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Nach einer Berg- und Talfahrt hat das Parkhotel in Bad Zurzach 2020 an Umsatz verloren. Doch das grösste Hotel im Kanton kann der Krise auch Positives abgewinnen. Auch dank neuen Ideen.
Zwar teilt das Parkhotel in Bad Zurzach nicht das gleiche Schicksal wie das Tenedo ein paar Meter weiter. Das Dreisternehotel öffnete seine Tore nach dem ersten Lockdown nicht mehr. Doch auch am grössten Aargauer Hotel mit 175 Zimmern und 355 Betten geht die Coronakrise nicht spurlos vorbei. Hotelmanager Ralph Möller sagt:
«Wir sind auf einer Berg- und Talfahrt.»
Der Umsatz brach im vergangenen Jahr um 20 Prozent ein. Lichtblicke sind neue Stammgäste, die das Viersternehotel für sich entdeckt haben.
Vor genau einem Jahr erlebte das Hotel einen kompletten Stillstand: Als der Bundesrat am 16. März den Lockdown ankündigte, hatte Ralph Möller seine Gäste bereits über die vorübergehende Schliessung des Hotels informiert.
Nach zwei Monaten öffnete das Hotel wieder – und verzeichnete einen überdurchschnittlich guten Sommer und Herbst: «Wir profitierten, dass viele Ferien in der Schweiz machten. Das schenkte ein», sagt Ralph Möller. «Wir konnten zwar nicht alle Ausfälle kompensieren, den Schaden aber in Grenzen halten.»
Im Sommer lang die Auslastung von bis zu 70 Prozent über der normalen Auslastung von rund 50 Prozent. Aber statt der üblichen Kur-, Gesundheits- und Businessgäste beherbergte das Parkhotel von jungen bis älteren Gästen, Familien und Velofahrern ein neues, durchmischtes Publikum. «Wir hatten auch eine 20-köpfige Gruppe aus den USA für mehrere Wochen bei uns, die für die Revision im Kernkraftwerk Leibstadt angereist waren.» Dieses Spezialistenteam werde im Mai wieder erwartet, diesmal für sechs Monate.
Als aber im Herbst die Coronazahlen wieder stiegen, spürte dies auch das Parkhotel durch die sinkende Auslastung. «Der Winter ist normalerweise eine umsatzstarke Zeit für uns mit vielen Bade- und Wellnessgästen», sagt Ralph Möller. Die Belegung sank weiter, als am 22. Dezember aufgrund der verschärften Massnahmen das Thermalbad schliessen musste, mit dem das Parkhotel unterirdisch verbunden ist. Der Hotelmanager sagt:
«Wir entschieden uns dennoch, offen zu bleiben – zum einen, da unser Schutzkonzept funktioniert, zum anderen aus psychologischen Gründen.»
Den Tiefpunkt erreichte das Hotel Anfang Jahr. Und dies, obwohl die Aussichten gut waren: «Aufgrund geplanter Seminare rechneten wir mit einem super Monat.» Doch die Seminare wurden wegen der Pandemielage abgesagt, die Auslastung brach im Januar komplett ein: «Wir waren nur zu 20 Prozent belegt.» Unter der Woche stand das Hotel fast leer, während es an den Wochenenden fast ausgebucht war.
Unter den Gästen waren vor allem Pärchen, die wieder auswärts essen und das hoteleigene Solebad geniessen wollen. «Wir hatten uns schon überlegt, das Bad zu schliessen, sind nun aber froh, dass wir das Angebot beibehalten haben.» Auch würden vermehrt Frauengruppen anreisen, die aus dem Homeoffice flüchteten. Im März stieg dadurch die Auslastung wieder auf 40 Prozent an. «Wir spürten zudem einen Schub mit der Öffnung der Aussenbecken des Thermalbades.»
Zu Entlassungen unter den 70 Angestellten kam es nicht. Fünf der insgesamt 55 Stellen wurden durch natürliche Fluktuationen abgebaut. Mit einem Minus von 20 Prozent hielt sich der Verlust des Parkhotels für 2020 vergleichsweise in Grenzen: So betrug dieser im Badener Limmathof etwa 30 Prozent, im Blue City Hotel gar 50 Prozent.
«Für Stadthotels ist die Pandemie ein Desaster», sagt Ralph Möller. Das Parkhotel hingegen kann von verschiedenen Faktoren profitieren, auf die das Hotel seit dem Relaunch setzt: erleben, geniessen und erholen. «Als die Schulthess Klinik per Ende 2018 ihre Aussenstation bei uns im Hotel schloss, mussten wir uns neu ausrichten», sagt Ralph Möller.
«Wir zeigen unseren Gästen die Vorzüge unserer Region noch stärker auf: die Rheinroute für Velofahrer, die zahlreichen Wanderrouten, Ausflugsziele wie das Auengebiet Chly Rhy oder der Klingnauer Stausee.» Dadurch gewann das Hotel neue Stammgäste, vor allem auch aus der Romandie.
Das Hotel baute das Angebot aus, kaufte E-Bikes und Wanderrucksäcke mit Routenvorschläge sowie Picknicks. Frauengruppen können das Package «Lady on Tour» inklusive Besuch des Triumph-Outlets buchen, Familien «baden und planschen. «Die Krise hat nun gezeigt, dass wir auf die richtigen Themen gesetzt haben.»