Mit spitzer Feder kommentiert der Geistschreiber das Geschehen in der Region, im Land, ja auf der ganzen Welt.
Die bz hat vor einer Woche einen Philosophen zitiert. Und der hat erklärt, irgendwann könne man die «virtuelle Realität» kaum mehr von der physikalischen unterscheiden. «Virtuelle Realität» ist nun zwar so logisch wie trockene Nässe, aber ich freue mich trotzdem auf sie. Weil man da endlich vieles verändern kann. Als Erstes lasse ich dann meine Haare wieder auf dem Kopf wachsen statt aus den Ohren. Ich mache mich intelligent – mal was Neues – und verliere beim Joggen wunschgemäss ein Kilo pro Kilometer.
Wobei, nun ja, in der «virtuellen Realität» kann ich die Pfunde eigentlich auch gleich vor dem Fernsehen purzeln lassen. Mit einem 15K-Bildschirm ist das virtuelle Fernsehen noch echter als das echte, gell. Dann optimiere ich virtuell den Thomas Bucheli im Meteo, damit er knusprig und konzentriert ist. Und stärker als der Regenschirm, mit dem er kämpft. Und seine Wetterprognosen stimmen immer.
Sobald nämlich die Kamera aus ist, programmiert er das Wetter so, wie er es vorausgesagt hat. Und voraus sagt er, was gewünscht ist. Von den Bauern. Oder den Hoteliers. Bucheli versteigert das Wetter jede Woche an die Meistbietenden. Und es gewinnen immer beide Seiten, in der «virtuellen Realität» können sich ja beide als Meistbietende programmieren. Ich mach mir die Welt, widi widi, wie sie mir gefällt.
In der widi widi virtuellen Realität hat SRF wieder Geld für Journalismus statt Selbstgespräche, Ueli Maurer bleibt tausend Jahre Bundesrat und die Frauen stellen ihr virtuelles Rentenalter individuell ein. Nur der Roger Köppel bleibt in seiner Blechwoche programmiert auf Chabis.
Ein paar Natur-Fundis spazieren wohl weiterhin auf die Bölchenfluh, aber viele leben lieber in der «virtuellen Realität» und sitzen mit ihren Virtual-Reality-Brillen auf den Nasen in ihren Stuben, geheizt mit Fernwärme aus gigantischen Rechenzentren. Und wenn ein autokratischer Tubel einen Krieg anzetteln will, muss er kein Land mehr überfallen. Es reicht, wenn er der virtuellen Realität den Stecker zieht. Dann kommen wir wieder auf die Welt, das Wetter macht wieder, was es will, mir wachsen wieder Haare aus den Ohren und die Intelligenz, äh – lassen wir das.