Wie viele Familienunternehmen hatte die Bieli Transport AG Probleme bei der Suche einer Nachfolge. Seit Januar gehört der Betrieb von Urs Bieli nun einer Schaffhauser Firma – merken sollen das die Kunden aber nicht.
Urs Bieli stand vor einem Problem, mit dem viele Familienunternehmen konfrontiert sind. Eigentlich war der Geschäftsführer längst im Rentenalter. Doch sich zurückzuziehen, kam für den Pensionär nicht infrage. In der Familie fand sich niemand, der bereit war, die im ganzen Laufental bekannte Bieli Transport AG weiterzuführen.
Beim Gespräch in den Büroräumlichkeiten seiner Firma an der Baselstrasse in Laufen, wo sich auch das Fahrzeugdepot befindet, wirkt der heute 69-jährige Bieli erleichtert. Er ist glücklich darüber, dass er das Transportunternehmen bald ruhigen Gewissens verlassen kann. Mit der in Stein am Rhein im Kanton Schaffhausen beheimateten Imhof Transport AG erklärte sich ein ähnlich gelagertes Unternehmen bereit, den Laufner Traditionsbetrieb zu übernehmen.
Der Schritt erfolgte bereits auf Anfang dieses Jahres. Urs Bieli bleibt dem Unternehmen jedoch noch bis Jahresende erhalten. Für seine Position in Laufen sucht er derzeit nach einem Nachfolger. Denn trotz der neuen Besitzverhältnisse werde sich bei der Bieli Transport AG nur sehr wenig verändern, betont er. «Der Name, unsere Dienstleistungen und der Standort bleiben bestehen, alle Angestellten werden weiterbeschäftigt.» Lediglich die Buchhaltung soll künftig in der Nordostschweiz angesiedelt sein.
Damit werden auch in Zukunft vor den Häusern in den 25 Gemeinden des Laufentals und Thiersteins einmal wöchentlich Kehrichtwagen der Bieli Transport AG Halt machen. «Sämtlicher Kehricht in der Region Laufen wird mit unseren Fahrzeugen eingesammelt», sagt Bieli stolz über eine seiner wichtigsten Errungenschaften. Als er 1972 in das von seinen Eltern in den späten Dreissigerjahren gegründete Unternehmen eintrat, führte dieses lediglich Transporte aller Art durch. Bald erwarb man einen ersten Kehrichtwagen, dem viele weitere folgten.
Über die Jahre nahm die Bieli Transport AG auch Kanal- und Strassenreinigungen in ihr Angebot auf. Einige Muldenfahrzeuge und Kranwagen wurden angeschafft, die noch immer in Betrieb sind. Vor wenigen Jahren fing man zusätzlich an, Winterdienst zu betreiben. Innerhalb von vier Jahrzehnten erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten um das Vierfache. Heute sind rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Betrieb tätig. Die Flotte ist mittlerweile auf eindrückliche zwanzig Fahrzeuge angewachsen.
Den grössten Teil der Einnahmen generiere man immer noch durch den Transport von unterschiedlichsten Gütern, erzählt Urs Bieli. Zu den bedeutendsten Kunden gehören lokale Grössen wie die Keramik Laufen AG und die Aluminium Laufen AG, deren Produkte in Bieli-Lastwagen durch die gesamte Schweiz kutschiert werden.
«Früher nahmen auch die beiden Weltkonzerne Shell und Coca-Cola unsere Dienste in Anspruch», gerät er ob der vergangenen Höhepunkte ins Schwärmen. Im Laufe seiner Tätigkeit habe er eine konstante Zunahme der Bürokratie feststellen müssen, äussert er sich im Gegenzug zu seinen negativsten Erfahrungen. Zudem werde das Fahrpersonal nach seinem Geschmack bei Polizeikontrollen teilweise schikanös behandelt.
Seine Kundinnen und Kunden lädt Urs Bieli jeweils anfangs Januar zum traditionellen Neujahrsapéro der Bieli Transport AG ein. Bei diesem handelt es sich um einen der bedeutendsten gesellschaftlichen Anlässe im Raum Laufen. Die politische und wirtschaftliche Prominenz der Region ist ebenfalls anzutreffen. Der Apéro werde selbstverständlich auch in den kommenden Jahren stattfinden. «Dass ich mich zurückziehe, heisst nicht, dass wir uns nicht mehr bei unserer treuen Kundschaft bedanken möchten», findet der scheidende Geschäftsführer.
Mit ihm auf das neue Jahr anzustossen, wird also weiterhin möglich sein – ihm im Geschäft zu begegnen, noch mindestens bis Ende Dezember. Ob er anschliessend der Bieli Transport AG regelmässig Besuche abstatten werde, wisse er derzeit noch nicht. So sehr, wie Urs Bieli das Unternehmen verkörpert, ist es aber fast nicht denkbar, dass er sich dort nicht mehr blicken lässt.