Seon
Schlössli Neuhaus kommt unter den Hammer

Denkmalgeschützte Liegenschaft an der Seenger Brestenbergstrasse fand keinen Käufer und wird nun betreibungsamtlich versteigert.

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Schweiz am Sonntag

von Fritz Thut

Im Januar 2008 wurde die zugehörige Scheune abgebrochen, um einer Überbauung Platz zu machen, nun kommt das Schlössli Neuhaus in Seengen selbst unter den Hammer: Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Liegenschaft an der Brestenbergstrasse 9 soll betreibungsamtlich versteigert werden.

«Wir haben mit viel Aufwand einen Käufer gesucht, nun ist der Bank der Kragen geplatzt», schildert Immobilientreuhänder J. M.* (Seon) den Auslöser für die Versteigerung, die vom Betreibungsamt Seengen auf den 2. Juli, 14.30 Uhr, angesetzt wurde. M. ist Verwaltungsrat der Neuhaus-Park AG, die hier als Schuldner auftritt.

«Die Angst vor Auflagen» hat laut M. potenzielle Investoren immer wieder abgeschreckt. Das historische Haus, das früher zum Brestenbergkomplex gehört hatte (teilweise diente es den Schlosshotelbesitzern als privater Wohnsitz), steht seit 1926 unter Denkmalschutz und kann also nicht beliebig saniert, renoviert oder ergänzt werden.

Schon der Abriss des benachbarten Ökonomiegebäudes wurde zum Politikum. Der so genannte Umgebungsschutz sorgte dafür, dass die Denkmalpflege «ein gewichtiges Wort mitzureden» hatte, so die AZ am 1. Februar 2008. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die Neuhaus-Park AG und die Behörden auf einen Gestaltungsplan für die künftige Nutzung der ganzen, 34 Aren grossen Parzelle.

4 Millionen Franken (3 für den Kauf, 1 für die wichtigsten Sanierungen) wären damals nötig gewesen, um die seit einiger Zeit leerstehende Liegenschaft wieder bewohnbar zu machen. Diese Summe bildete die absolute Untergrenze. Und es hätte Interessenten gegeben, so M. Ein potenzieller Käufer hatte bereits die Idee, seine Oldtimersammlung im vorgesehenen Annexbau zu präsentieren.

Diese Verhandlungen wurden abgebrochen - wie viele andere auch. «Immer scheiterte es an den mutmasslichen Auflagen, deren finanzielle Folgen nicht absehbar waren», so Verwaltungsrat M. Dass viele Unwägbarkeiten auf den künftigen Besitzer warten, zeigte sich, als angedrohte Einsprachen gegen die vorgesehene Erschliessung die Zufahrt zum geplanten 7-Familien-Haus auf dem Areal um 700 000 bis 800 000 Franken verteuerten.

Nun ist die Geduld zu Ende und die Credit Suisse als Hauptgläubigerin verlangt die Versteigerung. Die betreibungsamtliche Schätzung für das Schlössli, das im 19. Jahrhundert mit Dichter Joseph Victor von Scheffel den berühmtesten Bewohner hatte, beläuft sich auf 1,635 Millionen Franken. Die Chance, dass die Grossbank die Liegenschaft selbst ersteigert und sie in ihren Büchern «von der Leichenhalle auf den Friedhof verschiebt» (so Insider), scheint gross.

*Name der Redaktion bekannt