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In der Agglo-Gemeinde hat man Sorgen: Eine Gasse ist gesperrt, in der Verliebte gerne geschmust haben. Ansonsten läufts rund in Pratteln: Viele junge Formationen machen am Umzug mit – und das Komitee darf einen hohen runden Geburtstag feiern.
Über 550 Teilnehmende machen die Prattler Fasnacht zum Glanzlicht. Trotz garstigem Wetter – die Fasnacht wird vom Winde und teilweise Regen verweht – bieten die Aktiven aus 46 Formationen ein Feuerwerk an Emotionen. «Fertig mit Spässli im Schnabelgässli»: Das Fasnachtssujet steht ebenso im Zentrum wie die Spielnacht, der Kommandanten-Wechsel bei der Feuerwehr, Baustellen oder der Manitou-Kran.
«Wir haben auf Jahre hinaus keine Nachwuchssorgen», kommentiert der zufriedene Obmann des Fasnachtskomitees, Peter Lüdin. In der Tat: Viele Nachwuchsgruppen bereichern den Umzug im Dorfkern. Sechs Cliquen jubilieren. 30 Jahre feiern die Rumpelpfyffer, die mit der seit 1966 organisierten Prattler Fasnacht älter werden.
Voor 30 Joor als jungi Chätzli uf dr Route,
si mir hüte meerheitlich ryfferi Pflute.
Gar 50 Jahre feiern die Güllerugger, 35 Jahre D Wirlete, die Atom-Waggis und die Sumpfbrieder, während die Aegelmatt-Waggis und die Heimwehfasnächtler auf ein Vierteljahrhundert zurückblicken können. Die mit der Saggladärne traditionell an der Spitze des Zuges formierte Fasnacht ist erneut geschichtsträchtig. Mit vielen lokalen Sujets wie dem Fasnachtsfüür, dem Baustellen-Bauboom oder der Spielnacht. Die Makipas halten dazu fest:
Vieli Lüt sind ins Kuspo cho,
und händ e glatte Obe becho.
Gross und Chli händ zämme gspielt
und glacht – was für ä Pracht.
Die Buure-Lümmel ärgern sich über die vielen Baustellen:
E Boustell doo und döört –
das isch doch gschtöört.
Und sie schielen auch auf das heurige Sujet, das geschlossene Schnabelgässli:
Döört chunnsch weder iine no uuse,
drumm mesch neumen anders
go schmuuse.
Die Dorfplatzrueche machen sich über ihr Sujet Gedanken. «Was darfsch no alles schribe, mole oder mache?», fragen sie sich. Sie werden fündig mit einem Thema, über das sehr wohl noch geredet werden darf. Sie landen mit «Mir wüsse nit ...?!?!», beim FCB:
Drum falte mir zum Bäte beidi Händ,
hoffe, das Debekel im FCB isch gli z Änd.
Dass Mohrenköpfe nicht mehr zeitgemäss sein sollen, ärgert die Dorfplatzrueche ebenfalls:
Sit Joore ässe mit vollem Mumm,
dä Schoggihufe mit inne Schuum.
Obwohl jo alli das süesse Ding tüent kenne,
wie darf me das den jetzt genau nenne?
Die Sumpfbrieder, seit 35 Jahren auf Achse, thematisieren das Restaurant Höfli beziehungsweise das dortige, einstige Cordon bleu, das sie als Weltproblem darstellten:
Dr Hans wet öppis neus lanciere,
ä richtigs Cordon bleu serviere.
Doch d Chrischtin isch e bitz brüskiert,
wo dr Hans si Grössi presentiert.
In der Tat: Das Sujet «Wäg dr Grössi, gopferglemmi, sitz i in der Chlemmi», passt punktgenau. Prattler Insider kennen den Ausgang der Geschichte ...
Für Aufsehen sorgen weiter die Schoreniggeli, eine Wagen-Clique. Sie treten einmalig als Gugge auf, «nach 9-monatigem langem Training», wie Medienchefin Heidy Fasler verrät.
«D Nachtfalter jubiliere – drum dien mir musiziere», ist ihr Sujet. Eine Wertschätzung an die Nachtfalter, die seit Bestehen der organisierten Prattler Fasnacht dabei sind, im 2019 aber das
60-Jahr-Jubiläum feiern. Die Stockmatt-Lümmel erinnern an den Kommandanten-Wechsel bei der Feuerwehr mit «112 – mir wächsle», während die Gaudi-Clique den umgestürzten Manitou-Kran auf die Schippe nimmt.
Zum 54. Mal seit Bestehen des Fasnachts-OK, sind die Gaudi-Clique (Wagen), die Nachtfalter-Schränzer (Gugge), die Horngruppe Hagebächli (Wagen) und Süsswinkel-Strizzi (Wagen) dabei. Die Fasnacht endet am Abend traditionell mit dem Fackelumzug, der vom Fasnachtsfüür auf Mayenfels in den Dorfkern führt.