Wirtschaft
Die Auftragslage zieht 2021 stark an – doch weltweite Lieferengpässe belasten die Fricktaler Unternehmen

Die Jakob Müller Group wechselte Anfang Jahr von Kurzarbeit zu Vollbeschäftigung. Die Jehle AG stellt derzeit ein steigendes Konsumverhalten fest. Aber: Erhöhte Wiederbeschaffungszeiten und Lieferengpässe erschweren Planung und Versorgung massiv.

Dennis Kalt
Drucken
Robert Reimann, CEO der Jakob Müller Group, freut sich über eine positive Geschäftsentwicklung seit Anfang des Jahres.

Robert Reimann, CEO der Jakob Müller Group, freut sich über eine positive Geschäftsentwicklung seit Anfang des Jahres.

Bild: Sandra Ardizzone (24. Oktober 2017)

Die Wirtschaft im Fricktal hat den Coronaschock grösstenteils verdaut. Bei exponierten Unternehmen der Region sind positive Konjunkturtöne zu vernehmen. Dazu gehört etwa die im Mettauertaler Ortsteil Etzgen domizilierte Jehle AG mit rund 170 Mitarbeitenden. Das Unternehmen hat sich als Spezialist im Werkzeug- und Formenbau einen Namen gemacht; beliefert Kunden aus diversen Brachen mit Bauteilen aus Metall.

«Seit Anfang 2021 haben wir einen sehr guten Auftragseingang», sagt Martin Hummel, Leiter Verkauf und Marketing. Die Jehle AG führt dies auf zwei Gründe zurück: erstens auf ein erhöhtes Konsumvolumen der Gesellschaft als Kompensation für nicht getätigte Ausgaben wie etwa Reisen. Zweitens komme es durch die derzeitige Knappheit an Rohmaterial zu einem Absicherungsverhalten im Markt, was zu zusätzlichen Bestellmengen führe.

Wechsel von Kurzarbeit zu Vollbeschäftigung

Positive Töne sind auch von der Jakob Müller Group – einem der grössten Bandmaschinenhersteller der Welt mit Firmensitz in Frick, wo rund 300 Mitarbeitende beschäftigt werden – zu vernehmen. Gemäss CEO Robert Reimann habe man Anfang Jahr trotz anhaltender Pandemie weltweit – insbesondere in Asien – positive Gespräche geführt. Das war die Basis für ein erfolgreiches Jahr, was sich nun in einer positiven Geschäftsentwicklung zeige. Reimann sagt:

«Dadurch konnten wir Anfang des Jahres von Kurzarbeit zu Vollbeschäftigung wechseln.»
Gaby Gerber, Feldschlösschen-Mediensprecherin

Gaby Gerber, Feldschlösschen-Mediensprecherin

Bild: zvg

Die Brauerei Feldschlösschen, der Bierriese mit Sitz in Rheinfelden, hat letztes Jahr 18 Prozent an Umsatz eingebüsst. Gemäss Mediensprecherin Gaby Gerber drücken unter anderem Grossanlässe, die mehrheitlich noch nicht stattfinden, die Auftragslage. Ausnahme seien die Fussballstadien. Gerber sagt: «Fussballanlässe sind sehr gut besucht und hier sieht man einen deutlichen Nachholbedarf.»

Der verregnete Frühling und Sommer haben sich zusätzlich negativ auf die Absätze in der Gastronomie ausgewirkt. Wichtig für den Bierabsatz wird sein, wie sich die 3G-Regel in der Gastronomie auswirkt. Gemäss Gerber sei dies noch nicht vollständig klar. Teilweise sehe man eine Erholung der Gastronomie in den städtischen Gebieten. Aber:

«Anderseits haben wir Rückmeldungen aus ländlichen Gegenden, wo aufgrund der 3G-Regel weniger Gäste in die Lokale kommen.»
Geschäftsführer der Jehle AG: Raphael Jehle.

Geschäftsführer der Jehle AG: Raphael Jehle.

Bild: Sandra Ardizzone (16. Februar 2016)

Ungeachtet der guten Auftragslage der Jehle AG belastet die Rohmaterialknappheit, die seit dem Pandemiebeginn herrscht, den Wirtschaftsgang. Hummel sagt: «Die erhöhten Wiederbeschaffungszeiten und Lieferengpässe erschweren die Planung und Versorgung nach wie vor massiv.»

Und er schiebt nach: «Rasch ansteigende Kosten belasten zudem den Ertrag.» Aufgrund von Lieferengpässen aus der Halbleiterindustrie kämen diverse Fertigungen ins Stocken, was bereits zu Korrekturen in den Produktionskapazitäten führe, so Hummel. Die Verfügbarkeit von Elektronik, Komponenten und Rohmaterialien sei denn ein entscheidender Faktor für die nächsten Monate.

Herausforderung bei den Lieferketten

Robert Reimann kann die nur unterschreiben. Die grosse Herausforderung liege aktuell bei den weltweit unzureichend funktionierenden Lieferketten. Er sagt:

«Die Situation bei den Lieferketten muss sich positiv ändern. Es muss kalkulierbarer werden.»

Auch wünscht sich Reimann Stabilität für Reisen in die Absatzmärkte der Jakob Müller Group. Nach wie vor seien der persönliche Kontakt und die Beratung essenziell für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen. Er sagt: «Die digitale Welt kann dies unterstützen, aber nicht ersetzen.»