Vor dem Rückrundenstart der Super League vermitteln Klubführung und Trainer Geschlossenheit. Arthur Cabral soll mit zwei neuen Spielern ersetzt werden, einen neuen Innenverteidiger will der FCB ausserdem noch präsentieren. Und Klubchef David Degen ist jetzt näher an der Mannschaft dran.
Eine Stunde lang standen am Donnerstag drei prominente Exponenten des FC Basel Rede und Antwort: Klubchef David Degen, Trainer Patrick Rahmen und Kaderplaner Philipp Kaufmann – und sie blieben wenig schuldig. Vor allem Verwaltungsratspräsident David Degen gab sich offen und einsichtig, argumentierte schlüssig und wirkte dennoch kein bisschen weniger angriffslustig als zuletzt. Die wichtigsten Aussagen aus der Medienrunde:
David Degen: «Wir haben hart verhandelt mit Fiorentina, der Transfer ist aber noch nicht durch, es fehlen Details. Arthur Cabral wird in der Serie A mit seiner Spielart sicher etwas reissen können. Ihn zu ersetzen, ist eine Challenge. 27 Tore in 31 Spielen sind eine Hausnummer. Aber wenn wir seinen Abgang nicht antizipiert hätten, hätten wir unseren Job nicht gemacht. Wir sind gefordert und müssen in den nächsten Tagen liefern. Wir haben im Sinn, Arthur durch zwei Spieler zu ersetzen. Ausserdem werden wir mit grosser Wahrscheinlichkeit noch einen Innenverteidiger präsentieren.»
Philipp Kaufmann: «Wir haben finanzielle Rahmenbedingungen und sportliche Profile. Grundsätzlich spielen wir oft gegen tiefstehende Gegner, daher brauchen wir einen spielerisch guten Akteur, der die Tiefe attackiert. Es wird aber keinen Eins-zu-eins-Ersatz für Arthur geben, wir brauchen zwei Profile. Cabral hat physisch ein Element eingebracht, das wichtig war, das ist sicher etwas, das wieder erfüllt werden muss.»
Patrick Rahmen: «Es gilt, das beste aus der Situation zu machen. Solche Transfers sind Teil der Ausrichtung unseres Vereins, das war schon immer so und ist es auch jetzt unter der neuen Klubleitung. Wichtig ist, dass man parat ist, wenn es so weit ist. Es entwickeln sich andere Spieler weiter, wie an den Flügeln Liam Millar oder Dan Ndoye, es gibt etliche junge Spieler, die im vergangenen halben Jahr einen klaren Schritt vorwärtsgemacht haben. Es wäre ja auch möglich gewesen, dass Arthur Cabral mal ausfällt. Wir werden sehen, was noch passiert in den nächsten Stunden, aber wir sind auch ohne einen Zugang bereit für das erste Spiel am Sonntag in Luzern.»
David Degen: «Wir können nicht jedes Jahr 20, 30 Millionen an Transfererlösen budgetieren. Es wäre fatal, so in jedes neue Jahr zu gehen. Diese Zeiten sind vorbei. Wir probieren, das Budget so ins Gleichgewicht zu bringen, dass das strukturelle Defizit in Zukunft so tief wie möglich sein wird. Deshalb werden wir auch andere Gehälter zahlen. Wir haben ein Lohngefüge, an welches wir uns halten, und das wird nicht gesprengt. Wir müssen die Hausaufgaben machen, das Defizit massiv reduzieren, damit wir diesen Druck nicht mehr haben. Wir verkaufen Arthur Cabral aber nicht, weil wir das Messer am Hals haben, sondern weil die wirtschaftlichen Bedingungen stimmen und weil für ihn als Brasilianer die Serie A Sinn macht, auch im Hinblick auf die WM.»
Philipp Kaufmann: «Die Transfers sind wichtig für die Aussenwirkung und bestätigen die Arbeit des Trainerteams im ersten halben Jahr.»
David Degen: «Ich bin da ganz offen: Ja, wir haben vor dem Jahreswechsel mit Trainer-Kandidaten geredet. Aber wir sind auch hundertprozentig davon überzeugt, dass die jetzige Konstellation die beste ist. Ich habe mich auch nicht erst im Video auf unseren klubeigenen Kanälen bei Patrick Rahmen entschuldigt, sondern habe das vorgängig persönlich gemacht. Dafür, dass der Eindruck aufgekommen ist, dass wir eine Trainerdiskussion führen wollen, entschuldige ich mich. Das hätte nicht so rüber kommen sollen. Jeder Mensch macht Fehler. Ich bin mittlerweile viel näher dran am Trainerteam und der Mannschaft und bin guten Mutes. Wirklich.»
Patrick Rahmen: «David Degen ist sehr aktiv, aber im ersten halben Jahr doch nicht so nah dabei, weil er das zunächst nicht wollte. Wir haben festgestellt: Es ist produktiver, wenn Dave näher an der Mannschaft ist, und wir haben jetzt einen sehr engen Austausch – also alles zwischen uns ist in der Zwischenzeit aufgearbeitet.
Als der Druck des dichten Programms vor Weihnachten ein bisschen draussen war, haben wir nichtsdestotrotz gespürt, dass wir zusammenpassen. Wir hatten das bekannte Gespräch nach dem letzten Spiel im Dezember, bei dem alle, David, Philipp und ich, ihre Meinung und Vorstellungen geäussert haben, was verändert werden sollte.
Im Staff zum Beispiel wollten wir mehr Emotionalität und neue Impulse reinbekommen. Von den neuen Assistenten ist Guillermo Abascal der Taktiknerd, der uns auf Trab hält. Boris Smiljanic ist mit seiner Erfahrung und als autoritärer Typ eine gute Ergänzung. Und ich nehme mehr die Beobachterrolle ein. Das tut gut, weil man so mehr sieht.
Das alles waren sehr intensive Gespräche, wir sind Punkt für Punkt durchgegangen, und wir haben einen Weg gefunden, wie es weitergehen soll. Mit voller Überzeugung.»
David Degen: «Wenn ich sage, dass wir das beste Kader haben, dann meine ich es auf die individuelle Klasse der Spieler bezogen. Das heisst nicht, dass wir Erfolg haben und auf dem Platz immer drei Punkte holen. Man muss es richtig verstehen. Aber wenn ich beispielsweise die Qualität und das Talent von Sebastiano Esposito anschaue, dann haben YB und Zürich kein solches Talent im Kader. So war diese Aussage gemeint. Um zu gewinnen, braucht es jedoch ein Team. Der FC Zürich beispielsweise tritt als Team auf und ist darum auch um sieben Punkte vorne. Wir müssen nun nachlegen und schauen, was uns gelingt. Es wird von uns eine enorme Leistung und Konstanz brauchen, aber ich bin absolut überzeugt, dass wir um die Meisterschaft ein Wörtchen mitreden können.
Ich persönlich will immer das Maximum. Diese Mentalität müssen wir im Klub haben. Dann glaube ich, dass diese Saison noch sehr viel möglich ist. Ebenso im europäischen Geschäft: Wir brauchen da natürlich ein bisschen Losglück. Wenn wir darüber hinaus als Team funktionieren – was das A und O ist – und das Maximum auf den Platz bringen, wieso sollte das Erreichen des Endspiels der Conference League in Tirana dann nicht möglich sein? Auch wenn man sich anschaut, welche Teams noch drin sind. Klar gibt es da beispielsweise die AS Roma, die noch ein paar Ligen über uns ist. Aber die anderen Teams sind in unserer Reichweite.»
Patrick Rahmen: «Ich bin der Meinung, dass unser Ziel der Meistertitel sein muss. Die Ausrichtung des FC Basel ist es, das Bestmögliche zu erreichen. Aktuell ist der Meistertitel aber noch kein «Muss», dafür muss die Mannschaft sich erst noch weiter entwickeln. Aber wenn jeder Vollgas gibt, wenn alle am gleichen Strick ziehen, wenn wir noch ein bisschen mehr Wettkampfglück haben, dann ist das, dieses grosse Ziel, machbar. Darauf arbeiten wir hin.»