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Lead: 27-jähriger Basler und 36-jährige Thailänderin nach grossem Metamphetamin-Handel vor Gericht
Die Basler Kriminalpolizei schlug um fünf Uhr morgens zu: Im November 2018 holte sie den heute 27-jährigen türkisch-schweizerischen Doppelbürger sowie seine 36-jährige thailändische Freundin im Gundeli aus dem Bett und verfrachtete sie in Untersuchungshaft.
Zuvor hatten die Strafverfolger wochenlang alles eingesetzt, was im Arsenal war: Fahrzeug-Innenüberwachung, GPS-Standortverfolgung, Randdaten aus den Mobiltelefonen sowie die gute altmodische Observation von Zivilfahndern mit Kameras. Zumindest die Frau hätte sich eigentlich denken können, dass sie unter Beobachtung stand: Vom Juli 2016 bis September 2017 sass sie bereits für 15 Monate hinter Gitter, weil sie im Kanton Waadt mit Crystal Meth erwischt worden war.
Nach der Entlassung stieg sie offenbar nahtlos wieder in den Handel mit Methamphetamin ein und unterstützte ihren Freund. Am Mittwoch mussten sich deswegen beide vor dem Basler Strafgericht verantworten.
Gestritten wird um Details wie die gehandelte Menge, davon hängt auch die Strafhöhe ab. Bereits reines Meth ab rund 50 Gramm gilt als sogenannte qualifizierte Menge und damit als schwerer Fall, die Staatsanwaltschaft wirft den beiden aber Handel mit knapp sieben Kilogramm Methamphetamin vor. Über ein Kilo der Droge konnte man sicherstellen.
Die Auslieferung erfolgte meistens mit dem eigenen Auto, in der Tiefgarage standen dazu ein Golf, ein VW Beetle, ein Suzuki Swift und ein BMW 650i. Bewusst unauffällig war man aber nicht unterwegs, so bestätigte etwa eine Käuferin aus Neuchâtel den Behörden, ein junger Türke in einem Porsche habe ihr die Lieferung gebracht. Tatsächlich besass der 27-Jährige auch einen nicht gerade unauffälligen Porsche Cayenne. Um die Fahrzeuge kümmert sich inzwischen der Verwertungsdienst der Polizei, auch Bargeld von über 100'000 Franken hat man vorläufig eingezogen. Unauffälliges Autofahren scheint ebenfalls nicht die Stärke des Hauptangeklagten zu sein: Der Führerschein wurde ihm bereits im Jahr 2017 abgenommen, danach lieferte er das Meth als treuer Uber-Passagier aus.
Die Rechnung der Staatsanwaltschaft geht so: Einkaufspreis pro Gramm im Schnitt 30 Franken, Verkaufspreis 80 Franken. Gewinn: Mindestens 345'000 Franken. Wer sich schon fragte, wofür Drogenhändler eigentlich ihr ganzes Geld ausgeben, findet im Beschlagnahmeprotokoll der Staatsanwaltschaft zumindest teilweise eine Antwort: Satte zwölf Damenhandtaschen von Gucci, Dior und Vuitton besass die 36-jährigen Mitangeklagte.
Auf den Namen der Eltern hatte der 27-Jährige weitere Wohnungen etwa an der Klingentalstrasse und Hegenheimerstrasse angemietet, dort logierten Verteiler mit kleiner Lagerhaltung. Zur Unterhaltung seiner Mitarbeiter gab es Geldspielautomaten, weshalb der 27-Jährige auch noch die Spielbankenkommission am Hals hat. Auch ein Sonnenstudio in Oberwil gehörte ihm, dies habe er aber nicht aus Drogengeldern finanziert, sondern aus seinen Einnahmen aus dem Geldspielgeschäft, betonte der 27-Jährige vor Gericht. Staatsanwältin Simone Lustenberger forderte für ihn eine Freiheitsstrafe von 8,5 Jahren, für die Frau 6,5 Jahre. Die Thailänderin sei zusätzlich für zehn Jahre des Landes zu verweisen.
Verteidiger Nicolas Roulet kritisierte die Polizeitaktik: Man habe über Monate zugewartet, bis man zugeschlagen habe. So sei aus einer kleinen Menge ein qualifizierter Fall geworden, dies sei unfair seinem Mandanten gegenüber. «Wenn derartige Hinweise vorliegen, wieso wartete man derart lange, bis man zugreift?», fragte Roulet. Die fünf Richter fällen das Urteil am Freitag.