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Für den behindertengerechten Umbau hat der Vogelpark Ambigua via Crowdfunding bereits 60000 Franken eingenommen. Rund 70 Vögel sind im Jahr 2018 im Park hinzugekommen. Ausserdem war 2018 ein gutes Jahr – mit Doppelt so vielen Führungen.
Der blaue Ara aus Südamerika, der auf seiner Schulter sitzt, hat es ihm angetan. Rolf Lanz, Leiter des Vogelparks Ambigua in Zeihen, schmunzelt, als der 1,5 Kilogramm schwere Vogel seinen Kopf um 90 Grad dreht und mit dem spitzen Schnabel sein Gesicht liebkost. Anschliessend gibt es für den einen Meter langen Papagei eine Walnuss als Belohnung. «Knack» – und aus seinem Schnabel heraus zerspringt die Schale in ihre Einzelteile.
Doch nicht nur der Umgang mit seinen «Liebsten» bereitet Lanz Freude – gleiches gilt für den Rückblick auf die Saison 2018, für die er eine positive Bilanz zieht. An die 100 Führungen und Veranstaltungen haben Vereine, Schulen und Firmen bei ihm gebucht – doppelt so viele wie im Jahr 2017. «Wir konnten mit den Einnahmen die laufenden Betriebskosten decken», sagt Lanz. Um weitere Einnahmen zu generieren, plant er ein Ferienressort für Papageien und Sittiche im Park anzubieten. «Bei vielen Dienstleistern können Hunde oder Katzen temporär abgegeben werden. Für Vögel fehlt jedoch ein gleichwertiges Angebot», so Lanz. Das Gebäude für das Vogel-Ferienressort hat die Häseli Holzbaulösungen AG als «Lehrlingsgebäude» dem Vogelpark zu günstigen Konditionen errichtet.
Alles andere als günstig ist jedoch der Umbau, um den Vogelpark behindertengerecht zu machen: Knapp 100 000 Franken werden fällig. «Nach den vielen Anfragen von Altersheimen und karikativen Einrichtungen nach Führungen haben wir uns entschlossen, den Park dementsprechend umzubauen», sagt Lanz. «Der Kiesboden auf dem Gelände ist für Menschen im Rollstuhl oder auch Eltern, die mit dem Kinderwagen unterwegs sind, kaum befahrbar.» Deswegen weicht der Kiesbelag einem Mergelboden. Zusätzlich erhält der Park eine behindertengerechte Toilette. Um die Finanzierung zu stemmen, hat Lanz vor einigen Wochen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die noch bis Ende Monat läuft. Gut 60 000 Franken sind bis dato zusammengekommen. «Wenn wir Ende des Monats die 70 000-Franken-Marke erreichen, sind wir mehr als glücklich», so Lanz. Der Restbetrag soll durch weiteren «Goodwill» zusammenkommen.
«Langsam stossen wir an unsere Kapazitätsgrenzen», sagt Lanz. Der Vogelpark hat alleine im letzten Jahr etwa 70 neue Vögel aufgenommen. Dass die Volieren von Lanz zum Auffangbecken für Papageien werden hat einen einfachen Grund: Per 1. September 2018 ist das revidierte Tierschutzgesetz – 2008 vom Bund beschlossen – in Kraft getreten. Damit einhergeht, dass Papageien mindestens zu zweit bei einer minimalen Gehegegrösse von 30 Kubikmetern gehalten werden müssen. «Viele Vögel, die wir aufgenommen haben, stammen von Privatbesitzern. Für sie ist der Aufwand gross, das Gehege anzupassen», sagt Lanz.
Darüber hinaus wurden Lanz und seine Wildtierpflegerin vom Veterinäramt der Stadt Basel beauftragt, eine Beschlagnahmung durchzuführen. Aus einer Schrebergartenanlage mussten sie 34 Vögel befreien, die auf engstem Raum eingepfercht waren und sich in einem jämmerlichen Zustand befanden. «Dieser Anblick hat mir in der Seele wehgetan», sagt Lanz. «Leider haben es nicht alle geschafft, aber den meisten geht es nun in Zeihen wieder gut.»