Wahlen
Wahltag ist Zahltag: In diesen Fricktaler Gemeinden ist die Stimmbeteiligung besonders hoch

Zwei Faktoren treiben die Stimmbeteiligung hoch: emotionale Sachvorlagen und heisse Wahlkämpfe. Besonders heiss war der Wahlherbst im Fricktal in Laufenburg, Möhlin und Gipf-Oberfrick. Dies zeigt sich auch an der Stimmbeteiligung, die zum Teil bereits über 40 Prozent liegt.

Thomas Wehrli
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Die Stimmbeteiligung liegt in den Gemeinden, in denen die Wahlen umstritten sind, bei rund 40 Prozent.

Die Stimmbeteiligung liegt in den Gemeinden, in denen die Wahlen umstritten sind, bei rund 40 Prozent.

Gaetan Bally/Keystone

An diesem Wochenende geht es in den Fricktaler Gemeinden um die Wurst – oder treffender: um die Frage, wer die Gemeinden in den nächsten vier Jahren führt. Die Zusammensetzung des Gemeinderates bestimmt den Kurs der Gemeinde und damit auch ihre Zukunft mit. Für einige Politiker dürfte der Wahltag vom Sonntag zudem zum Zahltag werden, denn in mehreren Fricktaler Kommunen kann es auch zu Abwahlen kommen.

Wie die Karten am Sonntag gemischt werden, hängt nicht zuletzt von der Mobilisierung der Wähler ab. Generell gilt: Besonders hoch ist die Stimmbeteiligung bei emotionalen und umstrittenen Sachvorlagen – dazu zählt aktuell «Ehe für alle» – und bei Kampfwahlen.

Stimmbeteiligung liegt bereits bei 42 Prozent

Will Ammann von Laufenburg werden: Meinrad Schraner

Will Ammann von Laufenburg werden: Meinrad Schraner

Zvg/Aargauer Zeitung

Den härtesten Fight liefern sich in diesem Jahr die Kandidaten in Laufenburg. Hier wollen nicht nur sieben Kandidaten auf einem der fünf Sessel Platz nehmen, sondern die Spitzen von FDP und SVP wollen zugleich einen Führungswechsel herbeiführen. Der heutige Vizeammann Meinrad Schraner (SVP) soll Ammann werden, Stadtrat André Maier (FDP) Vizeammann.

Will Ammann von Laufenburg bleiben: Herbert Weiss.

Will Ammann von Laufenburg bleiben: Herbert Weiss.

Zvg/Aargauer Zeitung

Dagegen wehrt sich Ammann Herbert Weiss (Die Mitte); er will der Primus inter pares bleiben. Support bekommt er dabei von den anderen beiden amtierenden Stadträten, Regina Erhard (Die Mitte) und Christian Rüede (SVP) – Letzterer kandidiert nun seinerseits gegen Maier als Vizeammann.

Wer wird das Rennen machen? Diejenige Seite, die besser mobilisiert. Aktuell sind laut Stadtschreiber Marco Waser rund 42 Prozent der Stimmcouverts bei der Stadtkanzlei eingetroffen. Dies lässt auf eine Stimmbeteiligung von 50 bis 55 Prozent schliessen. Damit dürfte sie zwar keinen Rekordwert erreichen, aber im Vergleich doch recht hoch liegen.

Spaltung in zwei Lager

Bei den Grossratswahlen 2020 lag die Stimmbeteiligung in Laufenburg bei 41 Prozent, bei den letzten Gesamterneuerungswahlen des Stadtrates 2017 gar bei schlappen 22,3 Prozent – dies auch deshalb, weil alle fünf Bisherigen in gleicher Funktion antraten und es keine Kampfkandidaturen gab.

Die eher hohe Stimmbeteiligung führt Waser auf den emotionalen Wahlkampf zurück. Er sagt:

«Die mediale Ausschlachtung und die zum Teil emotionsgeladenen Diskussionen führen grösstenteils zu einer Spaltung der Wählerschaft in zwei Lager.»

Die Dynamik einer «Kampfwahl» treibe die Stimmbevölkerung zum Wählen an, ist er überzeugt. Selbstverständlich spielte auch Vitamin B eine Rolle und es werde innerhalb der eigenen Reihen lobbyiert.

In Möhlin kommt es zum Dreikampf um den Ammannsessel

In Möhlin, wo es am Wochenende ebenfalls spannend wird, liegt die Stimmbeteiligung am Mittwoch ebenfalls bereits bei 39 Prozent. Gemeindeschreiber Marius Fricker sagt:

«Der Rücklauf ist sicher höher als bei einer normalen Abstimmung.»

Er führt dies zum einen auf die eidgenössische Vorlage «Ehe für alle» zurück, zum anderen auf die Gemeinderatswahlen. Fricker rechnet mit einer Wahlbeteiligung von knapp über 50 Prozent.

Ausser Fredy Böni (3.v.l.) treten in Möhlin alle Bisherigen wieder an – dazu vier Neue.

Ausser Fredy Böni (3.v.l.) treten in Möhlin alle Bisherigen wieder an – dazu vier Neue.

Zvg/Fricktal

In Möhlin wollen nicht weniger als acht Einwohner – darunter keine Frau – auf einem der fünf Sessel Platz nehmen. Neben den vier Bisherigen – einzig Gemeindeammann Fredy Böni tritt nicht mehr an – buhlen vier Neue um die Gunst der Wähler. Spannend ist in Möhlin auch die Ammannwahl, liefern sich doch Karl Eiermann (FDP, bisher), Markus Fäs (SP, bisher) und Pit Sägesser (parteilos, neu) einen Dreikampf.

Stimmbeteiligung von rund 55 Prozent in Gipf-Oberfrick erwartet

Will Ammann von Gipf-Oberfrick werden: Verena Buol.

Will Ammann von Gipf-Oberfrick werden: Verena Buol.

Zvg/Aargauer Zeitung

Bei 40 Prozent Rücklauf der Stimmcouverts ist man aktuell auch in Gipf-Oberfrick. Gemeindeschreiber Urs Treier ist überzeugt:

«Vor allem der Umstand, dass ein richtiger Wahlkampf stattfindet, und zwar nicht nur um die fünf Gemeinderatssitze, sondern auch um den Sitz des Gemeindeammanns, führt bestimmt zu einer höheren Stimmbeteiligung.»
Will Ammann von Gipf-Oberfrick werden: Peter Schraner.

Will Ammann von Gipf-Oberfrick werden: Peter Schraner.

Zvg/Aargauer Zeitung

Sechs Kandidaten wollen in Gipf-Oberfrick auf einem der fünf Sessel Platz nehmen. Zudem kommt es zum Zweikampf um das Ammannamt zwischen Verena Buol (SP, bisher) und Peter Schraner (parteilos, neu). Treier rechnet mit einer Stimmbeteiligung von rund 55 Prozent, «vielleicht noch etwas höher». Im Schnitt liegt die Stimmbeteiligung in Gipf-Oberfrick bei 40 bis 45 Prozent.

Wahlkampf in Frick verlief ausgesprochen ruhig

Etwas anders sieht es in der Nachbargemeinde Frick aus. Zwar buhlen auch hier sechs Kandidaten um einen der fünf Sitze – doch der Wahlkampf verlief ausgesprochen ruhig. Die Rücklaufquote der Stimmcouverts liegt wohl auch deshalb «erst» bei 32 Prozent. Gemeindeschreiber Michael Widmer relativiert:

«Am Abstimmungswochenende vor vier Jahren mit Gemeinderatswahlen und drei eidgenössischen Vorlagen lag die Stimmbeteiligung bei 36 Prozent. Im Vergleich dazu ist der Wert von 32 Prozent vier Tage vor dem Wahlsonntag eher hoch.»

In Mettauertal, wo am Wochenende keine Wahlen stattfinden, liegt die Stimmbeteiligung aktuell bei rund 30 Prozent. Sandra Umbricht, Gemeindeschreiber-Stellvertreterin, rechnet mit einer Stimmbeteiligung von rund 35 Prozent.

In Rheinfelden wurde der Stadtrat im Juni gewählt, am Sonntag findet noch die Ammann- und Vizeammannwahl statt. Aktuell liegt die Stimmbeteiligung bei 35 Prozent. Stadtschreiber Roger Erdin sagt:

«Wir rechnen mit einer Stimmbeteiligung von 45 bis 50 Prozent.»