Sind die vier Toten von Rupperswil nur Zufallsopfer? Haben Kriminaltouristen die Familie wahllos für ihr grausames Verbrechen ausgesucht? Der ehemalige Basler Kriminalkommissär Markus Melzl glaubt nicht daran: «Es besteht eine grosse Chance, dass Täter und Opfer sich gekannt haben», sagt Melzl gegenüber Tele M1. Es müsse keine enge Bekanntschaft sein, aber Melzl geht von bestehenden sozialen Anknüpfungspunkten aus.
Seine These stützt Melzl auf die Tatsache, dass der getöteten Carla Schauer nicht mehr Geld abgenötigt wurde. Typische Kriminaltouristen seien in der Regel auf grösstmögliche Beute aus und wählen ihr Ziel entsprechend aus. «Die Familie lebte ja eher bescheiden», hält Melzl fest. Nach aussen war nichts über eine Vermögen bekannt.
Als ehemaliger Polizist und langjähriger Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft hatte der in Möhlin wohnhafte Markus Melzl schon mit so manchen Verbrechern zu tun.
Realisation: Elia Diehl
Cards: Vierfachmord Rupperswil – Fakten und Thesen
Über 100 neue Hinweise
Seit dem letzten Aufruf der Behörden und der damit verbundenen Rekordbelohnung von 100‘000 Franken sind bereits über 100 neue Hinweise eingegangen. Melzl ist überzeugt, dass die Täter früher oder später geschnappt werden. «Solche Tätergruppen tauschen sich aus. Sie haben Beziehungen und Freunde». So könne es auch irgendwann zum Streit kommen und dann – vielleicht unter Alkoholeinfluss – könnte jemand plaudern.
Auch die DNA-Spuren vom Tatort könnten sich auf der Jagd nach den Tätern als das entscheidende Puzzleteil erweisen. Melzl weiss: Viele Länder führen ihre Datenbanken nur schleppend nach. Der erhoffte Treffer könnte also erst noch kommen. (cze)
Carla Schauer während ihres Barbezugs am Schalter in der AKB-Filiale in Wildegg am Montagmorgen, 21. Dezember 2015.
Geld hob sie zuvor um 9.50 Uhr bei einem Bankomaten der Hypothekarbank Lenzburg in Rupperswil ab. Dabei wurde sie von einer Kamera gefilmt.
© Kapo AG
So wurde die schreckliche Tat entdeckt: In einem Doppel-Einfamilienhaus stiessen Feuerwehrleute bei einem Brand am 21. Dezember 2015 auf vier Leichname.
© Sandra Ardizzone