Über 250 Mitwirkende, verteilt auf sechs Chöre zu insgesamt 53 Stimmen: Bibers «Missa Salisburgensis» wurde in der Kirche St.Laurenzen aufgeführt – unter anderem mit dem Bach-Chor.
Bescheidenheit tönt anders: Heinrich Ignaz Franz Biber (wenn es tatsächlich er war – sein Name steht nicht auf der Partitur) musste wahrlich nicht sparen, als er 1682 zum 1100-jährigen Bestehen des Erzstiftes Salzburg die festliche «Missa Salisburgensis» komponierte. Der grosse barocke Dom mit seinen Seitenschiffen und Emporen stand noch nicht lange; für diesen Raum schuf Biber die passende Musik. Ein «Monstrum», wie der Barockgeiger Reinhard Goebel schreibt; den «Mount Everest» der Mehrchörigkeit, so sein Kollege Paul McCreech.
Im Vergleich zum Salzburger Dom wirkt die St. Galler Kirche St. Laurenzen geradezu intim; deshalb wird sie stellenweise fast gesprengt durch die Wucht der 53 Stimmen. Das Raum-«Monstrum» in kompakter Aufstellung Die Messe berührt und überwältigt auch Jahrhunderte nach ihrer Entstehung, selbst dort, wo sie buchstäblich Eintönigkeit zum Prinzip macht: etwa im Credo, zur Bekräftigung der «einen heiligen katholischen Kirche». Sie schwelgt klangprächtig in C-Dur, bringt göttliche und weltliche Macht zum Ausdruck, lässt aber bei allem Pomp auch dem Filigranen in solistisch besetzten Ensembles Raum. Sie ist also den Aufwand eines so grossen Aufgebots an Musikern, an Sängerinnen und Sängern unter der Leitung von Christoph Cajöri wert.
Mit dabei: der Bach-Chor St.Gallen, einstudiert von Anna Jelmorini, der Berner Konzertchor Pro Arte, das Ensemble Cant’animato und das Ensemble Corund, gemeinsam mit dem Capriccio Barockorchester Basel. Motetten von Heinrich Schütz ergänzten das bereits in Bern und Einsiedeln aufgeführte Programm: ein starker, das protestantische Barock wortmächtig zur Geltung bringender Kontrast. Auf der sicheren Seite blieb Cajöri mit der kompakten Aufstellung der Chöre, zu Gunsten der Präzision, der souveränen, klaren Führung einer so vielgestaltigen Masse.