Tatort-Kolumne
Rastlos in Wien: Ein Mord in der IT-Branche versetzt Bibi und Moritz in eine bizarre Welt

Leistungsoptimierung und Stellenverlust. Musste ein junges IT-Talent sterben, weil seine Software andere den Job kostete?

Susanne Holz
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«Tatort» Wien: «Was ist das für eine Welt». Sonntag, 20.05, SRF 1.

«Tatort» Wien: «Was ist das für eine Welt». Sonntag, 20.05, SRF 1.

Bild: ORF

Eine IT-Firma entwickelt Softwarelösungen für «bessere Abläufe» in Betrieben. Will heissen: Hat die IT-Firma ihren jeweiligen Job erledigt, sind dann auch im jeweiligen Betrieb einige ihren Job los. Ist das der Grund, wieso IT-Talent Marlon erstochen wurde? Hat sich jemand für seinen Jobverlust gerächt? Oder hat Marlons Kollege und Ziehvater, ein seltsam nervöser und gehetzter Typ (grossartig in seiner Rolle als Arnold Cistota: Valentin Postlmayr), etwas mit dem Mord zu tun?

Die Wiener Kommissare Bibi Fellner und Moritz Eisner (Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer) ermitteln im Milieu der leistungsstarken Leistungsoptimierer. Dass diese mit den Nerven oft am Ende sind, wird fulminant klar, als Cistota erst mal ausrastet, als der Chef ihn zum Gespräch bittet und er von diesem dann statt der befürchteten Kündigung eine Beförderung erhält.

Solch kluge Szenen gibt es viele im von Thomas Weingartner und Stefan Hafner geschriebenen und von Evi Romen inszenierten «Tatort» aus Wien. Dem Film gelingt das Kunststück, sowohl die Kommissare als auch das restliche Personal glänzen zu lassen. Raffiniert gemacht ist zudem die Parallelhandlung mit Nachwuchskommissarin Meret Schande (Christina Scherrer), die immer wieder im Gespräch mit einem Psychiater zu sehen ist – warum, das wird ganz zuletzt aufgelöst.

Bis dahin hat man viel feinen Dialog und feine Emotion geniessen dürfen. Man sah Bibi und Moritz zusammen rauchen und litt mit ihnen. Nicht wegen dieser Abhängigkeit, sondern weil sie später die Notbremse ziehen, um nicht voneinander abhängig zu werden, emotional. Dabei würde man ihnen das von Herzen gönnen.

«Tatort» aus Wien: «Was ist das für eine Welt». Sonntag, 26. Februar 2023, 20.05, SRF 1. Wir geben fünf von fünf Sternen.

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