Kulturpolitik
Die Leiterin des Aargauer Kuratoriums hat gekündigt

Nach nur zwei Jahren verlässt Marianne Bauer den Aargau wieder. Aus persönlichen Gründen.

Sabine Altorfer
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Marianne Bauer hört beim Kuratorium auf.

Marianne Bauer hört beim Kuratorium auf.

Christoph Voellmy

Warum wurde der Rücktritt der Kuratoriums-Geschäftsleiterin nie offiziell kommuniziert? In der Aargauer Kulturszene wird das seit Tagen erzählt. Also fragten wir bei Kuratoriumspräsident Rolf Keller nach. Der bestätigt gegenüber der az den Rücktritt von Marianne Bauer nach nur knapp zwei Jahren. Er verweist uns aber an den Kulturchef des Kantons. Thomas Pauli beziehungsweise das BKS (Departemente Bildung, Kultur und Sport) sei für die Anstellungen in der Geschäftsstelle des Kuratoriums zuständig. Thomas Paulis Begründung für die Nicht-Kommunikation: Marianne Bauer arbeite noch bis 9. Januar. «Eine Mitteilung wird erst bei der personellen Neubesetzung der Stelle erfolgen.» Und das Kuratorium informiere seine Partner direkt.

Dass jemand seine Leitungs-Funktion nach nicht mal zwei Jahren bereits wieder kündigt, ist ungewöhnlich. Gab es ein Zerwürfnis? «Nein», sagt Pauli, «Marianne Bauer habe aus persönlichen Gründen gekündigt.» Mehr könne er dazu nicht sagen. Marianne Bauer selber haben wir über die Festtage nicht erreicht. Aus Kreisen um das Fördergremium erfahren wir, dass es intern Spannungen gegeben habe. Und es scheint, dass sich die Erwartungen der Kulturmanagerin und des Kuratoriums offensichtlich nicht deckten.

Stelle wird ausgeschrieben

Pauli wie Keller stellen die Kündigung der Geschäftsleiterin als etwas Normales dar. Und Pauli erklärt: «Ich empfand die Zusammenarbeit mit Marianne Bauer immer als gut. Die administrativen Abläufe, also die Vorbereitung und Abwicklung der Gesuche, das ist die Hauptaufgabe der Geschäftsstelle, klappten gut.» Hatte er nicht auch das Gefühl, dass man Marianne Bauer in der Kulturszene viel weniger wahrgenommen und gesehen hat als den Vorgänger Hans Joerg Zumsteg? «Das kann ich nicht beurteilen», sagt Pauli und fragt zurück: «Ist es nötig, dass die Geschäftsführerin des Kuratoriums präsent ist? Wichtig ist doch, dass sie sich in der Kulturszene vernetzt, die wichtigsten Player und ihre Arbeit kennt.» Marianne Bauer lebte in Zürich, nicht im Aargau: ob das eine Rolle gespielt hat? Rolf Keller gibt zu bedenken: «Uns war klar, dass es eine Nachfolgerin, ein Nachfolger von Hans Jörg Zumsteg schwer haben würde, gerade weil ihn alle kannten und er sehr breite kulturelle Kenntnisse besass.»

Wie weiter? «Im Januar wird die Stelle ausgeschrieben. Mit dem gleichen Profil wie vor zwei Jahren», erklärt Pauli. Er rechnet damit, dass zirka ab Mai die neue Geschäftsleitung die Arbeit aufnimmt. Bis dahin wird Madelaine Passerini, die bisherige Stellvertreterin, die Geschäftsstelle interimistisch leiten. Die Pensen der drei Mitarbeitenden würden für die Übergangszeit aufgestockt, erklärt Pauli seine Pläne. «So kann der Betrieb ohne Unterbruch und Einbussen funktionieren.»

Schwierige Zeit fürs Kuratorium

Eine gut funktionierende Geschäftsleitung braucht das Gremium in diesen kulturpolitisch schwierigen Zeiten unbedingt. Noch ist die die Sparrunde des Kantons im Gange. Im Rahmen der sogenannten Leistungsanalyse wurde dem Kuratorium der Kredit erstens nicht wie in der Langfristplanung vorgesehen von 6,2 auf 6,3 Millionen Franken erhöht. Und vor allem hat der Regierungsrat entschieden, für die Kulturförderung nur noch 5 Millionen Franken aus der Staatskasse einzusetzen. Die fehlenden 1,2 Millionen Franken könne das Kuratorium beim SwisslosFonds beantragen. Ein Deal im Graubereich des Gesetzes. Dem widerspricht Thomas Pauli. «Im Kulturgesetz sind einige Aufgabe nicht als zwingend vorgeschrieben, sondern als Kann-Formulierung. Und aus dem Swisslos-Fonds können genau solche fakultativen Aufgaben finanziert werden.»

«Immerhin hat der Regierungsrat in seinem Bericht die je 1,2 Millionen Franken für vier Jahre vorgesehen», sagt Rolf Keller. «Wir gehen also davon aus, dass wir sie auch bekommen.» Und er fügt an: «Aber der Vorgang der Verschiebung eines guten Fünftels des Kuratoriumskredits aus den ordentlichen Staatsgeldern in den Swisslos-Fonds bleibt irritierend: das kommt einem deutlich relativierten Bekenntnis des Kulturkantons zu seiner Kulturförderung gleich.»