Velosport
«Das Servicegeschäft fängt jetzt richtig an»: So kommen die Velos aus dem Winterschlaf

Der Frühling ist da. Die Leute schwingen sich in den Sattel. Das spüren auch die Fricktale Velogeschäfte wie der «Bike Point» in Zeiningen. Dort läuft der Servicebetrieb derzeit auf Hochtouren. Eine besondere Herausforderung stellen dabei die vielen E-Bikes dar – denn die sind besonders komplex.

Hans Christof Wagner
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Für Michael Fuchs und Stuart Müller (hinten) von« Bike Point» in Zeiningen geht die Velosaison 2023 jetzt richtig los.

Für Michael Fuchs und Stuart Müller (hinten) von« Bike Point» in Zeiningen geht die Velosaison 2023 jetzt richtig los.

Bild: Hans Christof Wagner

Da staunt sogar der Routinier: Lenkerbruch, und das bei einem Rennvelo Baujahr 2017. «Das ist auch ein Novum für mich, so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen», sagt Michael Fuchs, Inhaber von «Bike Point» in Zeiningen. Und ergänzt: «Das ist das Schöne an meinem Job. Kein Tag ist wie der andere.»

Erlitten hat den Lenkerbruch Philippe Martin aus Maisprach. Passiert ist es in Laufenburg. Jetzt hat sich Martin die letzten Kilometer bis zu Fuchs' Velogeschäft gekämpft, wo er Stammkunde ist und auf ambulante Hilfe für sein Velo baut. Fuchs wickelt das Lenkerband ab: So kommt die Bruchstelle zum Vorschein. Martin pressiert es. Er will am nächsten Tag mit dem Velo nach Spanien.

Der Frühling ist da. Die Leute unternehmen wieder Velotouren. Und Fuchs wie Mitarbeiter Stuart Müller helfen dabei, das Velo aus dem Winterschlaf aufzuwecken. «Das Servicegeschäft fängt jetzt richtig an», sagt Fuchs. Im Depot reihen sich die Serviceaufträge aneinander. Die beiden hätten schon genug damit zu tun. Aber es kommt eben auch immer wieder Kundschaft spontan vorbei. Klar: Soweit es die Kapazität zulässt, schickt Fuchs niemanden weg – Kundenbindung eben.

80 Prozent macht der E-Bike-Anteil im Service aus

Der E-Bike-Anteil im Service bei «Bike Point» macht inzwischen 80 Prozent aus. Auch Herbert Koller aus Wallbach hat ein Elektro-Mountainbike und das Gefühl, dass daran etwas mit der hinteren Scheibenbremse nicht stimmt. Fuchs ist dankbar, dass er da ist. Er sagt:

«Die Leute warten eher viel zu lange damit, oft wenn schon fast Metall auf Metall reibt.»

Die Kette einzufetten, am besten mit Wachs, sei wichtig, auch um Quietschen, Rost und zuletzt den Kettenriss zu vermeiden. Aber eben: Bei zu grossflächigem Auftragen per Spray kann das Wachs auch auf die Bremsscheibe gelangen und so die Bremswirkung verringern.

Es sind dann doch die Bremsbeläge schuld. Müller tauscht sie gegen neue aus. Kunde Koller ist dankbar. Er sagt: «Ich mache selbst nichts dran, dafür gibt es ja die Profis.» Auch Ralf Schläpfer aus Magden ist mit seinem E-Bike gekommen. Aus dem erst vor einem halben Jahr eingebauten Stossdämpfer dringt Öl. Fuchs tauscht ihn gegen einen neuen aus, ein Garantiefall.

Stuart Müller hat mit dem Rennvelo-Lenker von Philippe Martin ordentlich und lange zu tun.

Stuart Müller hat mit dem Rennvelo-Lenker von Philippe Martin ordentlich und lange zu tun.

Bild: Hans Christof Wagner

Mit dem Boom der E-Bikes ist der Anspruch an den Service höher geworden. «Scheibenbremsen sind bei E-Bikes inzwischen Standard», sagt Fuchs. Und die haben es gegenüber den Felgenbremsen in sich. «Das heisst aber nicht, dass man sich nicht auch selbst rantrauen kann. Schliesslich gibt es auf der Videoplattform ‹Youtube› jede Menge Tutorials dafür», sagt Fuchs.

Die Dicke der Bremsscheiben im Blick haben

Aber er rät dazu, auch immer die Dicke der Bremsscheiben im Blick zu haben. Denn wenn sie dünn werden, kann der Mittelteil herausbrechen. «Dann hat man ein echtes Problem, wenn man gerade am Downhill ist», sagt der Inhaber von «Bike Point».

Kein Problem mehr mit seinem Lenker hat inzwischen Philippe Martin. Müller hat ihn gegen einen neuen ausgetauscht, ihn mit Lenkerband umwickelt und daran sämtliche Schalthebel befestigt. «Sieht aus wie neu», sagt Martin und lacht: Spanien kann kommen.