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Die fünfte von 24 Begegnungen auf dem Heiligen Pfad von Nazareth nach Bethlehem: Es ist die Geschichte des jungen Mannes namens Qossai, der weg will – wegen den Idioten und den Zigaretten.
Das Datum, das zuunterst auf der Steinplatte an der Wand hinter Qossai steht, ist der 3. November 2004. An diesem Tag hat sich zum letzten Mal ein junger Mann aus dem Quartier in die Luft gesprengt.
Qossai kannte ihn nicht. "Ich weiss aber, dass er ein Idiot war." – "Warum?" – "Weil man sich nicht für einen falschen Glauben umbringen soll", sagt der 28-Jährige mit violettem Pullover und leicht angegrautem Haar.
Qossai raucht kette, trägt einen "Feminist"-Anstecker auf seinem Rucksackträger, spricht akzentfrei Englisch. Er will weg von Nablus, raus aus Palästina, nicht erst, seit man ihn in Untersuchungshaft genommen und ihm dort die Nase gebrochen hat.
"Dieser Konflikt hier, den kann nur eine post-religiöse Gesellschaft lösen, die nicht mehr auf göttliche Mächte verweist, um ihren Landraub zu rechtfertigen." Und die Religiosität, die werde hier kaum so schnell verschwinden, glaubt Qossai.
Sobald er als Touristenführer genug Geld zusammen hat, will er gehen. Am liebsten nach England. "Weniger Idioten", sagt er. "Und bessere Zigaretten."