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Diese Menge im Zusammenhang mit Crystal Meth hat in Basel Seltenheitswert: Die Staatsanwaltschaft wirft einer Thailänderin vor, innert zweieinhalb Jahren 2,5 Kilogramm Crystal Meth umgesetzt zu haben.
Die Geschichte von Aranya* ist nicht die eines Drogenlords. Vielmehr stieg die in Deutschland wohnhafte Thailänderin aus Gelegenheit in den Handel mit verbotenen Substanzen ein. Um sich das Arbeitslosengeld (Hartz IV, 420 Euro monatlich) aufzubessern und etwas für den eigenen Konsum abzuzwacken. Denkt man sich den Drogenhandel als Pyramide, stand Aranya wohl auf einer der unteren Stufen. Nach Darstellung der Basler Staatsanwaltschaft reichte das aber, um binnen zweieinhalb Jahren einen Gewinn von immerhin über 100'000 Franken einzustreichen. Es ist aber nicht die Deliktsumme, die aufhorchen lässt, sondern die Ware: Aranya verkaufte Crystal Meth.
Metamphetamin frisst sich seit Jahren durch die Kleinstädte der USA, macht Konsumenten schnell abhängig und lässt sie innert kürzester Zeit degenerieren. Bekannt sind die Meth-Kristalle spätestens durch die Serie «Breaking Bad». Experten rechneten kaum mit einem Durchbruch der Droge in der Schweiz. Das liegt an der Produktion: Hersteller kochen den Wirkstoff von Erkältungstabletten mit Batteriesäure aus. Weitere beliebte Zutaten des dreckigen Rezepts: Lampenöl und Abflussreiniger. Lange glaubten Behörden deshalb, Meth sei nicht konkurrenzfähig.
Dass dem nicht so ist, zeigt der aktuelle Fall am Basler Strafgericht. Aranya war 39 Jahre alt, als eine Landsfrau sie anwarb. Sie und ihr Mann «betrieben spätestens seit Anfang 2016 einen gut organisierten Handel mit Crystal Meth», schreibt die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift. Das Geschäftsmodell: Das Paar mietete Wohnungen und veranstaltete darin illegales Glücksspiel. Aranya übernahm eine dieser Wohnungen, zunächst an der Klingental-, dann in der Haltingerstrasse. Eine Kamera kontrollierte den Zutritt. Aranya bewirtschaftete die Glückspiel-Automaten, und mindestens alle zwei Wochen erhielt sie 30 Gramm Crystal Meth. Dieses packte Aranya portionsgerecht ab und brachte es an die Kunden.
«Sie notierte die eingenommenen Beträge auf einem Notizzettel, sodass sie jeweils genau wusste, wie viel sie mit dem Drogenverkauf eingenommen hatte und wie viel sie übergeben musste», schreibt die Staatsanwaltschaft. Das Gramm bezog Aranya zum Preis von 60 Franken, Kunden zahlten 150. In einem Fall, so schildern es die Ermittlungsbehörden, machte Aranya eine Ausnahme. Eine Grosskundin erhielt einen Mengenrabatt und zahlte lediglich 85 Franken. Das lief gut, bis die Polizei das Lieferanten-Pärchen fasste und dadurch Einblick in das Geschäft erhielt.
«Nach Abzug ihres eigenen Konsums verkaufte respektive vermittelte die Beschuldigte wissentlich und willentlich eine grosse und die Gesundheit vieler Menschen gefährdende Menge von 2,5 Kilogramm Crystal Meth.» Dies ist das Ergebnis der Ermittlungen. In der Kleinbasler Wohnung der Beschuldigten stellten Polizisten lediglich 20 Gramm sicher. Wobei: Vergangene Woche entschied das Bundesgericht, dass ab zwölf Gramm von einem schweren Drogendelikt auszugehen sei.
Meth tauchte in Basel erst 2018 in der Kriminalstatistik auf. An einer Pressekonferenz im März sagte der Leiter des Betäubungsmitteldezernats anlässlich von zwei Funden: «Es ist ein Zeichen dafür, dass die gefährliche Droge in Basel angekommen ist.»
Gemäss Staatsanwaltschaftssprecher René Gsell verdichten sich die Anzeichen, dass Meth vor allem im Milieu die Runde macht, «meist in Kombination von illegalen Spielsalons» – wie im aktuellen Fall. Die übrigen Betäubungsmittel-Konsumenten scheinen die Finger davon zu lassen. Bei ihnen stellt die Polizei nur vereinzelt Crystal Meth fest.