Der niederländische Regisseur und Fotograf Anton Corbijn verrät im Interview, warum er es auch in seinem Film «Life» über James Dean langsam mag. Der 60-Jährige erzählt zudem von seinen persönlichen Erfahrungen als Fotograf der Superstars.
Anton Corbijn: Man kann darin die persönliche Seite von James Dean entdecken. Und eine ganze Ära. Es sind nicht nur Porträts, sondern Geschichten darüber, wie sich die Welt verändert hat. Das geht oft so rasch, dass man es erst im Nachhinein erkennt.
Schwer zu sagen. Wenn ich es wüsste, würde das meine Arbeit ungemein erleichtern. Auf alle Fälle sollte man ein Gespür für diesen Moment entwickeln. Und man muss das Vertrauen der Personen gewinnen, damit sie einen in privater Umgebung fotografieren lassen.
Da kenne ich alle Extreme. Ich wurde zwar nie geschlagen, aber zu Beginn meiner Laufbahn waren Musiker oft sehr unfreundlich zu mir. Ich musste tagelang rumsitzen und warten. Aber ich verstand das. Wenn man als Musiker ständig fotografiert und interviewt wird, empfindet man das irgendwann als Belastung. Und ich war nie der Typ, der sagte: Hey, hier kommt Mister Starfotograf, und ihr solltet glücklich sein, wenn ich euch ablichte.
Den Namen James Dean kennt das Publikum noch nicht. Doch Hollywood-Studioboss Jack Warner (Ben Kingsley) ist fest entschlossen, diesen jungen Wilden als nächsten Filmstar zu lancieren. Dean (Dane DeHaan) schwänzt jedoch die eigene Filmpremiere «East of Eden» und fährt lieber in seine Heimat Indiana zurück. Mit dabei ist der erfolgshungrige Fotograf Dennis Stock (Robert Pattinson), dessen Bilder James Dean postum zur Ikone machen.
«Life» von Anton Corbijn ist keine herkömmliche Filmbiografie, sondern ein präziser Blick auf den kreativen Zusammenprall zweier angehender Künstler. Sechzig Jahre nach dem Tod von James Dean legen Regisseur Corbijn und Drehbuchautor Luke Davies ein Werk vor, das sich mit den Menschen hinter dem Mythos beschäftigt. Das macht «Life» zum packenden Werk, auch wenn Dean-Darsteller Dane DeHaan gelegentlich zum Overacting neigt und das fast schon lethargische Tempo des Films gewöhnungsbedürftig ist. ( zas)
Ja. Man lässt mich nicht mehr drei Tage auf jemanden warten.
Ja. Aber als ich anfing, war ich einfach ein Musikfan. Ich wusste, dass ich die Musik zu meinem Lebensinhalt machen wollte, aber ich wusste nicht wie. Also ging ich einfach mal zu einem Konzert und borgte mir die Kamera meines Vaters aus. Obwohl ich sonst eher scheu bin, stand ich plötzlich auf der Bühne. Und niemand hielt mich auf, da alle dachten: Oh, der hat eine Kamera. Scheint wichtig zu sein. Allerdings wusste ich damals noch nichts über Fotografie. Das musste ich mir später alles selbst beibringen.
Es ist etwas, das ich fühle: Alles, was man tut, sollte einen Zweck und eine Bedeutung haben. Man darf seine Zeit nicht vergeuden.
Ich bin kürzlich in mein Archiv gestiegen, da in diesem Jahr einige Retrospektiven zu meinem fotografischen Werk anstehen. Und ich war glücklich, als ich sah, was sich da angesammelt hatte. Manchmal fragt man sich ja: Womit habe ich eigentlich mein Leben verbracht? Natürlich möchte ich noch mehr fotografieren und noch mehr Filme drehen. Aber ich habe alle Erwartungen, die ich an mich hatte, bereits bei weitem übertroffen.
Nun, an den Scripts arbeite ich schon mit. Für «The American» und «A Most Wanted Man» habe ich die Autoren im Vorfeld getroffen und mit ihnen die Drehbuchstruktur erarbeitet. Aber um eigene Scripts zu schreiben, fehlt mir die Zeit. Wenn ich das täte, müsste ich mit allem anderen aufhören.
Ich bin ein Beobachter. Wenn ein Film langsamer läuft, kann man mehr entdecken. Ich mag es, wenn ich zeigen kann, wie jemand einen Raum durchquert. Oder wie jemand einfach geht. So, wie der viel zu früh verstorbene Philip Seymour Hoffman in «A Most Wanted Man». Von ihm habe ich viel über die Wahrhaftigkeit von Filmfiguren gelernt. Und wie er seine Figur zum Leben erweckte – jeden Tag aufs Neue – das war für mich pure Magie.