Im «Rebstock» erfüllt sich ein Traum

Ein junges Basler Pärchen übernimmt das Traditionsrestaurant im Klingnauer Städtchen – die Liegenschaft hat auch einen neuen Besitzer.

Philipp Zimmermann
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Der neue Pächter im Gasthaus Rebstock, Ali Onurlu (2. v. r.), mit seiner Verlobten Saia Selim und ihrem Team, Aziz Bestun (v. l.), Simone Eraldo und Daniele Verardi.

Der neue Pächter im Gasthaus Rebstock, Ali Onurlu (2. v. r.), mit seiner Verlobten Saia Selim und ihrem Team, Aziz Bestun (v. l.), Simone Eraldo und Daniele Verardi.

Bild: Philipp Zimmermann

Es war im Sommer: Auf der Suche nach einem freien Restaurant kam Ali Onurlu erstmals ins Klingnauer Städtchen – und war sofort begeistert vom historischen Flair. «Ich sass in einer Gartenwirtschaft, die Sonne schien und ich hörte das Wasser im Stadtbrunnen plätschern», erzählt der 21-jährige Basler von jenem schönen Tag. Weil ihm das Städtchen so gut gefiel, schaute er sich um nach einem Restaurant, das zur Pacht ausgeschrieben ist. Beim «Rebstock» wurde er fündig.

Nun sitzt Onurlu mit seiner 19-jährigen Verlobten Saia Selim an einem der neuen Holztische im Gasthaus Rebstock, das nachweislich schon Ende des 15.Jahrhunderts bestand. Ein Teil der Fassade und einige Holzbalken an der Decke haben den verheerenden Grossbrand vom April 2010 überstanden. Nach dem Wiederaufbau wurde hier erst ein Café, danach eine Pizzeria betrieben. Die letzte Wirtin setzte auf eine spanische Küche. Im März verzichtete sie darauf, ihren zweijährigen Mietvertrag zu verlängern. Nun hat das junge Pärchen – beide sind in Basel aufgewachsen – den Betrieb übernommen.

Neue Pächter sorgen für neues Kulinarik-Angebot

In den letzten drei Jahren haben Ali Onurlu und Saia Selim Geld gespart. Mit dem «Rebstock» geht für sie nun der Traum vom ersten eigenen Restaurant in Erfüllung. Am Samstag haben sie die Eröffnung gefeiert. Zuvor sanierten sie Küchengeräte und investierten in ein neues Interieur. Holztische, Stühle und die Bar sind ebenso neu wie die Beleuchtung. «Ich komme aus einer Gastronomiefamilie», sagt Onurlu. Sein Vater führte diverse Restaurants. Von klein auf erlebte der Junge hautnah mit, was es heisst, ein Restaurant zu führen. Nun will er selbst eines aufbauen. «Das ist nicht einfach», sagt er. «Aber ich will beweisen, dass ich es schaffe.»

Dem Lokal gaben sie den Namen «Zero Six». «06» ist das Autokennzeichen für Ankara. Onurlu ist in der türkischen ­Metropole geboren. Seine Eltern kamen wenige Jahre später in die Schweiz. «Mir war wichtig, dass der Name etwas mit mir zu tun hat», sagt er mit einem Lächeln. Noch wichtiger sei ihm aber, dass die Gäste sich wohlfühlen im Lokal. «Mein Ziel ist, dass alle Gäste das Lokal mit einem zufriedenen Lächeln verlassen», sagt er. Selim fügt an, dass alle Gäste willkommen seien, Jüngere ebenso wie Ältere.

Bei der Kulinarik sorgen sie in der Region für ein neues Angebot: Auf der Speisekarte findet sich eine grosse Auswahl an hausgemachten Burgern. «Burger sind unsere Stärke», sagt Onurlu. Komplettiert wird die Karte durch einige Fleisch- und Teigwarengerichte. «Wir machen alles frisch», ergänzt Selim. Das Fumoir wird genutzt als Shisha- und Zigarren-Lounge. Hochwertige Zigarren aus Kuba stehen ebenso im Angebot wie einige Shishas mit unterschiedlichen Geschmackssorten. Im Frühjahr wird die Gartenwirtschaft wiederbelebt.

Einen Wechsel gab es auch beim Eigentümer des «Rebstocks». Architekt Jürg Meier hat die Jmai AG verkauft, der die Liegenschaft ebenso gehört wie der Döttinger «Salmen». Käufer ist sein Geschäftspartner Benjamin Azzato aus Gachnang TG. «Die Restaurants sollen auf jeden Fall weiterbetrieben werden», sagt Azzato auf Anfrage. Für ihn handle es sich um ein Investment in Renditeobjekte. Mit Meier und dem Kleindöttinger Bauunternehmer Silvio Stocker besitzt er auch das Café Schneider in Siggenthal-Station.