Coronakrise
Wie sehr stresst uns die zweite Welle? Das sind die Resultate der neue Online-Umfrage der Uni Basel

Dominique de Quervain und sein Team lancieren heute Mittwoch die dritte Umfrage der «Swiss Corona Stress Study». Ziel ist es wiederum, Strategien zu identifizieren, wie die Bevölkerung die Krise besser meistern kann.

Silvana Schreier
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Ist die Maskenpflicht ein Stressfaktor? Dies will die Universität Basel mit der dritten Umfrage herausfinden. (Symbolbild)

Ist die Maskenpflicht ein Stressfaktor? Dies will die Universität Basel mit der dritten Umfrage herausfinden. (Symbolbild)

Keystone

Die Temperatur sinkt, die Tage werden kürzer. Und die Infektionszahlen steigen. Keine guten Voraussetzungen für die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Darum lanciert die Universität Basel die dritte Umfrage im Rahmen der «Swiss Corona Stress Study», um die psychischen Folgen der zweiten Covid-19-Welle benennen zu können.

Ab Mittwoch läuft die Umfrage, die vom Neurowissenschafter Dominique de Quervain geleitet wird. Sie wird wiederum nach Stress und depressiven Symptomen fragen, um den Vergleich mit den beiden ersten Befragungen möglich zu machen. Weiter enthält sie Fragen zu den aktuellen Massnahmen und deren Konsequenzen auf das alltägliche Leben. De Quervain sagt: «Wir wollen wissen, wie die Menschen mit der Maskenpflicht umgehen, wie sehr es sie belastet, dass kulturelle Veranstaltungen abgesagt sind oder dass sie ihre sozialen Kontakte einschränken müssen.»

Strategien identifizieren, um die Krise zu überstehen

Dass die zweite Coronawelle gerade in der Winterzeit auftritt, ist laut de Quervain ein zusätzlicher Stressfaktor. «Wenn die Tage kürzer werden, leidet bei einigen Menschen auch die Stimmung. Gerade für Alleinstehende könnten die kommenden Wochen herausfordernd sein», so der Studienleiter. Er und sein Team wollen Veränderungen im Vergleich zum Frühling sowie Strategien identifizieren, mit denen die Bevölkerung besser solche Zeiten überstehen kann.

De Quervain, der Mitglied der Science Task Force des Bundes ist, sagt, ein Ziel sei es, die Ergebnisse der Umfragen dafür zu nutzen, die Bevölkerung besser über künftige Massnahmen informieren zu können. «Wir sind der Ansicht, dass besonders bei der Kommunikation Verbesserungen nötig sind. Wenn Massnahmen nicht gut erklärt werden oder uneinheitlich sind, verunsichert dies und kann Stress, Ängste oder Ärger auslösen», so de Quervain. Er nennt das Beispiel der Maskenpflicht in den Läden: Während in Basel-Stadt die Pflicht bereits galt, war das Tragen einer Maske im Baselbiet noch freiwillig. Dies habe für Verunsicherung gesorgt.

40 Prozent fühlten sich trotz Lockerungen gestresster

Die erste Befragung der «Swiss Corona Stress Study» mit rund 10000 Teilnehmenden fand vom 6. bis 8. April, also noch während des Lockdowns, statt. Die Ergebnisse zeigten: Die Hälfte der Befragten fühlte sich zu dieser Zeit gestresster als vor der Coronakrise. Die Häufigkeit von schweren depressiven Symptomen hatte sich fast verdreifacht. Gleichzeitig gab ein Viertel der Befragten an, dass sie weniger Stress empfinden würden. Wer sich körperlich betätigte, sich vermehrt einem Hobby oder neuen Projekt zuwandte und nur selten Corona-News konsumierte, konnte einen Stressanstieg vermeiden.

Vom 11. Mai bis 1. Juni lief dann die zweite Umfrage der Uni Basel. Trotz der Lockerungen der Coronamassnahmen fühlten sich nach wie vor 40 Prozent der wiederum über 10000 Studienteilnehmenden gestresster. Auch depressive Symptome bleiben mit 12 Prozent erhöht. Gleichwohl verspürte mehr als die Hälfte der Befragten weniger Angst vor dem Virus als noch während des Lockdowns.