Schöftland
Den Neugeborenen ein Bäumchen gepflanzt – und «Burglinds» Blössen wieder bestockt

Zum 25. Mal setzten Eltern ihren neugeborenen Kindern Eichen, Kastanien, Douglasien oder Linden. Rekordverdächtige 89 Personen haben sich für die nachhaltige Aktion angemeldet.

Peter Weingartner
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Baumpflanzaktion in Schöftland am Gründonnerstag 2018
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Weitere Impressionen der Baumpflanzaktion in Schöftland.
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Weitere Impressionen der Baumpflanzaktion in Schöftland.
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Weitere Impressionen der Baumpflanzaktion in Schöftland.
Weitere Impressionen der Baumpflanzaktion in Schöftland.
Weitere Impressionen der Baumpflanzaktion in Schöftland.

Baumpflanzaktion in Schöftland am Gründonnerstag 2018

Peter Weingartner

Sie heissen Aurora oder Bianca, Jimmy oder Max und gehören zu den 34 Kindern, die 2017 in Schöftland geboren wurden. Am Gründonnerstag, dieses Jahr eher einer von der grauen Sorte, konnten Eltern, Geschwister und Verwandte für die jungen Erdenbürger Bäume pflanzen.

Ein Vater montiert die Stiefel, eine Mutter den Regenmantel: Es ist garstiges Wetter auf dem Stübisberg, wo Sturm Burglind im Januar böse Blössen geschlagen hat. Da wird wieder bestockt. So sagt der Fachmann. Förster Martin Leu erinnert daran, dass 1803, bei der Gründung des Kantons Aargau, jeder Vater bei einer Geburt zwei Bäume pflanzen musste.

So heftig wütete Sturm Burglind in der Schweiz:

Das Waldstück bei Kestenholz wurde durch den Sturm «Burglind» arg in Mitleidenschaft gezogen.
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Das Waldstück bei Kestenholz wurde im Januar 2018 durch den Sturm «Burglind» arg in Mitleidenschaft gezogen.
So hat Burglind in Fulenbach gewütet
Ein Mann duckt sich vor einer grossen Welle in Vevey am Genfersee.
Auf dem Campingplatz Wiggerspitz in Aarburg verschob der Sturm Burglind eine ganze Reihe Wohnwagen, einen kippte er gar.
Dieser Lastwagen fiel «Burglind» zum Opfer. Er blockierte die Durchfahrt auf der Autobahn A1 Fahrtrichtung Bern zwischen Oensingen und Niederbipp.
Unwetterschäden Sturm Burglind Region Olten
Kein Bänkliwetter am Zugersee.
In Suhr stürzte ein Baugerüst um.
Aus den Gondeln der Pizolbahn in Bad Ragaz (GR) mussten mehrere Menschen evakuiert werden. Die Leitungen der Bahn waren von fallenden Bäumen getroffen worden.
In Münchenstein (BL) stürzten unter anderem Bauabschrankungen und ein WC-Häuschen um.
Zwischen Oensingen und Niederbipp kippte ein Lastwagen.
Wegen mehreren umgekippten Lastwagen war die A1 Fahrtrichtung Bern für zwei Stunden gesperrt.
Ein Baugerüst an einem Neubau in Littau (LU) landete am Boden.
Als sich "Burglind" verzog, bildete sich ein Regenbogen über dem Genfersee.
Acht Verletzte gab es bei einer Entgleisung der Montreux-Berner Oberland-Bahn in Lenk.
Zwischen Bremgarten und Wohlen fiel ein Baum auf ein Auto. Der Fahrer verletzte sich leicht.
In Full-Reuenthal hat "Burglind" die Linde beim Schulhaus gefällt. Sie galt hier als ein Wahrzeichen.
In Volksdorf (D) ist eine Windkraftanlage eingeknickt.
Baum auf Auto in Bern.
Ein Kleinflugzeug wurde auf dem Gelände der Ruag beim Flugplatz Buochs (NW) auf den Rücken gelegt.
Auf dem Wettsteinplatz brachte "Burglind" einen Weihnachtsbaum zum Kippen.
In Zug stürzte ein Anhänger auf ein Auto.
Auch in der Region Olten hinterliess der Sturm Spuren.
Zwischen Rünenberg (BL) und Gelterkinden (BL) wurde ein Fahrzeug der Feuerwehr von einem umstürzenden Baum getroffen und massiv beschädigt.
In Laufen (BL) fiel ein grosser Baum genau neben ein Haus. Dabei beschädigten die Wurzeln das angrenzende Trottoir und die Mauer des Grundstücks.

Das Waldstück bei Kestenholz wurde durch den Sturm «Burglind» arg in Mitleidenschaft gezogen.

KEYSTONE/CHRISTIAN MERZ

Wers nicht tat, wurde gebüsst. Heute ists keine Pflicht, aber eine schöne Gelegenheit, ein nachhaltiges Zeichen zu setzen, und viele Väter greifen zum Pickel, um ein Loch in den lehmigen Waldboden zu graben. «Wir setzen Stiel- und Roteichen, Edelkastanien, Winterlinden und Douglasien», sagt Martin Leu.

«Der Wald braucht Freunde»

89 Personen – Rekord, sagt Gemeinderätin Trudi Müller – haben sich angemeldet, und die meisten sind auch gekommen. Dieter Fierz, Präsident der Ortsbürgergemeinde, weist auf die 60 Kilometer Waldstrassen und die Gemeinde- und Privatwälder hin, die Martin Leu und seine vier Mitarbeiter in Schöftland, Staffelbach, Attelwil, Reitnau und Wiliberg zu bewirtschaften haben. Fierz: «Der Wald braucht Freunde; Ihre Anwesenheit zeigt, dass er hier Freunde hat.»

Und auf gehts, in den Morast. Irgendwann spielen Dreck und Nässe keine Rolle mehr. Eine grössere Gruppe – Grosseltern und Paten dürfen mithelfen – stellt sich für ein Familienfoto in trüber Natur auf. Kinder helfen den Baumsprössling gerade halten, damit Papa das Loch mit Erde auffüllen kann. Oder sie pflötscheln in den Pfützen.

Immerhin ein paar Dutzend Bäume kommen innert einer Stunde in den Boden. Zum späteren Imbiss disloziert man ins Trockene, nämlich zur Waldhütte, wo Martin Leu sich als Wurstbrätler betätigt und die Baumpflanzer auch nicht auf dem Trockenen sitzen bleiben müssen.