Mit spitzer Feder kommentiert der Geistschreiber das Geschehen in der Region, im Land, ja auf der ganzen Welt.
«Statt an Ihrer Haustüre zu klingeln», schreibt mir ein netter Bretzwiler, «möchte ich Sie mit ein paar interessanten Überlegungen erreichen. Ich bin ein Zeuge Jehovas und Ihre Adresse habe ich aus dem Telefonbuch.» Aha. Nett. Entweder schreibt er ganz Bubendorf an. Von Hand. Oder ich bin ein Zufallstreffer. Oder er hat gebetet und Jehova hat mich auserwählt. Ich spüre Druck.
Wenn bei mir die Zeugen klingeln, denke ich: armi, zächi Cheibe. Von Tür zu Tür gehen und mit Gähnen, Spott und Ausreden abgewimmelt werden, ist sicher kein Honiglecken. Man hausiert Antworten auf Fragen, die niemand stellt. Klar, man hat zur Not noch ein paar Suggestivfragen eingepackt. Aber auch die verlieren ihren Charme, wenn man jemanden mit dem Erwachet-Heftli aus dem Mittagschlaf reisst.
«Der Sohn Gottes», schreibt Bretzwil, «wird das Werk des Teufels zerstören.» Bin dabei! Für die verdammte Autokratenbrut, die den Planeten wieder überzieht, gibt’s nur die Destination Pfefferland. «Dieses Ereignis steht kurz bevor», schreibt Bretzwil.
Ja, Armageddon, ich erinnere mich. Die Apokalypse stand schon kurz bevor, als ich noch Streichwurst im Chindsgitäschli hatte. Jetzt steht sie wohl endgültig am Kurzbevorsten, sehet die Zeichen der Zeit, den Bahnhof Liestal und den Arnold Schwarzenegger, der 76 ist und die Welt auch nicht mehr ewig retten wird.
Ich frage mein Handy nach der Kurzbevorstehung: «Hey Siri, wann ist der Weltuntergang?» «Die Welt verändert sich», antwortet Siri, «aber als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war sie noch da.» Nein Siri, spotten geht gar nicht. Dämfall Suchmaschine. Erste Treffer: 2290 und 2040. Falsch, 6. Juni 2026, sagt ein Zeitreisender bei Tiktok. Der Unterton ist bei allen spöttisch. Wenigstens die Zeugen Jehovas nehmen das Thema ernst, geben aber kein Datum bekannt. Kluger Entscheid.
Dafür schreibt mir der Bretzwiler: «Wenn Sie wissen wollen, wie es danach weitergehen wird, kontaktieren Sie mich ungeniert.» Der weiss also konkret, was nach dem grossen Chlapf kommt. Sehr praktisch! Ich werde ihn anrufen und fragen, ob die Nagra die Suche nach einem Endlager abbrechen kann. Und ob sich bei meinem Rasenmäher eine Garantieverlängerung noch lohnt.