Erstmals spielt der österreichische Kabarettist und Schauspieler Josef Hader bei einem «Tatort» mit. Und wie! Zusammen mit Tinka Fürst bietet er eine absolut hochklassige Performance.
Was von diesem «Tatort» aus Köln hängenbleibt, es ist der 85. Fall mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär als Max Ballauf und Freddy Schenk, das sind nicht diese beiden in ihrer ganzen Beliebtheit, sondern es ist die kammerspielartige Sequenz, in der zwischen Minute 55 und 75 die beiden Schauspieler Josef Hader und Tinka Fürst brillieren.
Ja, genau, der 60-jährige österreichische Kabarettist und Schauspieler Josef Hader wirkt erstmals in einem «Tatort» mit, und sein abgründiges Spiel, das sich direkt aus diesem dünnhäutigen Gesicht, diesen eigenwilligen braunen Augen und einer Seele, so tief wie die dunkle Nacht, zu ergeben scheint, das haut den geübten «Tatort»-Fan direkt um. Man wähnt sich für Minuten nicht in einem «Tatort», sondern in einem Kammerspiel der Extraklasse – jeder Blick, jede Bewegung, jedes Wort sitzt, fesselt und fasziniert.
Nicht weniger genial als Hader spielt in dieser tragenden Sequenz Tinka Fürst (34) als Kriminaltechnikerin Natalie, die hier auf eigene Faust ermittelt und die Konfrontation mit dem von Hader gespielten Geschäftsführer eines Wohnmobil-Verleihs sucht, der in den Mord an einer heroinsüchtigen 19-jährigen Prostituierten verwickelt scheint. Und womöglich hat der Verdächtige mehr mit der Kriminaltechnikerin zu tun, als dieser lieb ist.
Wie sich Tinka Fürst und Josef Hader umkreisen wie zwei Tiere, die noch nicht wissen, ob man sich Freund oder Feind ist, ob tödliche Gefahr droht oder alles doch ein harmloses Spiel bleibt, das ist ganz gross, das ist grösser als der übliche «Tatort»-Flow. Hier finden zwei Akteure zusammen, die die gleiche feinnervig nervöse Art des Spielens verbindet. Der Rest dieser Folge mit dem Titel «Spur des Blutes» ist so solide, wie man es aus Köln gewohnt ist.
«Tatort» aus Köln: «Spur des Blutes». Sonntag, 23. Oktober 2022, 20.05, SRF 1. Wir geben vier von fünf Sternen.