Sanierung
Bär zu Gast im Fuchsbau: Swiss Indoors sind erster Stresstest für die Joggeli-Halle

Erstmals muss sich die sanierte Joggeli-Halle bei Vollauslastung beweisen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die komplexe Gebäudetechnik im Foyer-Dach, das angedockt wurde wie ein Service-Modul im All.

Samuel Hufschmid
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Rundgang neue St.Jakobshalle
28 Bilder
St. Jakobhalle Mit den Swiss Indoors findet der erste Grossanlass nach der Sanierung der Halle statt.
St. Jakobhalle ...
St. Jakobhalle Der Pokal
St. Jakobhalle Eingangsbereich
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St. Jakobhalle Ebene vor der Halle mit Restaurant und Werbeständen.
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St. Jakobhalle Durch diese Türe passt ein 40 Tonnen schwerer Lastwagen.
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St. Jakobhalle Blick ins Restaurant Le Paradis
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St. Jakobhalle Tennisdorf
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St. Jakobhalle Hier die Premiumlounge, Restaurant Verseau
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St. Jakobhalle Swiss Indoors: Der Center Court
St. Jakobhalle Schwarz statt orange: Die neuen Sitz auf den Tribünen sind dezenter.
St. Jakobhalle Ein Grossteil der Gebäudetechnik ist im neuen Dach des Foyers untergebracht.
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Rundgang neue St.Jakobshalle

Kenneth Nars

Konstruiert wurde die St. Jakobshalle in den 70er-Jahren als Bärenhöhle. Der Bär geht durch den einzigen Eingang hinein und macht Winterschlaf, und während er drinnen ist, ist die Höhle belegt. Eines der Ziele der Sanierung war, diese Bärenhöhle in einen funktionalen Fuchsbau zu verwandelt; mit mehreren, gleichzeitig benutzbaren Zugängen und einzeln bespielbaren Räumen.

Gleichzeitig sollte die Kapazität um mehrere Tausend Plätze gesteigert und die Sicherheit den neuen Anforderungen angepasst werden, indem zusätzliche Fluchtwege erstellt werden – und auch die Technik musste auf Vordermann gebracht werden. Und das alles, obwohl weder in die Höhe noch unterirdisch und kaum in die Breite ausgebaut werden konnte.

Gelöst haben die Ingenieure dies mit einer Art Service-Modul, das – wie bei einer Raumstation – von aussen angedockt worden ist. Im Fall der Joggeli-Halle ist es getarnt als markantes, grosses Dach über dem neuen Eingangsbereich. Im Zwischenraum des Dachs ist praktisch die ganze Infrastruktur untergebracht: Heizung, Kühlung, Belüftung, Leitungen, Sensoren, Sicherheitseinrichtungen, Kabel und vieles mehr. Dadurch frei wurden kleinere bis mittelgrosse Räume, die nun anderen Zwecken zugewiesen werden können.

Und auch der Zugang zur «Bärenhöhle» wurde überarbeitet, oder bildlich gesprochen: Aus der Höhle wurde ein Tunnel. Konnten die 40-Tönner mit Konzertmaterial bisher zwar in die Halle und rückwärts wieder hinaus fahren, gibt es neu einen zweiten Lastwagen-Ausgang, direkt durch die Lobby, vis-à-vis des Fussballstadions; die LKW können also durch die Halle fahren. «Ein enormer Vorteil für Veranstalter, weil der Auf- und Abbau dadurch wesentlich schneller geht», sagt Beat Grossglauser, Projektleiter beim Bau- und Verkehrsdepartement.

Zehn Millionen Franken teurer

100 Millionen Franken wollte der Kanton Basel-Stadt in die Joggeli-Halle investieren, 110 Millionen sind es geworden. Hochbauamt-Leiter Thomas Blanckarts sagt: «Das ist viel Geld für eine Sanierung, aber das völlig intakte Beton-Tragwerk abzureissen und zu ersetzen, wäre eine Sünde gewesen; sowohl finanziell als auch ökologisch.» Zudem hätten die Swiss Indoors und andere Veranstaltungen bei einem Neubau auf gleicher Parzelle nicht durchgehend stattfinden können, was keine Option gewesen sei. «Natürlich gäbe es Sachen, die man heute bei einem Neubau anders bauen würde; etwa unterirdische Versorgungsgänge oder ein zusätzliches Stockwerk für die Gebäudetechnik.

«Mit der Vordach-Lösung konnten wir aber mehrere Mängel beheben und mit einer einzigen und cleveren Massnahme wichtige und neue Bedürfnisse erfüllen», sagt Blanckarts. Und zählt auf: Ein neues, einladendes Foyer, die Verlegung des Zugangs weg von der Brüglingerstrasse hin zur Tramhaltestelle zwischen Halle und Fussballstadion, mehr Platz für technische Anlagen und dadurch mehr Stauraum und Nutzfläche im bestehenden Gebäude.

«Diese Lösung der Architektengemeinschaft Degelo/Berrel Berrel Kräutler ist eine Glanzleistung, und das Interesse bei anderen Bauherren vergleichbarer Gebäude an unserer Lösung ist bereits jetzt gross und wird noch zunehmen», sagt Grossglauser. Und nicht zuletzt habe die Lösung Um- statt Neubau noch einen weiteren Vorteil: «Eine so steile Tribüne wie in der Joggeli-Halle würde heute nicht mehr erlaubt, darf aber weiterbetrieben werden und führt zu diesem Hexenkessel-Effekt auf den Rängen.»

Die Swiss Indoors, die seit Montag laufen, sind nun der erste Stresstest der umgebauten St. Jakobshalle. «Bisher waren alles nur Berechnungen, jetzt müssen die neuen Lüftungsanlagen zeigen, was sie taugen, wenn 9000 Menschen gleichzeitig atmen und schwitzen», sagt Grossglauser. Und erste Messungen sowie die Rückmeldungen des Veranstalters seien positiv. «Wobei die Swiss-Indoors eigentlich ein Spezialfall sind, weil ein einziger Mieter alle Räumlichkeiten belegt.» Oder anders gesagt: weil der Bär zu Gast ist im Fuchsbau.