Der Basler Geiger Yves Neuhaus legt eine stimmungsvolle Instrumental-CD vor. Man müsste für ihn das Genre Arthousemusic erschaffen.
Vor zwei Wochen hätte Yves Neuhaus als Teil der Basler Band The Amber Unit im Atlantis eine CD getauft. Doch wegen Corona blieb es beim Konjunktiv: Ein Auftritt vor 50 Besuchern hätte sich für das Quintett nicht gerechnet. Also erschien das Album «Kolmanskop» ohne begleitendes Konzert.
Anders verhält es sich nun beim Solo-Album des Geigers und Multi-Instrumentalisten. «Scapes & Spaces, Volume 2», das als Nachfolger der 2019 erschienen EP «Volume 1» auf 72 Minuten zum Ein- und Abtauchen einlädt, bekommt eine standesgemässe Taufe.
«Meine Musik funktioniert in einem kleinen Rahmen und vor sitzendem Publikum sehr gut», sagt der 41-Jährige. Mit 50 Personen entstünde im Parterre One ein «tolles Ambiente».
Auf seinen Soundscapes und gebüschelten Improvisationen spannt Neuhaus den Bogen in mehrerlei Hinsicht weit: Zum einen stehen die gestrichenen Instrumente Geige und Kontrabass im Zentrum. Zum anderen verbindet der Musiker in seinen Stücken die atmosphärische Repetition von House-Musik mit den offenen Klangbildern von Soundtracks. Kompositionen wie «Treibholz» oder «April» sind wie geschaffen zur Untermalung eines Arthouse-Films. Analog dazu müsste man für Neuhaus das Genre Arthousemusic erfinden.
Auch wenn die Geige bei The Amber Unit auf dem aktuellen Album wieder mehr Platz bekommen hat, schlägt Neuhaus auf seinem Solo-Ausflug eine andere Richtung ein. Was auch mit dem Entstehungsprozess der Lieder zu tun hat: «Entweder ich habe eine Vision des fertigen Stücks, oder ich schäle Motive aus den Improvisationen heraus», sagt Neuhaus. Die Geige stünde aber in den allermeisten Fällen am Anfang einer Idee.
Manches passiert hier wohl unbewusst, weshalb «Dizzly» vielleicht nur zufällig klingt wie das ebenfalls streicherlastige «Joga» von Björk.
Man darf gespannt sein, wie Neuhaus, der als Musiklehrer und Chorleiter arbeitet, die vielschichtigen Stücke seines Albums live umsetzt. Glaubt man dem Pressetext, so sind die Lieder auch im Studio weitestgehend live entstanden. Das ist beim Hören fast nicht zu glauben. Denn auch wenn Neuhaus mit Loops arbeitet, so hat er doch bloss zwei Hände. Oder?
Neuhaus: «Scapes&Spaces, Volume 2», Radicalis.
CD-Taufe: Parterre One, 20.11.
www.neuhaus-music.com