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Die 15. von 24 Begegnungen auf dem Heiligen Pfad von Nazareth nach Bethlehem: Bauunternehmer Rakim lebt mit seiner Frau im Dorf Aqraba. Er ist stolz auf seinen neubegborenen Sohn. Seine Facebook-Seite verrät aber: Er ist ein Schlitzohr.
Der Zementsack, den Rakim in den Kofferraum seines alten Kombis hieven wollte, hat einen Riss. Ausgerechnet heute, wo der kleine Allerlei-Laden nebenan geschlossen bleibt. Kein Klebeband weit und breit – und feiner Zementstaub, der unablässig auf die Strasse rinnt.
Da helfen auch die Versuche des herbeigeeilten Freundes nichts, der den Schranz im Zementsack mit seinen ungeschickten Handbewegungen nur noch grösser macht. Seis drum. «Ich suche nachher eine Schaufel», sagt Rakim, wischt sich die Hände an den Jeans sauber und zückt sein Smartphone.
Wenn das mit dem Zementsack schon nichts wird, will er die Arbeitspause wenigstens dazu nutzen, den westlichen Wanderern Fotos seines neugeborenen Sohnes zu zeigen. Er scrollt durch das Album und zergeht fast vor Stolz, während der Zement einfach weiter rieselt.
Am Abend dann die Facebook-Anfrage von Rakim. Auf seinem Profil finden sich folgende Angaben: Bauunternehmer, Grossstadtmensch, Single.
Etwas überraschend kommt das schon – insbesondere, weil Rakim mit seiner Frau und dem frischgeborenen Sohn im wenig grossstädtischen Dorf Aqraba lebt. Scheint fast, als sei Rakim mit dem Schranz im Zementsack ein hartgesottenes Schlitzohr.