Reform
Baschi Dürr will mehr Freiheit für Museen

Seine Pläne, die fünf staatlichen Museen Basels zu privatisieren, sorgten für Kritik von Kulturschaffenden. Nun erklärt Baschi Dürr, warum seine Museumspläne nichts mit Sparen zu tun haben.

Mark Walther
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Teile des Schatzes von Antikythera im Basler Antikenmuseum. Das Museum ist staatlich getragen – noch.

Teile des Schatzes von Antikythera im Basler Antikenmuseum. Das Museum ist staatlich getragen – noch.

Martin Toengi

Baschi Dürr wirbelt die Basler Kulturszene auf: Der Anwärter der FDP für das Regierungspräsidium möchte die fünf staatlichen Museen – das Antikenmuseum, das Kunstmuseum, das Naturhistorische, das Historische und das Museum für Kulturen – unabhängiger vom Kanton machen (die bz berichtete). Kulturpolitik-Experte Rolf Keller sieht hinter dieser Absicht primär einen Spargedanken, wie er gestern im Interview sagte. Dem widerspricht Baschi Dürr auf Anfrage: «Es geht mir nicht darum, bei der Kultur Geld zu sparen. Dafür gibt es derzeit keinen Grund.» Welche Idee verfolgt er dann?

Doppelt so viel Geld, aber freier

«Mein Vorschlag würde den Institutionen mehr Freiheit, aber auch mehr Verantwortung bringen», sagt Dürr. Als Beispiel zieht er das Theater Basel heran. Dieses wird nicht vom Kanton, sondern von einer eigenen Genossenschaft getragen. Gleichwohl erhält das Theater finanzielle Unterstützung vom Kanton. Laut Dürr mehr als doppelt so viel wie zum Beispiel das Kunstmuseum – und trotzdem kann es sich freier organisieren. «Dieses Modell hat sich bewährt. Ich könnte mir das auch bei den Museen vorstellen», sagt Baschi Dürr.

An den Kosten für den Kanton würde sich dadurch nichts ändern. Die Finanzierung würde neu via Subventionsvertrag und Leistungsvereinbarung erfolgen. Über diese Instrumente will Dürr die Museen stärker in die Verantwortung nehmen. Man solle in den Verträgen stärker auf den Grund für die öffentliche Unterstützung fokussieren. Gründe können etwa die Konservierung von Kunstwerken sein oder reine Unterhaltung. Dürr erklärt: «Wir investieren viele Steuergelder in die Kultur. Das verlangt nach Rechenschaft darüber, wie das Geld verwendet wird.»

Dürr kontert Kritik

Wenn der Grund für die Unterstützung weniger klar ersichtlich ist, stellt sich für den Justiz- und Sicherheitsdirektor die Frage: «Soll der Staat grundsätzlich vor allem Institutionen oder vermehrt Programme unterstützen?» Kulturpolitik-Experte Keller weist darauf hin, dass der Kanton als Programmunterstützer zu einer Konkurrenz für private Geldgeber würde. Der Kanton solle sich auf die Finanzierung des Museumsbetriebs konzentrieren, weil das für private Investoren nicht attraktiv sei. Dürr verneint das nicht: «Die öffentliche Hand ist tatsächlich prädestiniert für die Grundunterstützung.» Er ist aber der Meinung, die Programmfinanzierung durch den Kanton schliesse die Privaten nicht davon aus – und umgekehrt.

Hinter Baschi Dürrs Absicht, gezielter einzelne Programme zu berappen, steckt wohl auch sein Wunsch, die Kultur möge mehr und schneller aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aufgreifen, etwa die Migration oder das Verhältnis zwischen der Schweiz und Europa. «Die Frage nach der Rolle des Kantons in der Programmgestaltung stellt sich. Sie ist sehr sorgfältig zu beantworten», sagt Dürr und fügt an: «Der Kanton muss sich im Klaren sein darüber, warum er was unterstützt, ohne dabei die künstlerische Freiheit zu beschneiden.» Wichtig ist Dürr – er hat laut Wahlumfrage der bz und der «Tageswoche» beste Aussichten auf das Regierungspräsidium –, dass auch die Publikumsinteressen in der Vergabe der kantonalen Subventionen eine Rolle spielen. «Die Frage darf und muss gestellt werden: Interessiert sich die Öffentlichkeit für das, was sie über die Steuern mitfinanziert?», fragt Dürr.

Wenn er über neue Organisationsformen für die fünf staatlichen Museen spricht, vermeidet er das Wort Privatisierung tunlichst. «Privatisieren ist in der Politik immer ein grosses Reizwort», erklärt er in der «Basler Zeitung». Es sei letztlich nicht der zentrale Punkt, ob eine mögliche Trägerschaft öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlicher Natur sei. Dürr sagt: «Wichtig ist die grundsätzliche Prüfung einer selbstständigeren Organisation.»