke ich auch heute noch, dass viele Leute im Publikum fast darauf warten – und sich enorm freuen, wenn ich es dann sage. Und es kommt nicht selten vor, dass jemand nach der Vorstellung zu mir kommt und mir von seinen Kindheitserinnerungen an den Zirkus und die Clowns erzählt.
Gibt es eigentlich regionale Unterschiede beim Publikum?
O ja, die gibt es: Die Zürcher etwa sind sehr direkt, die lachen schnell oder gar nicht; die Ostschweizer sind etwas zurückhaltender, und die Basler haben einen eigenen Humor. Schwierig sind die Thuner – unter uns Clowns hiess es immer: «Wenn die Leute in Thun lachen, dann hast du es geschafft».
Man sagt, Sie hätten es noch viel weiter bringen können...
Ich wollte nie berühmt werden, das entspricht nicht meinem Charakter – zudem braucht man als Clown dazu Ellbogen, und das hatte ich nie. Auch war mein Grossonkel Andreff nicht nur Vorbild, sondern zugleich Warnung – ihm stieg der grosse Erfolg irgendwann zu Kopf, er wurde grössenwahnsinnig und wollte nur noch sein Konterfei auf den Zirkusplakaten.
Sie haben auch eine durchaus ernste, nachdenkliche Seite. Was bewegt Sie gerade?
Ganz allgemein: Der Mensch, angeblich so «intelligent», ist so blöd, dass er sich selber zerstört – der unsägliche Drang nach Ruhm und Macht...
10. bis 14.April, Maag-Halle Zürich, u.a. mit Gaston Häni und Roli Noirjean.