Biel-Benkemer Eltern wollen Jugendliche nicht zum umstrittenen Pfarrer in den Konfirmationsunterricht schicken.
Der Haussegen bei den Biel-Benkemer Reformierten hängt seit längerem schief. 2019 trat die Mehrheit der Kirchenpflege zurück. Der kantonale Kirchenrat setzte als interimistischen Gemeindeleiter einen Mediator ein, Markus Fricker, mit dem Auftrag, den Streit zu analysieren, die Probleme zu klären und die Wogen zu glätten. Sein Ziel: dass die Gemeinde mit einer neuen Kirchenpflege die Zukunft planen kann.
Doch davon sind die Biel-Benkemer Reformierten noch weit entfernt. Denn jetzt haben die Eltern von 14 Jugendlichen entschieden, dass sie diese nicht zu Pfarrer Nico Rubeli in den Konfirmationsunterricht schicken wollen. Stattdessen beginnen sie ihre Konfirmationszeit in Oberwil. Das ist zwar seit Jahren üblich. «Dieses Jahr ist es aber so, dass mehr Jugendliche und Eltern das Anliegen hatten, dass jemand anderes als Pfarrer Rubeli den Unterricht leitet», sagt Fricker. Zu den Gründen sagt er nur: «Generell kann man sagen: Die Eltern und Jugendlichen haben kein positives Vertrauen mehr zu Rubeli.»
Details verrät die Mutter eines zukünftigen Konfirmanden, die anonym bleiben will. Gemäss ihrer Darstellung hatte Fricker im Frühling eine Aussprache geplant, wo Rubeli und die Gemeindemitglieder die Probleme hätten ansprechen sollen. Doch der Anlass musste wegen Corona verschoben werden. Währenddessen, so die Mutter weiter, habe Pfarrer Rubeli Unterschriften gesammelt für eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung. Gemäss Kirchenrecht reicht dafür ein Zwanzigstel der Gemeindemitglieder. «Er sagte zwar, er stecke nicht selber hinter der Unterschriftensammlung», sagt die Mutter. «Stattdessen schob er den Sekretär der Gemeinde vor.» Die Absicht hinter Rubelis Vorgehen ist laut der Mutter klar: An der ausserordentlichen Versammlung sollen ihm genehme Kirchenpflegemitglieder vorgestellt und gewählt werden.
Für mindestens vier Mütter ist das Vertrauen zu Rubeli nicht mehr gegeben, sodass sie ihm ihr Kind nicht zur Konfirmation anvertrauen wollten. Ein ehemaliges Gemeindemitglied bestätigt all die Vorwürfe: «Rubeli will Fricker los werden. Dieser bleibt nur, solange es keine Kirchenpflege gibt.» Rubeli habe zudem gegen Fricker einen Anwalt angesetzt. Bereits letztes Jahr hatten verschiedene Kirchgemeindemitglieder Rubelis eigenartige Art von Menschenführung kritisiert. Das habe zu den vielen Abgängen geführt. Gemäss einem Leserbrief in der «Biel-Benkemer Dorf-Zytig» sind es inzwischen elf, neben den Kirchenpflegemitgliedern auch eine Sekretärin und ein Abwart. Die anonyme Mutter meint, der Pfarrer sei nicht kritikfähig: «Alle merken, dass er gehen sollte, nur er selber nicht.» Rubeli wurde vor zwei Jahren gewählt und bleibt noch für mindestens drei Jahre im Amt. Für die bz war er gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Fricker lässt in der «Dorf-Zytig» erkennen, dass Rubeli der Grund für die Unruhe in der Kirchgemeinde ist, wenn er schreibt: «Die frühere Kirchenpflege soll auf keinen Fall im falschen Licht dastehen, sie habe die Unruhe ausgelöst. Ihre Mitglieder haben sich sehr bemüht, einen guten Weg zu finden.» Gleichzeitig hat Fricker «erhebliche Zweifel an der Rechtmässigkeit der Unterschriftensammlung». Denn während der Corona-Zeit sei das Sammeln vermutlich nicht rechtens.
Trotzdem hat er auf den 15. August eine ausserordentliche Versammlung angesetzt, mit der Wahl der Kirchenpflege. Unmittelbar davor soll es aber zum Showdown kommen, mit einer «ausführlichen Aussprache über die Situation und die Zukunft der Kirchgemeinde».