Rivella
Ein Fläschli Libella an Olympia: die Tücken der koreanischen Schriftzeichen

Für die olympischen Winterspiele in Südkorea hat Rivella erstmals den Markennamen in eine andere Sprache übersetzen lassen. Doch die Übersetzung ins Koreanische war nicht eins zu eins möglich. Deshalb ist nun auch die Lesart Libella möglich.

Manuel Bühlmann
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Rivella hat für Olympia 2018 in Südkorea eine Sonderedition lanciert.

Rivella hat für Olympia 2018 in Südkorea eine Sonderedition lanciert.

Keystone/zvg/Montage: AZ

Die Olympischen Spiele im südkoreanischen Pyeongchang haben Rivella zu einer Premiere inspiriert: Noch nie zuvor hat der Rothrister Getränkehersteller seinen Schriftzug in eine andere Sprache übersetzen lassen. Nun prangen auf den braunen Flaschen der Olympia-Sonderedition koreanische Schriftzeichen. Neben Sprüchen wie «Hopp Schwiiz» auch der Markenname. «Ein absolutes Novum», sagt Rivella-Sprecherin Susanne Widmer. Allerdings kein leichtes Unterfangen. Eine Koreanerin, die noch nie von Rivella gehört hat, übersetzt den Schriftzug spontan mit «Libella».

Auch sie habe das erste Schriftzeichen im ersten Moment als L gelesen, sagt Übersetzerin Eunjeong Gross. Die Übersetzung sei nicht falsch, lasse jedoch zwei verschiedene Lesarten zu. Die Erklärung der gebürtigen Südkoreanerin, die seit 16 Jahren in der Schweiz lebt: «Im Koreanischen gibt es für L und R nur ein Schriftzeichen, das auf beide Weisen ausgesprochen werden kann. Regeln dazu gibt es nicht.» Die Aussage gilt auch für die Buchstaben B und V, die sich ebenfalls nicht eindeutig übersetzen lassen. Sprecherin Susanne Widmer bestätigt: «Rivella lässt sich nicht eins zu eins übersetzen.»

1000 Flaschen gehen nach Südkorea

Für Verwirrung dürfte dies allerdings höchstens bei koreanischen Touristen in der Schweiz sorgen; die Spezialedition ist nur hierzulande erhältlich. «Abgesehen von den rund 1000 Flaschen Rivella, welche für unsere Athleten nach Südkorea mitgenommen werden», sagt Widmer.

Das Rothrister Erfrischungsgetränk wird auch ausserhalb der Schweiz getrunken. Noch nie sei im Ausland so viel Rivella verkauft worden wie 2016, teilte das Unternehmen letztes Jahr mit. Die 100-Millionen-Liter-Grenze wurde längst geknackt. In den Niederlanden gibt es Rivella seit über 60 Jahren: «Nicht nur der älteste, sondern auch der grösste und wichtigste Exportmarkt», steht auf der Website des Getränkeherstellers. Dazu kommen Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Österreich, Finnland, Australien, die USA – und Südkorea.

Schweigen zum Absatz in Asien

Das Olympia-Gastgeberland ist der einzige Absatzmarkt in Asien. Erobert das Aargauer Unternehmen nun den Staat mit 50 Millionen Einwohnern? Seit 2016 wird Rivella nach Südkorea exportiert. Das Unternehmen hat dort einen Abnehmer, der kleinere Mengen Rivella Rot bezieht. Wie gross die Lieferungen sind, gibt die Firma nicht bekannt. Sprecherin Widmer stellt auf Anfrage klar: «Südkorea ist kein strategischer Wachstumspfeiler.» Die Zusammenarbeit sei vielmehr über die Verbindung durch den Partner vor Ort zustande gekommen. «Er möchte auch die Südkoreaner auf den Rivella-Geschmack bringen.»

Die Bestellungen kommen von einer Handelsfirma mit Sitz in Seoul: Doo Ri Ino Co., Ltd. Deren Geschäftsführer Jee Lee antwortet rasch und auf Deutsch. Der Südkoreaner ist in der Schweiz aufgewachsen, kennt daher das Getränk – und glaubt an dessen Erfolgschancen auf dem koreanischen Markt. «Die Verkaufsmenge steigert sich seit der Einführung stetig und entwickelt sich gut. Wir sind überzeugt, dass Rivella in Korea sehr erfolgreich wird.» Lees Ziel: «Rivella als ‹Schweizer Gesundheitsgetränk› positionieren.» Dieses sei insbesondere für Kinder eine gesunde Alternative zu Cola. Einer der Werbesprüche lautet denn auch: «Die kluge Wahl Schweizer Mütter.» Zurzeit befinde man sich allerdings noch in der Aufbauphase, sagt Lee. Wegen der besseren Haltbarkeit verkauft das Unternehmen erst Dosen, bei grösserer Nachfrage sollen künftig auch PET-Flaschen erhältlich sein. Die Werbetrommel wird eifrig gerührt. Auf dem Instagram-Account sind Fotos von Promoaktionen zu sehen – unter anderem bei Eishockeyspielen und Velorennen.

Popstar trinkt Rivella

Zu einem prominenten Auftritt verhilft dem Schweizer Getränk auch der südkoreanische Popstar Kyuhyun. In seinem Video «A Million Pieces» erkundet er singend und in Begleitung einer jungen Frau Zürich und trinkt – gut sichtbar – ein Rivella Rot. Über sechs Millionen Mal wurde der Musikclip auf Youtube angeklickt. Einen grossen Einfluss auf den Verkauf in Korea erwartet Geschäftsführer Lee vom Video allerdings nicht.

Für viel wichtiger hält er die Tausenden Landsleute, die jedes Jahr die Schweiz besuchen. Die Südkoreaner zählen zu den grössten Touristengruppen. Lee: «Deshalb wird die Bekanntheit von Rivella zunehmen.» Dazu beitragen könnte auch die Website, die in koreanischer Sprache das Getränk anpreist. Zudem hat sich die Handelsfirma Doo Ri Ino schon mal eine andere Domain gesichert: «rivella.asia».