Tatort-Kolumne
Kommissare Batic und Leitmayr müssen sich ins Gamer-Milieu begeben: Hat ein Videospiel zum Mord inspiriert?

Die neue Folge aus München beleuchtet das Suchtpotenzial von Games und ist spannend inszeniert. Auch wenn die intellektuelle Tiefe stellenweise fehlt, lohnt es sich, einzuschalten.

Tobias Sedlmaier
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Tatort aus München: Game Over. Sonntag, 21. Mai, SRF 1, 20.05 Uhr

Tatort aus München: Game Over. Sonntag, 21. Mai, SRF 1, 20.05 Uhr

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Viele Kinder der Generation Y haben es in nächtelangen Lan-Partys selbst erlebt: «Counter-Strike», seit seinem Erscheinen Anfang 2000 einer der beliebtesten Online-Shooter. Fans feuern bis heute aufeinander, privat und in professionell organisierten Turnieren, wo viel Geld wartet. Kritiker verdammen CS als «Killerspiel», mitverantwortlich für Amokläufe. Diesem Spagat in der Wahrnehmung versucht der neue Münchner «Tatort» gerecht zu werden, was zumindest in Ansätzen gut gelingt.

Eine Polizistin wird bei einer Fahrzeugkontrolle niedergeschossen, der Fahrer flieht, sie stirbt im Krankenhaus. Im Kofferraum des ausgebrannten Fahrzeugs wird eine weitere Leiche gefunden. Die Spur führt ins Gamer-Milieu, dort ballern auch Polizisten. Stammt der Täter aus dem Kollegenkreis? Für Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) eröffnet sich eine Welt, die von ihrer bodenständigen bajuwarischen Gemütlichkeit nicht weiter entfernt sein könnte.

«Game Over» nimmt eine kritische Perspektive auf das Phänomen ein, versucht jedoch nicht, sich krampfhaft bei den Game-Affinen im Publikum (wie viele davon gibt es überhaupt?) anzubiedern. Das Suchtpotenzial, das Spielen wie Counter-Strike innewohnt, wird ebenso beleuchtet wie die Sinnhaftigkeit, die Games bisweilen im Leben entwickeln können.

In die Tiefe geht es zwar nicht ganz konsequent, doch ist die Folge straff und spannend inszeniert. Zudem werden unbequeme Zusammenhänge angerissen. Etwa, warum man sein Glück ganz auf ein Spiel setzt in einer Stadt wie München, wo die Mietpreise völlig ausser Kontrolle geraten sind.

Tatort aus München: Game Over. Sonntag, 21. Mai, SRF 1, 20.05 Uhr
Wir geben vier von fünf Sternen.

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