Vorfasnacht
«E volli Laadig Fasnacht»: Das Laaferi feiert Premiere und räumt mit alteingesessenen Traditionen auf

Eine junge Liebe, die es eigentlich nicht geben dürfte, gendergerechte Sprache und vor allem ganz viele Kinder. Das Laaferi bringt an einem Abend vieles auf die Bühne. Am Freitagabend feierte die zweite Ausgabe des «Drummeli für Junge» Premiere.

Laura Ferrari
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Laaferi und Beetli bei der Begrüssung des diesjährigen «Drummeli für Junge».

Laaferi und Beetli bei der Begrüssung des diesjährigen «Drummeli für Junge».

Bild: zvg

Der Abend beginnt mit einem Kuss. Laaferi und Beetli, eine junge Liebe, die eigentlich nicht sein dürfte. Er, aus einer Basler-Daig-Familie, «uff dr Dalbe dehaim», sie aus dem Gundeli, der Vater bei der BVB, die Mutter an der Denner-Kasse tätig.

Das erste Raamestiggli widmet sich der Gleichberechtigung von Frau und Mann: «Ich ha kai Luscht mee uff die Fasnacht», sagt der Ueli. Da stehen sie, die acht Fasnachtsfiguren und sollten, so der Ueli, mal gründlich auf die Frauenquote untersucht werden, denn die Fasnacht sei sexistisch und zu männerlastig. Und überhaupt, wer sind wir eigentlich? Das ist eine grosse Frage des Abends.

Das Laaferi bringt in rund zweieinhalb Stunden gesellschaftliche Themen und eine volle Ladung traditionelle Märsche sowie eigene Kreationen auf die Bühne. 27 junge Garden und zehn Schauspielerinnen und Schauspieler, insgesamt 1200 Mitwirkende. Regie geführt hat Andrea Pfaehler. Am Freitagabend feierte das Stück Premiere in der fast ausverkauften Eventhalle der Messe Basel, rund 800 Besucherinnen und Besucher zog es ans Laaferi.

Neben traditionellen Märschen viele eigene Kreationen

Nach einer angeregten Diskussion betreten die Binggis und die Junge Garde der Naarebaschi die Bühne, gefolgt von den Binggis und der Jungen Garde der Glunggi, die eine Kreation des Liedes «Das Wandern ist des Müllers Lust» spielen. Die Cliquen haben nach dem Motto «sälber gmacht» ihre Kostüme, Larven, Requisiten selbst hergestellt. Jeder Auftritt hat ein eigenes Thema und Bühnenbild.

Dupf-Club and Friends mit ihrem Auftritt zum Thema Pink Panther.

Dupf-Club and Friends mit ihrem Auftritt zum Thema Pink Panther.

Bild: zvg

Wie bereits im letzten Jahr haben viele Cliquen auf traditionelle Märsche verzichtet und eigene Kreationen von bekannten Liedern komponiert. So spielt der Dupf-Club and Friends eine eigens einstudierte Version des Pink-Panther-Titelsongs, mit einer Mischung aus Trommeln, Piccolo und einer Band mit Schlagzeug, E-Gitarre und Saxofon.

Der Clique Jungi Gundeli wird beim Spielen eines traditionellen Marsches langweilig, sodass sie sich kurzerhand die Migros-Papiersäcke vom Kopf reissen und ihren Auftritt mit der Hymne «Bella Ciao» beenden. Angelehnt an die Fernsehserie «Haus des Geldes», tragen sie unter den Papiersäcken die Dali-Maske, welche die Bankräuberinnen und Bankräuber in der Serie als Erkennungsmerkmal tragen.

Die Clique Jungi Gundeli spielen das Lied «Bella Ciao» und sind in Anlehnung an die Kultserie «Haus des Geldes» verkleidet.

Die Clique Jungi Gundeli spielen das Lied «Bella Ciao» und sind in Anlehnung an die Kultserie «Haus des Geldes» verkleidet.

Bild: zvg

Die Zukunft der Basler Fasnacht, die Binggis

Hauptthema des Abends ist der Nachwuchs. Die Binggis haben viel gebastelt, geprobt und haben durch das Laaferi die Gelegenheit, auf einer grossen Bühne zu stehen. Auch inhaltlich geht es viel um sie. So sagt Beetli: «An der Fasnacht gibts zu viele Alte», und Laaferi setzt nach: «Aus Tradition wird Zukunftsvision!» Passend dazu lassen die beiden sogleich, zum Zeichen der Zukunft der Basler Fasnacht, den gesamten Vortrab in Zweierreihe über die Bühne laufen, was vom Publikum mit grossem Applaus begleitet wird.

Ohne sie keine Zukunft der Basler Fasnacht: die ganz Kleinen. Auf dem Bild ist die Spale Clique zu sehen.

Ohne sie keine Zukunft der Basler Fasnacht: die ganz Kleinen. Auf dem Bild ist die Spale Clique zu sehen.

Bild: zvg

Aktuelle, gesellschaftliche Themen kommen nicht zu kurz. So weigert sich Beetli, gespielt von der 19-jährigen Yamila Klingler, einen Schnitzelbangg zu singen, da sie sexistisch, rassistisch seien und den Namen Kulturgut nicht verdienen würden. Darauf beginnt Laaferi, gespielt vom 21-jährigen Jonathan Bötticher, einen Schnitzelbangg-Rap, den er gemeinsam mit dem Ensemble tanzend begleitet. Hier kommt auch der obligatorische Seitenhieb nach Zürich «und Züri goots e Schyssdrägg aa».

Jung, modern und auch ein bisschen woke soll sie sein, die Fasnacht

Die Frage nach der eigenen Identität stellen sich die acht Fasnachtsfiguren gegen Ende des Abends noch einmal. «An der Fasnacht darf ich sein, wer ich will. Aber eigentlich will ich das immer. Warum muss ich wissen, ob ich eine Frau oder ein Mann bin?» Die Jungen versuchen das, was sie beschäftigt, in die Fasnacht einzubringen und aufzuräumen mit den alteingesessenen und verstaubten Traditionen der «drey scheenschte Dääg».

Das Schlussbouquet wird mit «Morgestraich, vorwärts marsch» eingeläutet. Aus allen Türen und Ecken der Messehalle laufen die Mitwirkenden ein und spielen den Morgestraich-Marsch. Ein kleiner Morgestraich in der Messehalle beendet den prall gefüllten Abend.

Vorstellungen Laaferi 2023

Ort: Eventhalle, Messe Basel

Samstag, 4. Februar, um 14.30 Uhr und 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 5. Februar, um 14.30 Uhr.