In Muttenz lagert eine der grössten privaten Plattensammlungen der Schweiz. Sie gehört dem 59-jährigen Thomas König, der erstmals 1968 mit dem sogenannten «weissen Doppelalbum» der Beatles eine Langspielplatte gekauft hatte.
«Diese hat 40 Franken – damals sehr viel Geld – gekostet», sagt König, der seine Sammlung in seinem Haus am Wartenberg beherbergt. Diese ist beeindruckend: «Ich habe über 50 000 Langspielplatten, zirka 15 000 CDs und gut 30 Laufmeter DVD, beschreibt König seinen Stolz. Sein Kulturgut und seine Zeitdokumente könnten kaum vielfältiger sein. «Ich habe quasi alle Musikrichtungen in meiner Sammlung. Schwerpunkte bilden der Jazz und zunehmend auch die Klassik.»
Jimi Hendrix neben Vivaldi
Thomas König beschreibt sein ideelles Vermögen mit Freude. Er nennt viele Glanzlichter. Er sagt, dass er von Jimi Hendrix quasi alles habe, was verfügbar sei. «Auch von den Beatles und den Rolling Stones fehlen mir höchstens Privataufnahmen», schmunzelt er im Gespräch. Aus dem Bereich Klassik ist er beispielsweise angetan von Vivaldis «Vier Jahreszeiten». «Von diesem besitze ich 100 verschiedene Langspielplatten.» Thomas König steht es fern, mit solchen Aussagen zu bluffen. Er dokumentiert damit höchstens, dass er allenfalls «ein leicht schräger Vogel» ist – ein liebenswürdiger und freundlicher allerdings.
Nationale Grössen auch wichtig
Schweizer Interpreten oder Formationen haben beim Musikliebhaber ebenfalls einen hohen Stellenwert. Er ist angetan von Hazy Osterwald oder von George Gruntz, deren Konzerte er fast ohne Ausnahme immer besucht hat. «Ich habe auch beide persönlich gekannt. Die haben mein Leben immer wieder bereichert.» Aus dem Unterhaltungsbereich präsentierte er uns die LP «Doppelt oder Nüt» – eine Tanzplatte mit Manny Weber –, wie es auf dem Cover so schön falsch geschrieben heisst. Will beim «Plattenkönig» König ein Gast aber den Männerchor Muttenz hören, kann er selbstverständlich auch Hand bieten, weniger bei Volks- und Ländlermusik, dafür bei «Wolferl» Mozart, Louis Armstrong, Teddy Stauffer, Ray Charles, Freddy Quinn, unzähligen weiteren Interpreten oder – wie erwähnt – sehr umfassend mit Produktionen von Hazy Osterwald oder dem Basler Jazzpapst George Gruntz.
Das Sammeln beziehungsweise Kaufen der Tonträger geschieht beim Muttenzer nicht einfach so, sondern er geht strategisch vor. «Ich finde viel in Brockenhäusern, im Rahmen von Haushaltsauflösungen oder auf Flohmärkten.» Er habe dort schon vielfach für wenig Geld echte Raritäten erstanden, die sich letztlich als wertvoll erwiesen hätten. König hat es auf der Pirsch nie eilig. Er habe Geduld, beschreibt er sich selbst. Und er nehme nie viel Geld in die Hand. «Ich kann so gesehen warten.» Einzig bei seinem Equipment spare er nicht. «Dieses muss qualitativ hochwertig sein. In meinem eigens gebauten Hörraum, der für mich ein Privileg darstellt, will ich schliesslich Musik nicht nur hören, sondern in erster Linie geniessen können, beispielsweise durch Töne aus Sven-Boenike-Lautsprechern.»
Pro Tag ist der studierte Turn- und Sportlehrer, der seit fast 20 Jahren in der kantonalen Verwaltung Basel-Landschaft als akademischer Mitarbeiter dem Broterwerb nachgeht, gegen zwei Stunden in seinem Studio. Es gäbe immer viel zu tun, sei es das Plattenwaschen, Sortieren oder Sichten der Neuanschaffungen.
Gedächtnis wie ein Elefant
Erstaunlich am Ganzen: Thomas König braucht für seine gigantische Sammlung keine Unterstützung durch einen Personal Computer. «Ich habe meine Sammlung im Kopf. Ich will primär geniessen und hören. Auf die Arbeit am PC verzichte ich so gesehen gerne.»