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Basel
Die Projekte des Kraftwerks Birsfelden und der Rheinhäfen für die Austiefung des Rheins ergänzen sich. Doch es klemmt bei der zeitlichen Koordination. Notfalls wollen die Rheinhäfen alleine baggern.
Mit dem Hafen und dem Kraftwerk Birsfelden planen gleich zwei Akteure eine Korrektur des Rheins zwischen dem Kraftwerk und der Mittleren Brücke:
Gemeinsam wäre sinnvoll
Kraftwerksdirektor Sascha Jäger und Hafendirektor Hans-Peter Hadorn sind sich einig, dass sie die beiden Vorhaben miteinander koordinieren wollen. «Die Projekte arbeiten sich gegenseitig in die Hand», kommentiert Hadorn. So wird die durch die Pegelabsenkung verlangsamte Strömung grossen Schiffen die Tal-Durchfahrt durch die Mittlere Brücke erleichtern. Dies unterstützt das Ziel, die Baselbieter Häfen für 135-Meter-Schiffe erreichbar zu machen. Auch die Planung soll koordiniert erfolgen, denn die Tiefe der Fahrrinne muss man auf den vom Kraftwerk angestrebten, tieferen Pegel berechnen.
Nicht zuletzt macht es wenig Sinn, wenn Bagger und Unterwasser-Meissel zweimal innerhalb weniger Jahre in den Fluss eingreifen. So würden sich die beiden Projekte auch bezüglich ökologischer Bedenken und allfälliger Einsprachen sinnvoll ergänzen: Die höhere Stromproduktion ist im Sinne des Atomausstiegs erwünscht. Und die Erreichbarkeit der Baselbieter Häfen hilft, Land-Güterverkehr durch das Verkehrs-Nadelöhr der Agglomeration Basel zu reduzieren.
Doch die beiden Projekte gleichzeitig auszuführen, scheint unmöglich: In der Planung «Hafenentwicklung 2020» ist die Fahrrinnenkorrektur für 2013/2014 vorgesehen. Zu diesem Zeitpunkt kann aber das Kraftwerk in keinem Fall beginnen. Zwar liegt eine weit gediehene Planung vor, denn in den 90er-Jahren war die Rhein-Austiefung bereits ein Thema. Doch aufgrund der Einsprachen von zwölf Umweltverbänden zog das Kraftwerk 1999 sein Gesuch zurück.
Problem der Amortisationsfrist
Damals rechnete man mit einer Amortisationsfrist von 37 Jahren, denn 2034 erfolgt der Heimfall des Kraftwerks. Bis dahin muss also die Amortisation erfolgt sein. Senkt man den Rhein heute ab, sind erstens die Baukosten sicher höher als die damals errechneten 30 Millionen Franken. Und zweitens ist die Amortisationsfrist im besten Fall noch gerade mal halb so lang. Der damals berechnete Preis pro Kilowattstunde von 7,1 Rappen könnte heute also zwischen 15 und 20 Rappen betragen - also etwa das Siebenfache der heutigen Birsfelder Produktionskosten.
EBM, EBL und IWB, die den Birsfelder Strom verteilen, werden ihn in einem liberalisierten Markt kaum zu diesem Preis verkaufen können.
«Zum jetzigen Zeitpunkt wird die Restlaufzeit der Konzession also nicht genügen, die Investitionen zu amortisieren», folgert Jäger. Um Planungs- und Investitionssicherheit zu erhalten, müssten sich die Teilhaber - die Kantone Baselland und Basel-Stadt - mit den Konzessionsgebern über eine Zusatz- oder Neukonzession sowie deren Bedingungen und Dauer verständigen.
Komplexe Verhandlungen
In der Schweiz vergibt das Uvek unter Federführung des Bundesamts für Energie die Konzession. Da der Stau von Birsfelden auch Deutschland betrifft, ist Baden-Württemberg der zweite Konzessionsgeber. «Die Regierungen von Baselland und Baselstadt haben dies bei einem Treffen mit Ministerpräsident Jürgen Kretschmann bereits angesprochen», berichtet Jäger. «Doch konkrete Verhandlungen gibt es noch nicht.»
Rheinhäfen baggern notfalls alleine
Für Planungs- und Ausführungsarbeiten ohne Konzessionsverhandlungen und Einsprachen schätzt Jäger den Zeitbedarf auf vier bis fünf Jahre. Bei einer neuen Zusatzkonzession oder einer Neukonzession wäre inklusive politischer Verhandlungen acht Jahre erforderlich. «Und wenn Einsprachen hinzu kommen, muss man mit zwölf Jahren rechnen.»
So lange wollen die Schweizerischen Rheinhäfen nicht warten: «Die Fahrrinnen-Korrektur ist wichtig für die Entwicklung der Trockengüter-Schifffahrt», sagt Hadorn. «Falls das Kraftwerk vier bis sechs Jahre benötigt, müssen wir uns überlegen, unser Projekt vorzuzuziehen.»