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Vergangenen Donnerstag gelang drei jugendlichen Straftätern die Flucht aus dem neuen geschlossenen Eintrittspavillon des Massnahmenzentrums für junge Erwachsene, dem Arxhof.
Es ist Donnerstag, 17. Januar. Die neue geschlossene Abteilung am Massnahmenzentrum Arxhof für junge Erwachsene (MZjE) wurde vor zehn Tagen in Betrieb genommen. Von den vier ersten Bewohnern des geschlossenen Eintrittspavillons ergreifen gleich drei die Flucht.
Sie sind zwischen 18 und 22 Jahre alt und «hauptsächlich wegen Diebstahl, Drogendelikten, Raub und Widerhandlungen gegen das Waffengesetz ins MZjE eingewiesen», heisst es in einer gestrigen Mitteilung der Baselbieter Sicherheitsdirektion (SID).
«Mit Gegenständen aus dem Inventar und mit roher Gewalt ist es ihnen gelungen, auszubrechen», sagt SID-Sprecher Adrian Baumgartner auf Anfrage der bz. Für einen der drei Jugendlichen endete die Flucht schon nach wenigen Stunden, als er von der Polizei aufgegriffen wurde.
Die anderen beiden sind weiterhin auf freiem Fuss. Ein solcher Fluchtreflex sei normal, sagt Baumgartner. Zu Beginn der Massnahme fehle den jungen Männern zudem oft die Selbstdisziplin.
Die Zahlen der Ausbrüche sprechen für sich: In den vergangenen Jahren flüchteten durchschnittlich 45 Straffällige vom offenen Arxhof. Bei 46 Plätzen bedeutet das annähernd einen Fluchtversuch pro Jugendlichem in einem Jahr.
Der geschlossene Eintrittspavillon sollte unter anderem auch dazu beitragen, diese Zahl zu senken. Hier kann bei einem Neueintritt in den Arxhof abgeklärt werden, ob sich die betreffende Person überhaupt für den offenen Vollzug eignet.
Dazu kommt gemäss Baumgartner, dass man den Fluchtreflex eindämmen will, indem man ein «lockeres Weglaufen» verhindert. Am offenen Konzept des Massnahmenzentrums ändere diese geschlossene Eintrittsabteilung jedoch nichts, wie der SID-Sprecher betont.
«Die drei Jugendlichen, die vergangene Woche ausgebrochen sind, zeigten einen starken Fluchtreflex», so der SID-Sprecher. Hier müsse man genau hinschauen und klären, ob der offene Massnahmenvollzug auf dem Arxhof wirklich das Richtige sei. Die Flucht bedeute aber auf keinen Fall, dass die jungen Männer nicht für den späteren offenen Vollzug geeignet wären. «Hier muss jeder Einzelfall für sich betrachtet werden: das soziale Umfeld der Person, der Grund für die Flucht, die Motivation, sich weiterzubilden.»
Nun zeigte sich aber vergangene Woche, dass auch die geschlossene Abteilung nicht ausbruchsicher ist. Das Inventar konnte immerhin genutzt werden, um den Ausbruch von drei Eingewiesenen zu ermöglichen. Baumgartner relativiert: Man dürfe den Arxhof nicht mit einem Hochsicherheitsgefängnis vergleichen. «Wer kriminelle Energie aufbringt, versucht von überall abzuhauen.»
Baumgartners Einschätzung wird gestützt von Andreas Dürr (FDP), Präsident der Justiz- und Sicherheitskommission im Landrat. «Der Vorfall ist unglücklich und ärgerlich, allerdings nicht dramatisch.»
Allerdings räumt das SID ein, dass man sich noch in einem Lernprozess befinde. Als eine Sofortmassnahme habe man das Inventar bereits angepasst. «Ebenfalls müssen wir überprüfen, ob es am Gebäude noch Veränderungen braucht.» Da sei man nun daran. Andreas Dürr ist sich sicher, dass man die Situation mit wenigen baulichen Massnahmen und bescheidenen Mitteln in den Griff bekommen kann.
«Sie waren in einem Zimmer untergebracht, von dem man direkt aufs Dach gelangen kann, dort braucht es zum Beispiel ein besseres Gitter.» Der Ausbruch kommt allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Morgen Donnerstag wollen die Sicherheits- sowie die Bau- und Umweltschutzdirektion den Bereich an einer Medienorientierung der Öffentlichkeit präsentieren. «Das geht dann wohl unter Pleiten, Pech und Pannen», sagt Dürr.
Das Massnahmenzentrum Arxhof besteht seit 1971 als offene Einrichtung. Straffällige Männer zwischen 17 und 25 Jahren können hier anstelle eines Gefängnisaufenthalts im offenen Vollzug eine Lehre absolvieren. Im Frühling 2017 stand der Arxhof in der Kritik, als sich Angestellte und Ehemalige in einem Brief über den Führungsstil der Direktion beschwerten. Sie befürchteten auch, den Mitarbeitern entgleite die Kontrolle über die jungen Männer, die «boykottierendes und bedrohliches Verhalten» an den Tag legten.