Entlassungen
Aktivierungsfachleute fürchten nach Stellenabbau am Felix Platter Spital um ihren Beruf

Das Felix Platter-Spital verzichtet künftig auf die Aktivierungstherapie, neun Therapeuten verlieren ihre Stelle.

Mélanie Honegger
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Steht im Zentrum der Aktivierung die Alltagsgestaltung der Patienten.

Steht im Zentrum der Aktivierung die Alltagsgestaltung der Patienten.

bz

Die Meldung sorgte für Unmut: Das Felix Platter-Spital verzichtet künftig auf die Aktivierungstherapie, neun Therapeuten verlieren ihre Stelle. Nun solidarisieren sich Ergo- und Physiotherapeuten mit den Betroffenen. Das zeigt ein Schreiben, das der Spitalleitung zugestellt wurde und dieser Zeitung vorliegt. «Eine Kündigung kann nicht freundlich überbracht werden, jedoch hätten wir uns eine professionelle und wertschätzende Art und Weise gewünscht», steht darin.

Den Angestellten wurde am 7. Februar gekündigt. Laut einem Insider erhielten die Betroffenen, die nun um die Zukunft ihres Berufs fürchten, morgen um neun einen Anruf mit der Einladung zu einer Sitzung. Wer nicht dabei sein konnte, habe später telefonisch erfahren, dass er im neuen Spital nicht mehr gebraucht werde.

Jürg Nyfeler, CEO des Felix Platter-Spitals, bestätigt auf Anfrage der «Schweiz am Wochenende», dass die Betroffenen, die nicht anwesend sein konnten, telefonisch zu einem rechtlichen Gehör eingeladen wurden. «Ich finde es persönlich auch nicht gut, Betroffene übers Telefon informieren zu müssen, aber wir hatten keine andere Wahl.» Die Freistellung per 31. März sei allerdings nicht telefonisch erfolgt. Noch immer seien die Gespräche im Gange, so Nyfeler. Er hoffe auf eine Einigung, aber: «Ein Rechtsstreit ist nicht auszuschliessen.»

Aussterben wird der Job nicht

Auch bei der Begründung der Entlassungen sorgt das FPS momentan für Verwirrung. Das Hauptargument für den Stellenabbau: Durch den Abbau der Langzeitpflege sei das Aufgabengebiet der Aktivierungstherapeuten im Felix Platter entfallen, so Nyfeler.

Vergangene Woche erklärte FPS-Personalchef Thomas Schmidiger zudem, seit Anfang 2019 würden die Krankenkassen Aktivierungstherapie im Akutspital nicht mehr vergüten. Daran liege es aber nicht, sagt nun Matthias Müller vom Krankenversicherungsverband Santésuisse: «Die Leistungen der Aktivierungstherapie wurden auch bisher nicht von den Krankenversicherern vergütet. Das ist keine KVG-Pflichtleistung.»

Auf den Einwand angesprochen, räumt Nyfeler ein: «Seit Anfang 2019 müssen im Felix Platter die neuen personellen und infrastrukturellen Minimalanforderungen angewendet werden.» Deshalb könnten im Spital nur Leistungen von Physio- und Ergotherapeuten angerechnet werden.

Trotz des Stellenabbaus: Die Nachfrage von Studierenden, die einen Studiengang in Aktivierungstherapie absolvieren möchten, steigt. Das bestätigt Franziska Wirz vom Zentrum für medizinische Bildung in Bern. Trotz den aktuellen Entwicklungen in Basel: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Beruf aussterben wird, ist gering. Die Aktivierung sei nach wie vor ein zentraler Bereich für die Alterspflegeheime, betont Urs Baudendistel vom Pflegeheim Johanniter. Seit fünfzehn Jahren sei die Zahl der Aktivierungsfachleute in Basel etwa gleich geblieben.

Insgesamt sind laut dem Dachverband der Pflegeheime Curaviva von 3’024 Mitarbeitenden in Basler Pflegeheimen drei Prozent Aktivierungsfachleute, also rund 91 Personen.