Bis zu den Herbstferien verwandelt sich einmal pro Woche ein Privatgarten in einen öffentlichen Spielplatz.
Ab 15 Uhr kommt Leben in Livios Sandkasten. Bis kurz vorher war er alleine mit seiner Mutter und Grossmutter. Doch jetzt trudeln die Gäste ein: Kleine Reitnauer und Attelwiler mit ihren Müttern. Heute dürfen sie im Garten der Familie Trösch, den Grosseltern von Livio, spielen. Bis zu den Herbstferien wird jeden Mittwoch eine andere Familie ihren Garten öffnen. «Das ist eine wunderbare Gelegenheit, um neue Leute kennenzulernen», erzählt eine Mutter, die im Frühjahr zugezogen ist. Ihr Sohn spielt mit seinen Gspänli in Livios neuem grossen Sandkasten. Einige Tage vorher ist der Sand geliefert worden – doch es ist nicht alles im Sandkasten gelandet. So stehen die Kinder mit grossen Schaufeln bewaffnet auf dem Sandhaufen und schichten Sand von einem Ende des Sandkastens zum anderen. Die Mütter sitzen in Rufnähe im Schatten zusammen, trinken einen Kaffee und schwatzen.
Bereits zum dritten Mal organisiert die Kultur- und Landschaftskommission (KLK) Attelwil/Reitnau den sogenannten Spielplatzkalender. «Es gibt im Dorf so viele schöne private Spielplätze, da macht es doch Sinn, die einmal für alle zu öffnen», sagt Christiane Trösch, Livios Grossmutter. Sie ist Präsidentin der KLK und am heutigen Mittwochnachmittag Gastgeberin.
Folgende private Spielplätze dürfen in den nächsten Wochen von 14 bis 17 Uhr entdeckt werden. Die Benützung der Spielplätze ist nur in Begleitung eines Erwachsenen erlaubt. Mehr Infos: www.klkbewegt.ch
- 5. September: Familie Hochuli – Hauptstrasse 190 – Reitnau
- 12. September: Familien Collaud, Hauri, Dätwyler und Mahler – Rüssli – Reitnau
- 19. September: Familien Gassmann und Munz – Sonnmatte – Reitnau
- 26. September: Familie Hauri – Bühl 122 – Attelwil
Da nach dem Erfolg der Vorjahre dieses Jahr noch einige Termine offen waren, ist sie zusammen mit ihrer Tochter, Livios Mutter, als Gastgeberin eingesprungen. In der Zwischenzeit haben die Kinder die grosse Schwengelpumpe entdeckt, die Wasser aus einer 1000-Liter-Zisterne an die Oberfläche bringt. Gemeinsam füllen sie Spritzkannen und Eimer und schleppen das Wasser zum Sandkasten. Livios Mutter und Grossmutter nehmen den Rasensprenger in Betrieb. Dieser wird von einer eigenen Quelle betrieben. Innert kürzester Zeit haben die Kinder ihre Badekleider an und rennen durch die Wasserstrahlen des Sprengers. «Der Spielplatzkalender ist wie so vieles vom KLK: Eine Herzensangelegenheit mit ungewissem Ausgang», sagt Christiane Trösch. Jeden Monat organisiert die Kommission einen Anlass. Der Spielplatzkalender, die «Bettmümpfeli»-Woche im Oktober oder der Spielnachmittag in Attelwil im November sind in erster Linie für die Kinder. Konzerte, Comedy oder die Offene Bühne im September richten sich vor allem an die Erwachsenen.
Nachdem sich die Kinder mit dem Rasensprenger abgekühlt haben, wird der Sandkasten wieder aktuell. Und es trudeln drei weitere Kinder mit ihren Müttern ein und nehmen den Trösch’schen Spielplatz unter die Lupe. Die grossen Kinder graben bis zur Bodenplane des Sandkastens und bauen hohe Burgmauern, die kleinen machen erste Kletterversuche über die Eingrenzungssteine des Sandkastens. Einige mutige Kinder rutschen über die blaue Hangrutsche – und stellen fest, dass diese fast zu schnell ist. Zeitweise sitzen elf Kinder in Livios Sandkasten und buddeln gemeinsam im Sand. Beim ersten Anlass haben rund 20 Kinder den damals geöffneten privaten Spielplatz unsicher gemacht. Wie viele Kinder die nächsten Mittwochsveranstaltungen anziehen, wird sich zeigen.