Baloise Session
Eric «Slowhand» Clapton setzt fulminanten Schlusspunkt

Caroline Chevin und Eric Clapton hiess am Mittwochabend die ungleiche Paarung der Baloise Session. Und heute sorgte Clapton mit seinem zweiten Auftritt gleich auch noch für den Abschluss.

Tumasch Clalüna
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Eric Clapton und Caroline Chevin ziehen die Baloise Session in ihren Bann
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Clapton gibt seine grössten Songs zum Besten.
Auch Caroline Chevin zog das Publikum in den Bann.

Eric Clapton und Caroline Chevin ziehen die Baloise Session in ihren Bann

Keystone

Der Opener hat Druck, ist gut arrangiert und Caroline Chevins Stimme hält dem Ganzen problemlos stand. Doch mehr als eine grundsolide Rocknummer ist es leider nicht. Mit Textzeilen wie «If we trust in each other, take time for one another» bringt man vielleicht eine christliche Jugendgemeinde zum Kreischen, nicht aber das Publikum an der Baloise Session.

Dabei stimmt doch eigentlich alles. Zu gut womöglich. Brav tänzelt Chevin auf der Bühne herum, gibt die Leidenschaftliche, die Bodenständige und kommt damit aber kaum über die Bühnenkante hinaus. Wie um das zu unterstreichen, stehen überall Schilder, die bläulich leuchten und auf denen Caroline steht.

Gut, es ist nicht ganz einfach in dieser Halle, bei Bistro-Bestuhlung einen Begeisterungssturm auszulösen, doch es geht, das haben andere zu Genüge bewiesen.

Immerhin, bei ihren beiden Hits «Back in the days» und «Hey World», geht so etwas wie Wiedererkennen durch die Zuschauerreihen. Und letzterer ist ja auch wirklich ein Hammersong.

Grosse Anerkennung dafür, dass Chevin trotzdem Vollgas gibt und siehe da, ganz am Ende hat sie das Publikum gepackt. Trotzdem legt sie einen gar abrupten Abgang hin. Blumen und tschüss. Denn eigentlich und vielleicht ist das das grosse Problem, warten alle nur auf Sir Eric Clapton.

Clapton nicht der einzige Star

Als dieser dann mit seiner Band auftritt, steht das Publikum bereits und applaudiert frenetisch. Was soll man da noch sagen? «Good evening» - und los geht's. Fast die ganze erste Hälfte bestreitet Clapton mit Coversongs von J.J. Cale, der im Juli gestorben war und Clapton massgeblich in seinem Schaffen geprägt hat.

Einige seiner bekanntesten Songs stammen ursprünglich von Cale, wie beispielsweise «Cocaine». Kontakt zum Publikum hält er weiterhin nur über seine Musik. Mehr braucht es auch nicht.

Beim vierten Song geht ein Ruck durch die Reihen und alles strömt nach vorne. Denn es ist nicht nur Clapton, der auf dieser Bühne ein Star ist. An der zweiten Gitarre steht Andy Fairweather Low, der in den Siebzigern einigen Erfolg mit seiner Band «Amen Corner» hatte, unter anderem mit dem Stück «Gin House», das er an diesem Abend zum Besten geben darf.

Oder Paul Carrack an der Hammond, Sänger bei Mike and the Mechanics und bei Ace, deren Hit «How long» es ebenfalls zu hören gibt. Irgendwie überkommt einen ein Gefühl von «Buena Vista Social Club» des 70s-Blues.

Spätestens als sie in der Hälfte des Konzerts auf akustische Gitarren umsteigen, stellt sich dieses wohlige Gefühl ein, einer Legende zu lauschen, die uns am Lagerfeuer erzählt wird.

Passend dazu «Nobody knows you» und die grauenhafte Schunkelnummer «Goodnight Irene». Den Höhepunkt erreicht das Konzert bei «Leila», danach geht es abwärts.

Trotz Routine: Publikum begeistert

Bei «Wonderful tonight» hätte dann Schluss sein können, es herrschte schon so etwas wie Kehrausstimmung in der Schülerdisco, doch nein, es folgten noch einige Piano- und Gitarrensoli mehr. Die waren dann am Besten, wenn Clapton für einen kurzen Moment aus sich rausging und das Instrument richtig heulen liess.

Ansonsten war es über weite Strecken eine Wiederholung des immer gleichen Schemas. Gut vorgetragen und solide gespielt, doch wäre da nicht die Aura, es hätte wohl niemanden von den Sitzen gerissen.

Beeindruckend bleibt, mit welcher Coolness Clapton sich auf der Bühne bewegte, wie unaufwändig er mit dem Publikum umsprang und wie bereitwillig dieses ihm aus der Hand frass. Bei anderen hätte man dies als abgelöscht gewertet, aber so sehen Weltstars halt aus.